krone.at-Interview

Austro-Franzose Schmid: “Eher kein Arnautovic-Double”

Sport
17.08.2012 09:47
Er spricht leise, wählt seine Worte mit Bedacht, wirkt schüchtern und scheint die fleischgewordene Antithese zu Marko Arnautovic zu sein - und doch könnten der Bremer sowie Freiburg-Legionär Jonathan Schmid bald Kollegen im ÖFB-Team sein, ist der Elsässer doch Halb-Österreicher. krone.at traf den zurückhaltenden Außenspieler während des Freiburger Trainingslagers in Schruns und sprach mit ihm über seine rot-weiß-rote Zukunft, sein Österreich-Wissen, die familiäre Stimmung sowie seine Ziele in Freiburg, sein "Vorbild" Arnautovic und den ihm bekanntesten Österreicher.

krone.at: Bonjour, Jonathan! Ca va? Wie geht's dir nach den ersten Wochen der Vorbereitung auf die neue Saison?
Jonathan Schmid: Mir geht's echt gut, körperlich und psychisch. Alles okay! Nein, im Moment kann ich nicht klagen.

krone.at: Du hast in der vergangenen Saison in Freiburg voll eingeschlagen, warst ab dem 13. Spieltag nicht mehr aus der ersten Mannschaft wegzudenken – wie zufrieden bist du mit deiner ersten Bundesliga-Saison?
Schmid: Ich bin sehr, sehr zufrieden. Aber eigentlich habe ich mir das auch tatsächlich so erwartet. Mit dieser Mannschaft und mit der guten Stimmung, die bei uns herrscht, konnte ich nur Fortschritte machen.

krone.at: Im vergangenen Winter hat es in diversen Medien große Aufregung gegeben. Es hieß, du könntest es dir vorstellen, für die österreichische Nationalmannschaft aufzulaufen. Wie genau hat sich der Gedanke an diese Möglichkeit entwickelt? Bist du selber auf die Idee gekommen?
Schmid: Ich habe immer gesagt, dass ich Halb-Franzose und Halb-Österreicher bin. Irgendwann hat das ein österreichischer Journalist wohl auch bemerkt, und dann habe ich auf einmal gelesen: "Schmid für ÖFB". Später gab es dann natürlich auch Kontakt mit Verantwortlichen vom ÖFB.

krone.at: Und du kannst es dir vorstellen, für Österreich zu spielen.
Schmid: Ja, natürlich!

krone.at: Dein Vater stammt bekanntlich aus Scheibbs. Was weißt du eigentlich über die Heimat deines Vaters?
Schmid: Naja, nicht allzu viel. Ich war aber natürlich schon ein paar Mal dort und kenne daher Scheibbs und die Umgebung ein bisschen. Meistens waren ich und meine Familie im Winter in Niederösterreich.

krone.at: Land und Leute sind eine Sache, aber wie schaut's mit der österreichischen Nationalmannschaft aus? Was weißt du über die bzw. generell über den österreichischen Fußball?
Schmid: Da ich den Pass noch gar nicht vorliegen habe, konzentriere ich mich erst einmal voll auf Freiburg. Danach werden wir weitersehen, was kommt.

krone.at: Du hast den Pass noch gar nicht?
Schmid: Nein, noch nicht. Wie lange es noch dauert, kann ich nicht sagen. Beantragt habe ich ihn natürlich schon, aber seitdem habe ich nichts mehr von den österreichischen Behörden gehört.

krone.at: Auffällig ist, dass es kaum Interviews mit dir gibt. Woran liegt das? Bist du ein zurückhaltender Mensch?
Schmid: Das bin ich wohl. Man kann mich durchaus als ein bisschen zurückhaltend bezeichnen. Vor allem auf Deutsch habe ich etwas Angst, dass ich mich falsch ausdrücke, falsche Formulierungen verwende und deswegen auch falsch verstanden werde. Deshalb bin ich auch etwas vorsichtig, was Medienanfragen anbelangt.

krone.at: Es liegt also auch an der Sprache?
Schmid: Ja, absolut!

krone.at: Bei dir daheim wird dann vermutlich Französisch gesprochen?
Schmid: Ja, nur manchmal auch etwas Elsässisch und Österreichisch... äh... Deutsch.

krone.at: Paul Scharner, hat sich am Kopf schon auch einmal in den Farben seines Klubs präsentiert. Wäre das auch etwas für dich?
Schmid: Um Gottes Willen, nein, nicht wirklich! Das ist nichts für mich, mehr als diesen Irokesen wird man an mir nicht so schnell sehen. Aber vielleicht orientiere ich mich von der Frisur her in Zukunft ein bisschen an Marko Arnautovic, wer weiß? (zwinkert) Vom Auftreten her bin ich allerdings eher kein Arnautovic-Double.

krone.at: Einmal abgesehen von den Haaren – die zweite Saison sieht man bei Aufsteigern oft als eine immens gefährlich an. Die Euphorie ist weg und die lähmende Routine kommt – siehst du diese Gefahr analog auch für dich? Immerhin warst du in der vergangenen Saison als Spieler der Aufsteiger schlechthin.
Schmid: Nein, ich sehe das relativ gelassen. Als Profifußballer muss man sowieso jede Saison Gas geben. Und ich glaube schon, dass ich die Leistungen von voriger Saison bestätigen kann.

krone.at: Marcus Sorg wurde im vergangenen Winter nach einer schlechten Halbsaison als Freiburg-Trainer abgelöst. Hattest du jemals die Befürchtung, dass du unter dem neuen Coach Christian Streich wieder ins zweite Glied zurücktreten würdest müssen?
Schmid: Nein, da habe ich mir absolut keine Sorgen gemacht, denn ich kenne Trainer Streich schon, seit ich 19 Jahre alt war. Er hat mir damals schon viele gute Tipps gegeben und ließ mich zu Einsätzen kommen. Ich glaube, letzten Endes sind meine Chancen durch den Trainerwechsel etwas besser geworden.

krone.at: Was für einen Anteil hatte Trainer Streich eigentlich an dem Erfolgslauf deines Klubs im Frühjahr? Was hat er anders gemacht als sein Vorgänger? Bzw. wieso ist es denn auf einmal besser gegangen?
Schmid: Christian Streich ist ein wirklich sehr, sehr guter Trainer. Er hat die Mannschaft zu einer Familie gemacht, wir sprechen jetzt viel mehr miteinander. Er ist im positiven Sinne fußballverrückt. Es gibt eine sehr gute Stimmung, die die ganze Mannschaft beflügelt.

krone.at: Wieder zurück zu dir persönlich: Du wieselst bei den Spielen meist unaufhörlich die rechte Seite auf und ab – liegt dir eigentlich eher der defensive Part oder eher der offensive?
Schmid: Ich glaube, ich wäre schon im rechten Mittelfeld ganz gut aufgehoben. Aber im Endeffekt ist es egal, denn sowohl im Mittelfeld als auch in der Abwehr muss ich mit meinem Partner an der Flanke gut zusammenspielen und die Seite abdecken. Eigentlich ist es für mich daher echt egal.

krone.at: Das gilt ja nicht für jeden Außenspieler, dass das egal ist. Vor allem früher gab es sehr viele Außenverteidiger, die nicht über die Mittellinie gegangen sind, weil sie nicht flanken konnten, technisch zu unsicher oder auch zu langsam waren.
Schmid: Oder sie hatten einfach keine Lust... (lacht)

krone.at: Und du hast genügend Lust?
Schmid: Absolut!

krone.at: Generell - wo siehst du deine Stärken? Und wo musst du noch an dir arbeiten?
Schmid: Meine Stärken liegen wohl beim Flanken, beim Schießen und bei meiner Schnelligkeit. Allerdings muss ich heuer versuchen, mehr den Abschluss zu suchen und mehr Tore zu machen, da kann ich mich in jedem Fall noch verbessern. Die Erfahrung fehlt natürlich auch noch ein wenig, aber das wird mit jedem Spiel besser.

krone.at: Du hast nie für französische Nachwuchsauswahlen gespielt. Warst du im Elsass zu weit weg vom Schuss? Racing Straßburg als Topklub der Region rangiert derzeit ja nur in der vierten Liga.
Schmid: Ich denke, es ist gerade in Frankreich sehr schwierig, in diese Auswahlen hineinzukommen. Vor allem deswegen, weil in den Nachwuchsakademien Jahr für Jahr viele tolle Junge ausgebildet werden. Ich habe halt nicht das Glück gehabt und keine Chance bekommen. Mit der Situation in Straßburg hat das allerdings nichts zu tun. Sicher, die erste Mannschaft ist derzeit als Viertligist ein wenig schwach, aber die Straßburger Fußballschule ist und war immer gut. Nein, das spielt keine Rolle.

krone.at: Wie geht's dir als Straßburger eigentlich mit dem Niedergang von Racing?
Schmid: Als ich klein war, war ich immer Fan von Racing. Solange sie in der ersten oder der zweiten Liga waren, war ich immer im Stadion. Das hat echt Spaß gemacht, mit den Freunden im Meinau-Stadion zu sein. Dass sie jetzt nur mehr in der vierten Liga sind, macht mich schon traurig.

krone.at: Sagt dir der Name Mario Haas eigentlich etwas?
Schmid: Natürlich, der war in Sterreicher.

krone.at: Deine Eindrücke von ihm?
Schmid: Für ihn war es damals wahrscheinlich sehr schwierig, weil der österreichische und der französische Fußball halt doch recht unterschiedlich sind. Aber er war eigentlich immer auf einem guten Niveau, immer stabil. Halt weder überragend noch schlecht.

krone.at: Welche aktiven österreichischen Spieler kennst du eigentlich? Den Marko Arnautovic hast du ja schon angesprochen...
Schmid: (überlegt kurz) Stefan Maierhofer.

krone.at: Wie kommst du gleich zuallererst auf den Stefan Maierhofer?
Schmid: Naja, er hat in der zweiten Liga viele Tore gemacht und ist ein recht auffälliger Spieler gewesen. Genauer kenne ich ihn aber nicht. Tja, ansonsten natürlich noch David Alaba, Andi Ivanschitz, Emanuel Pogatetz und Martin Harnik.

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(Bild: KMM)



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