Die US-Schriftstellerin Barbara Kingsolver berührt mit „Demon Copperhead“ wie ihr Vorbild Charles Dickens auf so vielen Ebenen.
Nein, die Ähnlichkeit der Namen ist kein Zufall: Die Pulitzerpreisträgerin Barbara Kingsolver hat sich für ihren Roman „Demon Copperhead“ von einem unsterblichen Klassiker der Literatur inspirieren lassen – und damit selbst ein großes Werk erschaffen.
Sie transferierte Charles Dickens’ „David Copperfield“ aus den Armenvierteln im London des 19. Jahrhunderts ins ländliche Virginia der 90er- und 2000er-Jahre. Die Heimat der „Rednecks“, reich an Natur, aber ebenso reich an sozialer Ungerechtigkeit. Ein Ort der Abgehängten, für die der amerikanische Traum nur ein drogenschwerer Albtraum ist.
Wie auch bei Dickens wird Kingsolvers Titelheld, der eigentlich Damon Fields heißt und seinen unheilvollen Spitznamen den roten Haaren verdankt, in eine Welt der Armut geboren. Eine, die ihren Kindern wie bei Dickens nur wenig Chancen lässt.
Die überforderte Mutter stirbt an einer Überdosis, in „Pflegefamilien“ muss er hungern und auf Tabakplantagen ackern. Als ein Hauch von Licht in sein Leben strahlt, schlägt auch da die Dunkelheit wieder zu. Und er wird verschluckt von diesem Land, durch das sich die Sucht nach Opioiden wie eine Seuche zieht.
All der Schmerz, die Ungerechtigkeit wären wahrscheinlich unerträglich, würde einen dieser liebenswerte Damon nicht mit seiner ungebrochenen Widerstandskraft so in seinen Bann ziehen. Mit Empathie und unerschütterlicher Menschlichkeit aller Unmenschlichkeit zum Trotz, die er erfahren muss.
Das macht dieses mehr als 800 Seiten starke Werk von Kingsolver zu einer wahrhaft gewichtigen Lektüre, die – wie Dickens` Geschichten – noch lange nachhallt und berührt.
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