„Auffällige Schönheit“

Neu entdeckter Käfer fast mit Vogelkot verwechselt

Wissenschaft
21.03.2024 12:08

Ein Sensationsfund wäre einem australischen Forscher beinahe durch die Finger geglitten – er verwechselte einen neu entdeckten Käfer fast mit Vogelkot. Dabei handelt es sich bei dem Insekt nicht nur um eine neue Art, sondern gar um eine gänzlich neue Gattung. Das ungewöhnliche Erscheinungsbild dürfte dabei einen konkreten Zweck haben.

„Ich ging eines Morgens über den Campingplatz der Binna Burra Lodge (im Lamington-Nationalpark südlich von Brisbane; Anm.), als mir etwas auf einem Lomandra-Blatt ins Auge fiel“, berichtete James Tweed, Doktorand an der University of Queensland. Gemeinsam mit anderen Forschern war er dort beim Zelten im Regenwald im Hinterland der Gold Coast.

„Zu meinem Erstaunen sah ich dann den außergewöhnlichsten und flauschigsten Bockkäfer, den ich je gesehen hatte. Mit einer Größe von 9,7 Millimetern war er eine auffällige rot-schwarze Schönheit, die mit langen weißen Haaren bedeckt war.“

Erst am zweiten Blick offenbarte sich, dass es sich bei dem Käfer keineswegs um Exkremente handelt. (Bild: James Tweed/University of Queensland)
Erst am zweiten Blick offenbarte sich, dass es sich bei dem Käfer keineswegs um Exkremente handelt.

Selbst erfahrenste Experten kannten Insekt nicht
Was Tweed zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Bei dem Insekt handelt es sich um eine bemerkenswerte neue Gattung von flauschigen Bockkäfern. Nach der Reise durchforstete der Jungforscher Bücher, wissenschaftliche Abhandlungen und das Internet, um eine Übereinstimmung mit der Art zu finden, aber nichts sah auch nur annähernd ähnlich aus. Fotos, die in einer Facebook-Gruppe für australische Käfer gepostet wurden, weckten viel Interesse, aber selbst die erfahrensten Experten konnten keine Antworten geben.

Eine E-Mail an die Experten der Australian National Insect Collection (ANIC) bestätigte schließlich den sich aufdrängenden Verdacht. Die Experten dort bestätigten, dass es sich zweifelsohne um eine völlig neue Art handelt. Aber dem nicht genug – als Tweed dann in der ANIC selbst seine Entdeckung mit der umfangreichen Sammlung vergleichen konnte, stellte sich heraus, dass es sogar eine gänzlich neue Gattung – oder Familie von Arten – ist.

Aussehen nicht sonderlich schmackhaft
Der Name des unerwarteten Sensationsfunds: Excastra albopilosa. „Wir haben den Namen Excastra für die Gattung gewählt, was lateinisch für ,vom Lager‘ ist, und für den Artnamen haben wir uns für albopilosa entschieden, was übersetzt ,weiß und haarig‘ bedeutet“, so Tweed. „Wir wissen noch nicht, wozu diese Haare dienen, aber unsere erste Theorie ist, dass sie das Insekt so aussehen lassen, als sei es von einem insektenabtötenden Pilz getötet worden.“

„Dies würde möglicherweise Raubtiere wie Vögel davon abhalten, das Insekt zu fressen, aber bis jemand mehr Exemplare findet und diese Art weiter untersucht, können wir nicht mit Sicherheit sagen, warum dieser Käfer so haarig ist.“

Rätsel, warum Käfer bislang unentdeckt blieb
Das Gebiet in der Nähe des Lamington-Nationalparks ist seit mehr als 100 Jahren bei Entomologen beliebt, sodass es rätselhaft ist, dass er bis jetzt noch nicht gefunden wurde. Auch Tweed selbst hatte dabei noch keinen Erfolg: „Ich bin mehrmals zurückgekommen, um nach weiteren Exemplaren zu suchen, aber ich hatte kein Glück.“

Klimawandel reduziert Chancen auf Sichtungen
Der Zufallsfund ist dabei ein weiterer Hinweis darauf, dass zahlreiche Arten auf dem Globus noch nicht entdeckt wurden. Schätzungen gehen davon aus, dass es rund 5,5 Millionen geben dürfte – aber nur ein Fünftel davon ist bislang benannt und beschrieben worden. „Insekten sind die vielfältigste Gruppe von Tieren auf unserem Planeten, aber auch die am wenigsten geschätzte und untersuchte.“

Doch diese enorme Artenvielfalt ist auch in Gefahr geraten, wie Tweed klar herausstreicht. Insbesondere durch den Klimawandel, aber auch durch die vielen menschlichen Eingriffe in die Natur „erleben wir weltweit einen rapiden Rückgang der biologischen Vielfalt“, zeigt er sich alarmiert. Viele unbekannte Arten seien dadurch vom Aussterben bedroht; noch lange, bevor sie überhaupt entdeckt werden. 

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