Vor zehn Jahren startete bei „Die große Chance“ und mit dem Lied „Leya“ seine Karriere. Nun kehrte Thorsteinn Einarsson nicht nur als Jury-Mitglied zur ORF-Show zurück, sondern hat mit „Hotel Heartache“ eine Fortsetzung seines damaligen Chart-Erfolgs produziert. Warum das seiner mentalen Gesundheit geholfen hat, erzählt er im „Krone“-Talk...
„Krone“: Gerade ist Ihre neue Single „Hotel Heartache“ erschienen. Worum geht es?
Thorstein Einarsson: Es ist der zweite Teil von „Leya“, also meinem allerersten Song, den ich vor zehn veröffentlicht habe. Das war damals bei der „Großen Chance“, wo ich ja jetzt in der Jury sitze. Da musste eine Fortsetzung her. „Leya“ habe ich damals für meinen großen Bruder geschrieben, der im Dezember 2022 leider verstorben ist. Ich hab mir gedacht, anstatt irgendwie nur den Song für ihn zu schreiben, lebt die „Leya“ in meinem fiktiven Universum weiter und besiegt ihre Dämonen. Ich wollte nicht, dass der Song so tragisch endet wie die Realität. Das war auch für mich eine sehr gute Therapie. Und ich bin überrascht, wie gut es bei den Leuten ankommt, weil es ein härteres Thema ist.
Warum glauben Sie, ist das so?
Wahrscheinlich, weil heutzutage viel für Plattformen wie TikTok produziert wird und das spürt man in letzter Zeit sehr. Deshalb finde ich es cool, dass die Leute dann auch so etwas schätzen, weil es schon sehr anders ist. Es ist wie in Film, es hat Westerngitarren. Ich bin wirklich schockiert, dass es so gut ankommt.
Apropos „anders“. Sie waren vor kurzem wieder in ihrer isländischen Heimat und sind in die Dunkelheit des dortigen Winters untergetaucht…
Ja, ich war mit meinem Produzenten Hille (Lukas Hillebrand, Anm.) und Alfie (Alfie Jackson, Anm.) Songs schreiben. Wir haben gemeinsam eine Hütte gemietet für eine Woche… oder zehn Tage? Ohne Tageslicht verschwimmt alles so. Wir waren dort und haben unseren Verstand fast verloren – und coole Songs geschrieben.
Fast den Verstand verloren, weil…
… es so dunkel war und es war eine Holzhütte. Wir waren einfach in einer Holzhütte und sind nur zum Einkaufen rausgegangen. Einen Tag haben wir uns für Touristenattraktionen genommen, aber nach einer Stunde wollten wir schon wieder weiterschreiben. Es war ein geiles Erlebnis, aber die Jungs haben danach wirklich fertig ausgesehen. Da dachte ich mir: Dort könnten sie nicht wohnen. Aber ich ehrlich gesagt auch nicht mehr. Mich als Isländer hat es auch mehr belastet, als ich erwartet habe. Also Winter in Island ist nicht immer empfehlenswert. Aber Genie und Wahnsinn, sagt man ja, ist immer nah beieinander – vielleicht ist nach Island fliegen und ein bisschen Kunst machen dann das richtige. Dann aber wieder zurück nach Österreich für die mentale Gesundheit.
Und das Ergebnis?
Das gibt es bald zu hören. Das kommt alles auf ein Album und ich bin gespannt wie die Leute darauf reagieren. Es werden wirklich verschiedene Sachen vorkommen – nicht nur Drei-Minuten-Popsongs. Lange Gitarrensoli, modulierte Operneffekte – Dinge, die ich immer gemacht, aber noch nie veröffentlicht habe. Ich bin ein großer Queen-Fan und höre auch gerne klassische Musik und weil ich schon drei Pop-Alben produziert habe, dachte ich: Mach mal was anderes! Ich hoffe, die Leute akzeptieren das.
Beim Stichwort „akzeptieren“: Sie sitzen jetzt auch in der Jury der ORF-Show „Die große Chance“, also dort, wo Ihre Karriere begann. Wie fühlt sich das an?
Es ist ein schräges Erlebnis, weil ich gefühlt gerade erst da war – eben auf der anderen Seite. Das erste Mal hab ich mich so hinter dem Knopf sitzen gesehen, wo ich damals vor zehn Jahren auf der Bühne stand. Es ist so ein Full-Circle-Moment, also der Kreis schließt sich. Am Anfang denkt man sich, dass man das nicht verdient hätte, aber dann lässt man das musikalische Leben Revue passieren. Zwischen den beiden Momenten war „Leya“, „Kryptonite“, drei Alben, viele Höhen und Tiefen und dann denkt man sich: na gut, vielleicht habe ich es doch verdient. Als ich das akzeptiert habe, habe ich mich damit auch wohlgefühlt. Und jetzt sehe ich es so, dass ich anderen bei ihrer Karriere vielleicht helfen konnte. Ich habe versucht, konstruktiv zu sein, weil davon, andere runterzumachen, hat niemand etwas.
Empfinden Sie das als Verantwortung?
Man muss vorsichtig sein, darf sich aber auch nichts scheißen, so blöd das jetzt klingt. Ich muss mich auch trauen zu sagen: „Ich fand das nicht gut genug.“ Aber da waren echt tolle Kandidaten dabei, neue und sehr talentierte Leute, die nachfolgen. Wirklich cool. Ich hoffe, dass ich mit denen mal im Studio sitzen oder für sie einen Song schreiben kann.
Neuer Song, neues Album, Live-Auftritte, Jurymitglied in einer TV-Show – sonst noch was?
Sonst bin ich viel im Fitnessstudio und gehe Eisbaden im Traunsee. Ich beschäftige mich viel und das ist wichtig. Ich habe mental ein paar schwierige Jahre hinter mir und mein bester Freund ist es beschäftigt zu sein und eine Routine zu haben. Das habe ich als junger Erwachsener sehr unterschätzt. Man ist 18, selbstständig, keiner sagt Dir, dass Du jetzt aufstehen oder Dich hinlegen musst. Das bringt die innere Uhr komplett durcheinander. Ich stehe jetzt immer früh auf und gehe früh schlafen und mir geht es so viel besser. Ich werde langsam ein älterer Herr… (lacht)
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