Wo steht Fußball-Kärnten derzeit? Die zwei Bundesliga-Klubs überdecken alles. Denn der Nachwuchs hinkt nach, die Girls haben wenig Perspektive, die Schiris fehlen und die Infrastruktur ist eine Baustelle – eine Analyse:
Blickt man in die Bundesliga, kann man als Kärntner Fußballfan jubeln: Mit WAC und Austria Klagenfurt hat man zwei Topklubs oben drin. Den einen schon seit zwölf Jahren samt Europacup-Galastunden, den anderen zum dritten Mal seit dem Aufstieg in der Meistergruppe. Alles top, oder?
Naja, so ist’s nicht. Denn alles darunter hinkt in unserem Bundesland derzeit gewaltig hinterher. Aber der Reihe nach. . .
Der Nachwuchs
Blickt man auf die U14-Bundesländer-Meisterschaft, ergibt sich ein ernüchterndes Bild für unsere Auswahl-Teams: Letzter bei den Mädels mit drei Zählern, 6:12-Toren. Schlusslicht bei den Burschen mit null Punkten und 2:13-Treffern.
Schaut man auf die Akademie-Teams, ist’s nicht viel besser: In der U18 ist WAC Letzter, Klagenfurt Drittletzter. In der U16 bildet Wolfsberg das Schlusslicht, rangiert die Austria (mit mehr Spielen als die Verfolger) auf Platz acht. In der U15 sind die Klagenfurter sieglos Letzter und die „Wölfe“ Neunter. Dem nicht genug: Im kommenden Spieljahr muss die violette Akademie ja auch noch in die 2. Leistungsstufe absteigen. . .
Der Damenfußball
Auch da sieht es düster aus. Seit 2014 haben wir keinen Klub mehr in der 1. Frauenliga – einst war es SK Kärnten, der meist in den Top 3 war. Am Ende waren’s die Carinthians Soccer Women. Heute gibt’s mit den Carinthians Spittal nur noch einen Zweitligisten, der in der 12er-Liga auf Platz 6 rangiert. Zum Vergleich: Nur Kärnten und Burgenland stellen kein Erstliga-Team! Immerhin hat man mit Katharina Naschenweng (Bayern), Chiara D’Angelo (Hoffenheim), Michela Croatto (Leipzig) & Kristin Krammer (Nürnberg) vier Deutschland-Legios. Wenn man was verdienen will, muss man aber halt raus aus Kärnten.
Die Schiedsrichter
2013 hat Manfred Krassnitzer sein letztes Bundesliga-Spiel gepfiffen. Seitdem herrscht in Kärnten Ebbe. Mit dem Klagenfurter Emil Ristoskov gibt es genau einen Zweitliga-Schiri – das war’s. Nur 165 Referees laufen insgesamt in Kärnten und Osttirol auf. Die Nachwuchssorgen sind daher groß – klar, wenn es kaum Vorbilder à la Alfred Wieser (einst FIFA-Schiri) mehr gibt.
Die Infrastruktur
Austrias Nachwuchs-, Amateur- und Damen-Teams spielen und trainieren in Glanegg, Feldkirchen oder Brückl. Und die WAC-Akademieteams gondeln nach St. Veit – keine optimalen Zustände. Zudem gibt es in Kärnten nur 14 Großfeld-Kunstrasenplätze, zwei in Osttirol – aufgeteilt auf 173 gemeldete Vereine. Zum Vergleich: Salzburg hat 23 Kunstgrünflächen für 118 Klubs.
Regionalliga & 2. Liga
Seit der Saison 2015/16 verfügte Kärnten über nie mehr als drei Klubs in der 3. Spielklasse. 2008/09 hatte man zuletzt sogar sechs. Heute sind’s mit ASK und den WAC Amateuren nur noch zwei abstiegsgefährdete Vereine. Während in der „Mitte“ die Oberösterreicher und Steirer mit je sieben Klubs dominieren, will bei uns kaum jemand aus der Kärntner Liga rauf. Und in der 2.…Liga gibt’s (wie auch nur in Tirol und Burgenland) ohnehin keinen Vertreter.
„Bitte verliert nie die Lust. . .“
Darum die Botschaft an WAC-Mäzen Didi Riegler und Austria-Gesellschafter Zeljko Karajica: Bitte verliert nie die Lust am Fußball, sonst sieht es in Kärnten düster aus. . .
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