Wer das Savoir-vivre – die Kunst, das Leben zu genießen – noch nicht beherrscht, hat im Hinterland von Marseille die beste Gelegenheit dazu, es zu lernen. Auf meiner Reise entdecke ich unter anderem die beeindruckenden Calanques, erkunde die Wurzeln des bekannten Pétanque-Spiels und „treffe“ Alma Mahler-Werfel.
Café au Lait, Pain au Chocolat und eine imposante Aussicht auf Cap Canaille, mit fast 400 Metern höchste Steilküste Frankreichs – meine Reise könnte nicht schöner beginnen. Hier in Cassis genieße ich einen ersten Blick auf die Calanques – die fjordartigen, steil abfallenden, vielfach malerischen Buchten aus Kalkstein entlang der Mittelmeerküste, die sich von Marseille bis hierher erstrecken. Sie beherbergen eine einzigartige Flora und Fauna, die man man beim Wandern und Klettern im Nationalpark Calanques entdecken kann.
Auf einem E-Bike erkunde ich die Gegend und die Weinberge rund um Cassis. Auf dem Weingut La Dona Tigana, das dem früheren Fußball-Nationalspieler Jean Tigana gehört, koste ich Weiß- und Roséwein. Nur so viel, dass es mit dem Rad unbedenklich retour geht, wo ich mit Blick auf den beschaulichen Hafen im Café Liautaud speise. Erst wenige Stunden hier, bin ich innerlich längst angekommen.
Kulinarik, Wandern und traditionelles Kugelspiel
Nach einer kurzen Autofahrt erreiche ich das Hotel La Magdeleine in Gémenos, in dem ich übernachte. Platanen vor dem Haus strahlen die Ruhe aus, die ich hier finden werde. Meine Vorstellung eines romantischen Provence-Urlaubs wird zur Realität: Ein altes, schick und geschmackvoll eingerichtetes Herrenhaus mit nur 28 Zimmern, weitläufigem Park und kleinem Pool. Beim Diner schmeckt man dann mit jedem Bissen, dass Maître Mathias Dandine, der das Haus mit seiner Frau führt, zu Recht einen Michelin-Stern hat.
Darüber, dass ich das Radfahren bereits hinter mir habe, freue ich mich, als es am nächsten Tag über die Bergstraße Route des Crêtes nach La Ciotat geht. Beachtlich, wie sich Rennradfahrer über die Steigungen der 15 Kilometer langen kurvigen Bergstraße mühen. Was ich vor den Radlern weiß: Die traumhafte Aussicht auf das Meer und die Calanques wird sie für ihre Anstrengungen entschädigen.
In La Ciotat, wo früher Öltanker produziert wurden und heute Luxusjachten gewartet werden, treffe ich Wanderführer Romuald. Er entführt mich in den großen botanischen Garten Parc du Mugel. Es geht weiter zur Kapelle Notre-Dame de la Garde, von wo aus man einen herrlichen Panoramablick genießt. Abkühlung wartet beim Schwimmen in der wunderschönen Bucht Calanques de Figuerolles und einem Glas kühlen Weißwein.
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE:
www.france.fr
provence-alpes-cotedazur.com/de
ANREISE: Direktflug Wien-Marseille mit Austrian Airlines oder Nachtzug Wien-Paris und weiter mit dem TGV nach Marseille
HOTEL-TIPPS:
Hotel La Magdeleine: www.relais-magdeleine.com/en/
Hotel & Spa du Castellet: https://www.hotelducastellet.net/en/
Eine Reise empfiehlt sich besonders abseits der Hochsaison.
Bei der folgenden Stadtführung lerne ich, dass das Eden Théâtre das älteste noch in Betrieb befindliche Kino der Welt ist. Und ich darf selbst probieren, worüber ich früher im Französisch-Unterricht gelernt habe: das Pétanque-Spiel, das in La Ciotat erfunden wurde und Variante des Kugelspiels Boule ist. Im Boulodrome Jules Lenoir wartet Vincent „Enzo“ Balbi. Er ist Präsident des Pétanque-Vereins, erklärt die Historie des Spiels und lässt mich selbst versuchen. Abends überrascht mich ein Feuerwerk – was für ein passendes Resümee zum bisher Erlebten.
Mein letzter Tag führt mich nach Sanary-sur-Mer, das in den 1930er-Jahren Exil-Heimat für Literaten wie Aldous Huxley oder Lion Feuchtwanger war. Auch Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel waren hier. Am kleinen Haus mit Türmchen, in dem sie gewohnt haben, komme ich beim Rundgang mit Ina Berato vorbei. Danach bleibt Zeit über den Markt von Sanary zu flanieren, wo sich der Duft von Käse, Brot, Obst, Gemüse und Fisch mischt.
Zum Abschluss kehre ich auf ein ausgezeichnetes Mittagessen im exklusiven Hotel & Spa du Castellet im gleichnamigen Ort ein. Es liegt am Rande eines Pinienwaldes gegenüber der Motorsport-Rennstrecke Paul Ricard, die gar einen kleinen Flughafen hat. Ich nehme eine GolfSchnupperstunde bei Trainer Simon. Er attestiert mir – nach einigen Abschlägen mit richtig positioniertem Hinterteil – Talent. Ob ich anfange, überlege ich noch. Bei Sonnenuntergang geht es dem feuerroten Himmel entgegen zum Flughafen. Mit viel „Gepäck“, denn meine Frankreich-Liebe hat deutlich zugenommen.
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