Das ist ein Kreis, der sich nach 34 Jahren für Uli Sernow in Klagenfurt schloss. Dort, wo Salzburgs Mister Volleyball 1990 – gerade aus der DDR gekommen – seine Debütpartie bei den Paris Lodron-Herren coachte, kamen am Samstag seine letzten Kommandos als Trainer. Von den PSVBG-Damen im Liga-Spiel um Platz fünf – das mit 0:3 verloren ging.
„Es ist natürlich etwas ganz Besonderes“, beschrieb es Uli, der für sein letztes Spiel mit den Mädels extra im großen Bus reiste. Viel Platz fürs Feiern, für Emotionen, aber auch Erinnerungen sollte sein. An eine Zeit, die Sernow 1990 nach Österreich brachte. Weil der 1958 in Jüterborg geborene Deutsche als DDR-Nationaltrainer („Ich kam über Nacht zum Handkuss“) nach dem Mauerfall die Zeichen der Zeit zu deuten wusste. „Plötzlich gab’s zwei Trainer, zwei Nationalteams und es schien, dass die ostdeutschen Spitzenfunktionäre erst mal schauten, dass sie wo unterkommen“, erinnert sich Sernow, der mit 14 Jahren sich sportlich voll auf Volleyball fokussierte, bereits zwei Jahre später vom TSC Berlin geholt wurde.
Um als Mittelblocker eine steile Karriere hinzulegen – mit 155 Länderspielen, zahlreichen WM- und EM-Teilnahmen, in den letzten vier Jahren als Kapitän des Nationalteams. Mit dem er zweimal in Salzburg an Turnieren teilnahm. So wurden 1990 auch mit Heimo Meiche und Co. die Weichen für die Zukunft des ausgebildeten Diplomsportlehrers gestellt, der dazu ’95 an der Uni Vertragslehrer wurde.
Dauerduell mit Kleinmann
Womit der nächste entscheidende Schritt zur einzigartigen Ära in Salzburg gelegt war. In der Sernow, der neben seiner späteren Frau Susan auch die „Legionäre“ Guido Stapelfeldt (macht seit 2004 beim Eishockeyklub Red Bull Salzburg die Pressearbeit) und Thorsten Vetters mitbrachte. Und in den 1990er Jahren mit den Paris…Lodron-Herren um weitere Haudegen wie Marian Pascariuc, Tom Smogawetz und Oli Anderiasch zum großen Gegenspieler von Peter Kleinmanns Donaukraft mutierte. Da wurde zehnmal ins Bundesliga-Finale eingezogen, 1995 der historische Meistertitel – neben zwei Cup-Siegen – geholt, anschließend in der Champions League geschmettert. Insgesamt waren es rund 1200 Pflichtspiele mit Salzburger Teams.
Da folgten auf viele Höhen auch speziell finanzielle Tiefen, gab Sernow ein einjähriges Gastspiel als Hypo Tirol-Trainer (ein Angebot aus Dubai lag vor), war auch zweimal Österreichs Teamchef. Ehe der Wechsel zu den Damen erfolgte, der heute 65-Jährige bei PSVBG auch den Obmann-Posten übernahm.
Lisa und Paul großer Stolz
„Der Meistertitel ist mein größter Erfolg, auch die Spiele in der Königsklasse waren ein Riesenerlebnis“, erinnert sich Uli, der in seiner Arbeit als Trainer nicht nur in der Spielvorbereitung sehr strukturiert war, Disziplin immer groß schrieb. Aber auch auf beiden Seiten den Faktor Spaß nicht vergessen wollte. Auf die ganz großen Emotionsausbrüche wartete so mancher Weggefährte aber vergeblich.
Mit dem Österreichischen Verband (ÖVV) focht er einige Sträuße aus, zuletzt um die Referee-Besetzung im Viertelfinale gegen Linz, das just Linzer Schiris leiteten. „Das ist amateurhaft hoch drei“, sagt der nun Ex-Trainer, der als Lieblingsspieler, mit denen er die Zusammenarbeit besonders genoss, Stapelfeldt und bei den Damen seine Tochter Lisa nennt, die ziemlich sicher ebenfalls ihre Karriere beenden wird. Sie war als Kapitänin Papas verlängerter Arm, macht ihn genauso stolz wie Sohnemann Paul, Stütze bei den Zweitliga-Herren. „Ohne sie jemals zu etwas gezwungen zu haben, sind sie richtig gute Volleyballer.“
Die er ab nächstes Jahr nicht mehr so oft sieht, da es für den Volleyball-Pensionär heim nach Thüringen zum vorbereiteten Altersruhesitz geht. Davor gilt es aber noch einen Nachfolger für den Obmann-Job, den er noch bis in den Herbst bekleidet, zu finden: „Und das ist echt schwierig.“
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