„Die Zeit läuft ab“

Tausende Israelis fordern Freilassung der Geiseln

Ausland
23.03.2024 22:23

Tausende Menschen haben am Samstagabend in Israel für die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas und gegen die Regierung von Premier Benjamin Netanyahu demonstriert. In Tel Aviv riefen sie „Die Zeit läuft ab, bringt sie nach Hause!“. Laut Hamas starb unterdessen eine 34-jährige israelische Geisel wegen „Mangel an Medizin und Nahrung“.

Die Demonstranten legten auf den Straßen im Zentrum der Küstenmetropole mehrere kleine Feuer und blockierten eine Hauptverkehrsader. Die Parolen richteten sich auch gegen Netanyahu, dem Kritiker vorwerfen, beim Krisenmanagement nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf den Süden Israels versagt zu haben.

„Gefangene unserer Regierung“
Zudem ordnet der Regierungschef das Schicksal der Geiseln den Notwendigkeiten seines politischen Überlebens unter, so die Ansicht vieler Demonstranten. „Wer sie im Stich gelassen hat, muss sie zurückbringen!“, riefen sie. Wie schon an den vorangegangenen Samstage forderten sie den Rücktritt der Netanyahu-Regierung und Neuwahlen. Eine der Rednerinnen sagte: „Mein Cousin Ofer ist seit 169 Tagen ein Gefangener der Hamas. Und wir sind seit 169 Tagen Gefangene unserer Regierung.“

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen aus dem Gazastreifen hatten bei ihrem Massaker im vergangenen Oktober 1200 Menschen getötet und weitere 250 als Geiseln verschleppt. Israel griff daraufhin den palästinensischen Küstenstreifen mit massiver militärischer Macht an, um die Hamas ein für alle Mal zu zerschlagen. Etwas mehr als 100 Geiseln waren während einer Feuerpause im November freigekommen.

Geschätzt 100 Geiseln sind noch am Leben
Das israelische Militär hatte Anfang Februar erklärt, 31 der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln seien tot. Knapp 100 Verschleppte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. Über ihren Austausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen verhandelt Israel derzeit unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars in der katarischen Hauptstadt Doha.

Feilschen in Katar
Mehrere Hundert Menschen demonstrierten am Samstagabend auch vor dem Amtssitz Netanyahus in Jerusalem. „Entscheidende Verhandlungen finden in diesen Tagen in Katar statt“, sagte ein Redner, dessen Bruder unter den Geiseln ist. „Israels Regierung darf diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen.“

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