Gedenken an die Opfer
Nationaler Trauertag nach Terroranschlag in Moskau
Bei einem nationalen Trauertag gedenkt Russland an diesem Sonntag der mehr als 130 Opfer des Terroranschlags auf eine Konzerthalle bei Moskau. Die Terrormiliz Islamischer Staat hatte die Tat bereits in der Nacht zu Samstag für sich reklamiert, doch der russische Präsident Putin sah vielmehr eine „ukrainische Spur“ hinter dem Anschlag. Kiew wies jede Beteiligung an der Tat zurück.
Im Ausland schlossen sich Serbien und Nicaragua mit eigenen Trauertagen dem Gedenken an. Bei dem Anschlag am Freitagabend waren mindestens 133 Menschen ums Leben gekommen, darunter drei Kinder. Weitere Opfer könnten noch unter Trümmern gefunden werden.
Die vier Hauptverdächtigen des Terroranschlags wurden am Samstagabend zum Verhör in die russische Hauptstadt gebracht. Wie die Staatsagentur Tass berichtete, waren die vier Männer in einer streng abgesicherten Wagenkolonne zum sogenannten Ermittlungsausschuss gefahren worden.
Bilder aus Moskau:
Lebenslange Haft droht
In den kommenden Tagen solle vor Gericht ein Antrag auf Haftbefehl gestellt werden. Ihnen allen drohe eine lebenslange Haftstrafe. Nach dem Anschlag waren elf Verdächtige festgenommen worden.
Selenskyj weist Putins Vorwürfe zurück
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Versuche Putins, mit unbelegten Schuldzuweisungen der Ukraine eine Mitverantwortung für den Anschlag zuzuschieben, kategorisch zurück.
„Bastarde wollen uns Schuld in die Schuhe schieben“
„Nach dem, was gestern in Moskau passiert ist, versuchen Putin und die anderen Bastarde natürlich nur, jemand anderem die Schuld in die Schuhe zu schieben“, sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die russische Seite habe immer die gleichen Methoden. „Und immer schieben sie die Schuld auf andere.“
Selenskyj warf Russland vor, selbst Terror zu verbreiten. Russen kämen in die Ukraine, um Städte niederzubrennen, „und versuchen, die Schuld auf die Ukraine zu schieben“. Sie folterten und vergewaltigten Menschen – und gäben den Opfern die Schuld. „Sie haben Hunderttausende ihrer eigenen Terroristen hierher gebracht, auf ukrainischen Boden, um gegen uns zu kämpfen, und es kümmert sie nicht, was in ihrem Land geschieht.“
Kreml-Chef hält an seiner Verschwörungstheorie fest
Putin sprach in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede am Samstagnachmittag von einer angeblichen Verwicklung der Ukraine in den Terroranschlag. Mit Blick auf vier der festgenommenen Männer sagte er: „Sie haben versucht, sich zu verstecken und haben sich in Richtung Ukraine bewegt, wo für sie ein Fenster für einen Grenzübertritt vorbereitet worden war.“
„Tausende Christen angegriffen“
Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte am Samstag ein Bild mit vier Personen, deren Gesichter unkenntlich gemacht worden waren. Die Kämpfer hätten bewaffnet mit Sturmgewehren, Pistolen und Bomben Russland einen „schweren Schlag“ versetzt. Der Angriff habe „Tausenden Christen in einer Musikhalle“ gegolten. Der IS bekämpft Anhänger des Christentums und betrachtet sie als Ungläubige.
50 Opfer identifiziert, Tausende Blutspenden
Forensiker setzten unterdessen die Identifizierung der Opfer fort. Bis Samstagabend seien bereits 50 Opfer identifiziert worden. Viele Menschen in der Konzerthalle seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, hieß es. Knapp 4000 Menschen spendeten bis zum Abend Blut, um die ärztliche Behandlung der Verletzten zu erleichtern. Die Behörden sprachen von mindestens 147 Verletzten, viele von ihnen in kritischer Verfassung.
Weitere Leichen unter Trümmern vermutet
Die Aufräum- und Bergungsarbeiten in der schwer beschädigten Konzerthalle sollten nach Angaben von Gouverneur Worobjow mindestens bis Sonntagabend andauern. Unter den Trümmern könnten sich noch weitere Leichen befinden.
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