Über 130 Tote
Putin: Terroristen wollten in die Ukraine fliehen
Nach dem Terroranschlag auf ein Veranstaltungszentrum in Moskau sind mittlerweile elf Verdächtige festgenommen worden. Mittlerweile ist die Opferzahl bereits auf 133 Tote angestiegen. Die Hintergründe sind unklar, auch wenn sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag bekannt hat – der FSB sieht aber Verbindungen in die Ukraine, auch Wladimir Putin selbst hat eine ähnliche Erklärung.
Nach einer Verfolgungsjagd in der Region Brjansk haben die Behörden ein Auto mit vier Insassen gestoppt. Russische Medien berichten von einem Schusswechsel und dass sich das Auto überschlagen habe, bevor es zum Stillstand kam. Entsprechend informierte der Inlandsgeheimdienst FSB den Kremlchef Wladimir Putin, berichten russische Medien.
Unter den elf Inhaftierten seien alle vier Terroristen, die an dem Terroranschlag auf die Crocus City Hall – der wohl verheerendste Anschlag in Russland seit 20 Jahren – beteiligt waren, heißt es. Weitere Beteiligte an der Tat würden identifiziert. Gerüchte, es habe sich bei dem Fahrzeug der Attentäter um einen Wagen mit ukrainischem Kennzeichen gehandelt, konnten nicht bestätigt werden.
Keine Belege für Kontakte in die Ukraine
Die aufgegriffenen Personen waren nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB auf dem Weg zur ukrainischen Grenze, als sie gefasst worden seien. Auf der ukrainischen Seite hätten sie über Kontakte verfügt. Belege für eine Verbindung in die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als zwei Jahren Krieg führt, wurden jedoch zunächst nicht präsentiert.
Der russische Präsident Wladimir Putin nannte den Angriff eine „barbarische terroristische Tat“ und sagte in einer Fernsehansprache Samstag, alle Angreifer seien festgenommen worden und hätten versucht, in die Ukraine zu fliehen.
Video zeigt Waffen und Munition der Täter
Ein kurzes Video, das vom Staatlichen Ermittlungskomitee Russlands am frühen Samstagmorgen veröffentlicht wurde, zeigte, wie Waffen und Munition aus dem Gebäude sichergestellt wurden.
Zu sehen waren eine Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow und Gurte voller Magazine. Säckeweise sammelten die Ermittler die Hülsen verschossener Patronen ein. 115 Todesopfer seien zu beklagen, es gebe mehr als 100 Verletzte, hieß es Samstagmorgen von russischen Behörden.
Aktuelle Bilder aus Moskau:
Wie die „Bild“ berichtete, hatte sich die russische Rockband Picnic Freitagabend auf der Bühne gerade auf ihre Show in der Crocus City Hall vorbereitet – doch dazu kam es nicht mehr.
Video: Großaufgebot von Einsatzkräften am Samstagmorgen
Kurz vor Konzertbeginn eröffneten die Angreifer das Feuer. In Videos waren Schüsse zu hören und Menschen auf der Flucht zu sehen. Automatikwaffen und Sprengstoff seien zum Einsatz gekommen. An dem berühmten Gebäude waren in der Folge lodernde Flammen zu sehen und eine riesige Rauchwolke. Das Dach stürzte teilweise ein, von dem Gebäude ist nur noch ein Gerippe zu sehen.
Bis zum Samstagmorgen wurden die Opfer des Anschlags alle aus dem Gebäude gebracht. Bei den zahlreichen Toten soll es sich sowohl um Mitarbeiter als auch um Besucher der Konzerthalle handeln.
Russlands Präsident Wladimir Putin ließ sich nach Kremlangaben „seit der ersten Minute“ über die Geschehnisse informieren. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
USA und Kiew dementieren Verwicklung
Das ukrainische Außenministerium wies den Verdacht einer Verwicklung Kiews zurück. Auch der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podolja hatte schon kurz nach dem Angriff am Freitag erklärt, dass Kiew nichts damit zu tun habe. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen.
„Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne bisher nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe.
IS: „Große Zusammenkunft angegriffen“
Bekannt hat sich zu dem Anschlag jedenfalls die Dschihadistenmiliz IS. Die Gruppe schrieb auf Telegram, IS-Kämpfer hätten „eine große Zusammenkunft ... am Rande der russischen Hauptstadt Moskau“ angegriffen.
Feuerwehrleute kämpften zudem über Stunden gegen ein Feuer in dem riesigen Gebäude, das auf fast 13.000 Quadratmetern Fläche brannte. Nachdem es zunächst geheißen hatte, das Feuer sei unter Kontrolle, zeigten sich morgens erneut offene Flammen.
Sie schlugen aus dem Gebäudeinneren und waren auf dem Dach klar zu sehen. Die Feuerwehr löschte mit Wasser von außen. Löschhubschrauber, die anfangs im Einsatz waren, seien aber abgezogen worden.
Bilder von Freitagabend:
„Terroristisches Attentat“
Ein Kreml-Sprecher nannte den Angriff ein „terroristisches Attentat“. Laut TASS standen Sondereinheiten der russischen Nationalgarde im Einsatz. Es würden „alle notwendigen Maßnahmen“ eingeleitet, zitierte Interfax den Dienst. Moskaus Bürgermeister Sergei Sobjanin hat sich in einem Statement an die Öffentlichkeit gewendet, das russische Staatsmedien veröffentlicht haben. Darin ist von „einer schrecklichen Tragödie“ die Rede.
USA warnten Putin, der witterte „Erpressung“
Pikant: Putin tat eine vorangegangene Terrorwarnung der USA am 7. März als Erpressung und „Versuch der Destabilisierung“ ab. Putin hatte die Warnung vor einem unmittelbar bevorstehenden Attentat von Extremisten in Moskau als „unverhohlene Erpressung“ und Einschüchterungsversuch des Westens zurückgewiesen.
„Es gibt viele Fragen, die beantwortet werden müssen ...“
Dmitri Poljanski, der stellvertretende russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, deutete indirekt an, dass die USA sogar für den Anschlag verantwortlich sein könnten. Er kommentierte einen Screenshot der US-Botschaft in Russland (siehe oben) in Bezug auf den Terroranschlag und äußerte: „Es gibt viele Fragen, die beantwortet werden müssen ...“
Weltweites Entsetzen nach Angriff
Die Suche nach weiteren Attentätern läuft auf Hochtouren. Momentan ist ungewiss, um wie viele IS-Angreifer es sich handelt. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen und viele andere Staatsoberhäupter kondolierten und drückten ihr Bedauern aus.
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