Aktuelle Umfrage

Mehrheit der FPÖ-Wähler sieht Öxit-Pläne bei Kickl

Politik
21.03.2024 11:09

Eine Mehrheit der Österreicher attestiert FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer aktuellen Umfrage einen Wunsch nach dem „Öxit“ – einem Austritt Österreichs aus der EU. Auch eine Mehrheit der FPÖ-Wähler sieht das so. Die Freiheitlichen weisen derartige Pläne aber von sich.

Laut der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des European Council on Foreign Relations (ECFR) sehen 56 Prozent der FPÖ-Wähler und 59 Prozent der Wähler anderer Parteien „Öxit“-Pläne bei Kickl. Durchgeführt wurde die Erhebung in insgesamt zwölf EU-Staaten. Der FPÖ-Obmann zählt demnach zu den rechtspopulistischen Parteiführern, bei denen der größte Wunsch nach einem Austritt aus der Europäischen Union wahrgenommen wird.

„Nexit“ und „Swexit“
Lediglich beim niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders ist das Meinungsbild noch gefestigter. Jeweils 63 Prozent seiner Wähler und anderer Wähler schreiben Wilders einen Austrittswunsch zu. Beim Chef der Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson, sind es 67 Prozent der eigenen und 57 Prozent der anderen Wähler. Diese hohen Werte sind nicht überraschend, warben die beiden Politiker doch jahrelang offen für einen „Nexit“ beziehungsweise „Swexit“.

Die FPÖ hat „Öxit“-Gedanken bisher von sich gewiesen, nachdem das Thema eine wichtige Rolle bei den gescheiterten Präsidentschaftsambitionen des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer im Jahr 2016 gespielt hatte.

Knapp hinter Kickl liegen die Chefs der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ (AfD), Tino Chrupalla und Alice Weidel. 58 Prozent der AfD-Wähler, aber nur 55 Prozent der Wähler anderen Parteien glauben, dass Chrupalla und Weidel einen „Dexit“ anstreben.

Fakten zur Umfrage

  • Die Umfrage wurde von den Instituten Datapraxis und YouGov im Jänner 2024 online durchgeführt. 
  • Befragt wurden Wähler und Wählerinnen ab 18 in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Spanien und Ungarn.

Wahrnehmung geht oft auseinander
Deutlich auseinander geht die Wahrnehmung bei den rechtspopulistischen Parteichefs in Polen, Ungarn und Frankreich. Während die Wähler von Jarosław Kaczyński und Viktor Orbán den beiden Parteichefs nur zu jeweils 21 beziehungsweise 18 Prozent einen EU-Austrittswunsch zuschreiben, haben die Wähler anderen Parteien in Polen und Ungarn zu 66 beziehungsweise 49 Prozent diese Wahrnehmung. In Frankreich ist es umgekehrt. 58 Prozent der Wähler der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen sehen sie als „Frexit“-Bannerträgerin, aber nur 38 Prozent der Wähler anderer Parteien.

Die FPÖ unter Kickl lehnt einen Öxit ab, die Wähler sehen das aber anders. (Bild: APA/Erwin Scheriau)
Die FPÖ unter Kickl lehnt einen Öxit ab, die Wähler sehen das aber anders.
Will Orban den EU-Austritt Ungarns? Viele Menschen, die nicht seine Partei wählen würden, sehen das so. (Bild: AP)
Will Orban den EU-Austritt Ungarns? Viele Menschen, die nicht seine Partei wählen würden, sehen das so.

Meloni als pro-europäisch wahrgenommen
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die starke pro-europäische Wahrnehmung der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni. Lediglich 18 Prozent der Wähler anderer italienischen Parteien und 15 Prozent der Wähler ihrer „Fratelli d‘Italia“ glauben, dass Meloni einen „Italexit“ anstrebt. Damit hat sie von allen abgefragten rechtspopulistischen Parteiführern den niedrigsten Wert.

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Die Umfrage folgt der Strategie der Brüsseler Eliten, die all jene Kräfte, die gegen die massiven Fehlentwicklungen ankämpfen, als Feinde Europas denunzieren.

Kein gutes Haar an der Umfrage lässt FPÖ-Abgeordnete Petra Steger.

Keine Freude mit der Meinungsumfrage hat die FPÖ. „Die Umfrage folgt sichtlich der Strategie der zentralistischen Brüsseler Eliten, die all jene Kräfte, die gegen die massiven Fehlentwicklungen in zentralen Bereichen wie Asyl, Klimawahn und Kriegstreiberei ankämpfen, als Feinde Europas denunzieren und ihnen Austrittsgelüste unterstellen“, teilte FPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Steger am Donnerstag in einer Aussendung mit.

„Europa der Vaterländer“ statt „Öxit“
Die „patriotischen Kräfte“ würden sich vielmehr „für eine Rückkehr zu einem Europa der Vaterländer einsetzen und ihren Heimatländern die nationale Souveränität zurückgeben wollen“, betonte die Nummer zwei der EU-Kandidatenliste der FPÖ. Sie vermutete eine politische Motivation hinter der Umfrage und verwies darauf, dass zu den Financiers des ECFR neben dem Europaparlament auch „die üblich verdächtigen Globalisten-Organisationen wie die Bill & Melinda-Gates-Stiftung, die Open Society Foundation der Soros-Familie und mit der Heinrich-Böll-Stiftung auch die Parteiakademie der deutschen Grünen“ zählen.

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