Pflegekräfte lernen:

So fühlen sich Menschen, die an Demenz leiden

Oberösterreich
24.03.2024 14:00

Das Sichtfeld wird kleiner, der Körper schwerer – das spüren angehende Pflegekräfte in Schottland am eigenen Körper. Sie lernen, wie sich ihre Patienten fühlen. Oberösterreich will sich in Sachen Demenz nun ein Beispiel am britischen Land nehmen.

In den Augenwinkeln verschwimmt alles, nur geradeaus sieht man noch halbwegs gut. Und der Körper fühlt sich unendlich schwer an. So geht es nicht nur vielen Menschen mit Demenz, sondern auch Studenten an der schottischen „University of the West of Scotland“.

Denn sie streifen sich während ihrer Ausbildung zu Pflegekräften etwa eine grüne, schwere Jacke über, die Gebrechlichkeit simuliert, oder setzen sich eine große Brille auf die Nase, die das Sichtfeld einschränkt. In dieser Montur müssen die Studierenden dann bestimmte Alltagsaufgaben erledigen. Sinn der Sache: „Unsere Studenten lernen, wie sich an Demenz Erkrankte fühlen. Es geht um Empathie“, erklärt Hochschullehrer Bryan Mitchell.

Auch eine umgebaute WC-Anlage gibt es an der schottischen Universität zu Übungszwecken. (Bild: Philipp Stadler)
Auch eine umgebaute WC-Anlage gibt es an der schottischen Universität zu Übungszwecken.

Schauspieler zum Training
So spüren die angehenden Pfleger am eigenen Körper zum Beispiel, dass Patienten nur von vorne angesprochen werden sollten – also von dort, wo sie ihr Gegenüber auch sehen können. Mit Schauspielern, die Demenzkranke spielen, probieren die Studierenden zudem aus, mit welchen Mitteln das Essen oder der Toilettengang am besten klappen.

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Unsere Studenten lernen, mit Demenzpatienten nur von vorne zu sprechen, weil ihr Sichtfeld eingeschränkt ist.

Bryan Mitchell, Hochschullehrer

„Unterschied zwischen Altern und Demenz“
Diese Ausbildungsmethoden ließ sich eine oberösterreichische Delegation rund um LH-Stv. und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander und Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (beide ÖVP) zeigen, die – wie berichtet – Schottland besuchte. Um zu lernen, denn im britischen Land ist Demenz kein Tabuthema, weshalb die Krankheit öfter entdeckt wird – und daher auch häufiger behandelt werden kann.

Die Delegation aus Oberösterreich besuchte unter anderem Schottlands Hauptstadt Edinburgh. (Bild: Land OÖ/Philipp Albert)
Die Delegation aus Oberösterreich besuchte unter anderem Schottlands Hauptstadt Edinburgh.

„Ab 20 Jahren lassen unsere kognitiven Fähigkeiten nach, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen gesundem Altern und Demenz“, sagt Gerald Kienesberger, Geschäftsführer der heimischen MAS Alzheimerhilfe.

Dass das Bewusstsein für Demenz als Erkrankung in OÖ noch fehlt, zeigt auch eine IMAS-Studie: Zwei von drei Oberösterreichern machen sich wenig oder keine Sorgen, einmal an Demenz zu erkranken.

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