In Österreich sind die Fallzahlen trotz Migrationsbewegungen relativ stabil, im Jahr 2023 wurden 422 Fälle gemeldet. Schnelle Diagnose und effiziente Behandlung sind die wichtigsten Waffen im Kampf gegen diese weltweit häufigste tödlich verlaufende, aber prinzipiell heilbare Infektionskrankheit. Eine große Bedrohung stellt vor allem die Entwicklung von multiresistenter Tuberkulose dar.
Weltweit ist Tuberkulose hinsichtlich der verursachten Todeszahlen die zweithäufigste Infektionskrankheit nach COVID-19 und liegt somit noch vor HIV und AIDS. 2022 starben insgesamt 1,3 Millionen Menschen daran. Im selben Jahr erkrankten weltweit rund 10,6 Millionen Menschen, darunter 1,3 Millionen Kinder.
Besonders besorgniserregend ist die Situation bei multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB), die weiterhin eine ernsthafte Bedrohung darstellt. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) klärt daher anlässlich des Welt-Tuberkulosetags am 24. März auf.
Bakterien werden durch Husten und Niesen übertragen
Die Erreger, die Tuberkulose-Bakterien, werden durch Tröpfchen in der Atemluft (Husten, Niesen) übertragen. Meist manifestiert sich die Erkrankung in der Lunge (Lungentuberkulose), doch können fast alle Organe betroffen sein (Organtuberkulose).
Österreich zählt global zu den Niedriginzidenzländern.
OA Dr. Michael Knappik, MPH, Facharzt für Innere Medizin, Infektiologie und Tropenmedizin, Klinik Penzing, Wien
Bild: privat
Ob der menschliche Körper die TB-Infektion abwehren kann oder daran erkrankt, ist von Faktoren wie dem Ernährungszustand und Immunstatus abhängig. Tuberkulosebakterien können sich aber auch im Körper abkapseln. Sie sind dann inaktiv, breiten sich nicht weiter aus, können aber jahrelang in diesem Zustand überleben. Der Träger ist beschwerdefrei, man spricht von einer latenten TB Infektion. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung ist Träger einer solchen latenten Tuberkulose.
Erst bei einer Schwächung des Immunsystems kann es, oft erst nach Jahren, zu einer Aktivierung der Erkrankung kommen. Man spricht dann von einer aktiven TB Infektion.
Bereits am 24. März 1882 präsentierte Robert Koch vor der Physiologischen Gesellschaft in Berlin seine Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, Mycobacterium tuberculosis. Dieser Tag wird traditionell als Welt-Tuberkulosetag begangen, um auf die Bedeutung der Entdeckung hinzuweisen und auch daran zu erinnern, dass die Erkrankung trotz großer medizinischer Fortschritte noch immer weltweit Tag für Tag etwa 4.000 Menschenleben fordert.
„Tuberkulose kommt in allen Ländern und Altersgruppen vor. Und: Tuberkulose ist prinzipiell heilbar und vermeidbar. Wichtig für eine erfolgreiche Tuberkulosekontrolle sind eine rasche Diagnose und effektive Behandlung. Nicht nur für den einzelnen Betroffenen, sondern auch, damit die Erkrankung weder weiter übertragen wird, noch sich Resistenzen ausbilden können“, erklärt OA Dr. Michael Knappik, MPH, stellvertretender Leiter der ÖGP-Expertengruppe „Infektiologie und Tuberkulose“.
Resistente Tuberkulosebakterien sind nur sehr schwer oder schlimmstenfalls nicht mehr therapierbar. Man spricht dann von Multiresistenter Tuberkulose oder MDR (= Multi Drug-Resistant).
Typische Symptome ernst nehmen
Als klassische Symptome gelten länger bestehender Husten ohne Auswurf, Nachtschweiß, Abgeschlagenheit, Fieber und Gewichtsverlust (daher der alte Name „Schwindsucht“). Wer diese Anzeichen bei sich feststellt, sollte umgehend einen Lungenfacharzt aufsuchen, denn diese können Hinweise auf eine bestehende Tuberkulose sein.
Aktuelle Entwicklungen: Revolution in der Tuberkulosebehandlung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte Ende 2022 neue Empfehlungen zur Behandlung der multiresistenten Tuberkulose. Durch die Einführung eines neuen Medikaments wurde die Therapie signifikant verbessert. Die Therapiedauer konnte bei den meisten Patienten von 18-24 Monaten auf nur noch 6 Monate verkürzt werden. Gleichzeitig verbessert sich der Therapieerfolg durch eine Steigerung der Heilungsquote von bisher nur rund 60% auf 90%.
„Diese Fortschritte sind bahnbrechend und zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, Tuberkulose wirksam zu bekämpfen“, so OA Dr. Knappik. Auch in Österreich wurden 2023 bereits die ersten Patienten erfolgreich mit diesem neuen Therapieschema behandelt.
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