Seite heuer zeichnen Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh für das Festival des österreichischen Films verantwortlich. Im Vorfeld des Diagonale-Starts am 4. April traf die „Krone“ die beiden Neo-Intendanten zu einem Gespräch.
Heuer liegt die Leitung der Diagonale erstmals in Ihren Händen. Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Leitung zu bewerben, was verbinden Sie mit dem Festival?
Claudia Slanar: Wir sind eigentlich „Diagonale-Natives“. Schon beim ersten Festival in Graz im Jahr 1998 waren wir als Studenten des Lehrgangs für Film- und Geisteswissenschaften dabei. Seit damals kennen wir uns und seit damals waren wir auch immer wiederbei der Diagonale, als Besucher, als Moderatoren, als Juroren.
Dominik Kamalzadeh: Wir sind tatsächlich kein gecastetes Intendanten-Team. Über die Jahre haben wir uns immer wieder getroffen, uns über Filme ausgetauscht.
CS: Und als die Ausschreibung kam, haben wir uns gedacht, wir probieren´s einfach. Wir haben dann auch sehr schnell unser Konzept gehabt.
DK: Es war ein guter Zeitpunkt in unserer Arbeitsbiografie, uns noch einmal neu zu positionieren. Eine Herausforderung anzunehmen.
Sehen Sie den Austragungsort Graz als Vorteil oder als Problem für die Diagonale?
Beide: Also als Problem sicher nicht!
CS: Die Diagonale ist schon so lange mit Graz verbunden, dass wir sie gar nicht mehr anders denken können. Es gibt in Graz so eine hohe Akzeptanz des Festivals, sie ist so ein Fixpunkt, diese breite Unterstützung möchten wir auf keinen Fall missen.
DK: Außerdem ist es schön aus der eigenen Umgebung herauszukommen und in Graz einen zweiten Lebensmittelpunkt zu haben, zumal die Stadt unglaublich kulturaffin ist. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele unterschiedliche Player es hier gibt. Das wird für uns auch in den kommenden Jahren interessant, die Hand in die eine oder andere Richtung auszustrecken.
Was kann dieses Festival, was tut es für den österreichischen Film?
DK: De Diagonale ist ein Festival, das vieles zugleich leistet. Ein Alleinstellungsmerkmal ist, dass hier die Branche zusammenkommt und sich austauschen kann. Es wird viel diskutiert, und manchmal hatte die Diagonale auch die politische Aufgabe, bestimmte Veränderungen in die Wege zu leiten. Das wollen wir weiterführen und auch ein wenig mehr internationalisieren, damit auch dieser Austausch, der ja schon vorhanden ist, gestärkt wird.
CS: Das Festival soll auch weiterhin ein Ort sein, wo man Entdeckungen machen kann. In einer Zeit, in der wir ständig vom bewegten Bild umgeben sind, wollen wir durch das kuratierte Programm einen Kompass durch das aktuelle Filmgeschehen, nicht nur das österreichische, geben.
DK: Die Diagonale ist auch eine Art Schutzzone, wo man sich ungestört in die Materie hineindenken kann. Diese Konzentration soll auch durch die neue zeitliche Ausrichtung von Donnerstag bis Dienstag unterstützen werden. Zudem wollen wir so Publikum und Branche mehr zusammenführen.
Es gibt auch neue Formate wie „Nachspann“, gibt es hier mehr Konzentration auf bestimmte Filme und Themen?
CS: Durchaus, in diesen Gesprächen nach der Vorführung soll das Format auch ein bisschen aufgebrochen werden, nicht nur ein Dialog zwischen Moderator und Regisseur oder Darsteller sein. Ein „Nachspann“ ist etwa Michael Glawogger gewidmet, da kommen auch performative Elemente vor.
DK: Einer ist auch für den deutschen Regisseur Christoph Hochhäusler vorgesehen, der in diesem Gespräch über seine genrespezifischen Anbindungen und seine Position im deutschen Film sprechen kann.
Ist Christoph Hochhäusler eines der Beispiele für die internationale Verortung?
DK: Insgesamt ist es so, dass wir den Begriff des „Nationalen“ erweitern wollen. Was macht den österreichischen Film aus, ist ja eine der zentralen Fragen des Festivals. Dazu gehört etwa auch das filmhistorische Special „Die erste Schicht“ über Arbeitsmigration aus Sicht der Herkunftsländer.
CS: Dazu gehören aber auch die internationalen Koproduktionen, die ja immer mehr werden.
Kann man inhaltliche und technische Entwicklungen an der Diagonale ablesen?
CS: Ich glaube schon, dass man technische Entwicklungen relativ schnell ablesen kann. Was die Inhalte angeht, haben wir nicht danach kuratiert, sondern erst nach unserer Auswahl gesehen, dass sich thematische Schwerpunkte ergeben.
Die Diagonale öffnet sich auch immer mehr anderen Bereichen, es gibt etwa mehr Ausstellungen.
DK: Im experimentellen Bereich haben sich Film und bildende Kunst immer überschnitten, sich gegenseitig inspiriert. Spannend ist aber, dass sich auch die einzelnen Genres immer mehr beeinflussen. Gerade im Bereich des Dokumentarfilms sind die österreichischen Beiträge viel experimenteller.
Es gibt auch wieder viele Partys.
CS: Das gehört auf jeden Fall zum Festival dazu.
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