Kurz nach Anschlag
Terror-Verdächtige mit Folterspuren vor Gericht
Ein Gericht in Moskau hat am Sonntagabend die ersten Haftbefehle gegen mutmaßliche Akteure des blutigen Terroranschlags auf eine Konzerthalle nordwestlich der russischen Hauptstadt erlassen. Videoaufnahmen zeigen, dass es bei der Festnahme der Verdächtigen auch zu Folter gekommen ist. Einem Mann etwa wurde ein Ohr abgeschnitten, ein anderer Verdächtiger musste im Rollstuhl in den Gerichtssaal gefahren werden – ihm fehlt ein Auge ... Drei Männer sollen sich bereits schuldig bekannt haben.
Vier Tadschiken, die in Russland gelebt haben, wurden der Beteiligung an einem terroristischen Angriff beschuldigt. Die Verdächtigen sollen auf Anordnung des Gerichts für zwei Monate in Untersuchungshaft genommen werden.
Drei Verdächtige, die für den Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau verantwortlich gemacht werden, sollen sich Medienberichten zufolge vor einem russischen Gericht schuldig bekannt haben. Dies berichtete unter anderem die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das Gericht des Moskauer Bezirks Basmanny am frühen Montagmorgen.
Russische Medien veröffentlichten Bilder aus dem Gerichtssaal, die die Verdächtigen zeigen sollen:
Alle Verdächtigen wiesen teils schwere Verletzungen auf
Russische Sicherheitskräfte dürften bei den Festnamen nicht zimperlich vorgegangen sein. Einer der Verdächtigen wurde in einem Rollstuhl in das Gericht gebracht. Ihm schien ein Auge zu fehlen. Ein anderer Verdächtiger trug einen Verband über dem rechten Ohr, ein weiterer wies ein blaues Auge auf und hatte ein zerrissenes Plastiksackerl um den Hals. Das Gesicht eines vierten Verdächtigen schien geschwollen zu sein und er konnte kaum die Augen offen halten. Im Netz kursiert außerdem das Video eines Mannes, dem das Ohr abgeschnitten wurde.
Die Terrormiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich, doch sieht der russische Präsident Wladimir Putin vielmehr eine „ukrainische Spur“ hinter dem Anschlag – ohne Beweise dafür anzuführen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Putin vor, die Schuld auf die Ukraine abwälzen zu wollen.
Schwerster Anschlag seit 20 Jahren
Russland gedachte nach dem schwersten Anschlag seit 20 Jahren mit einem nationalen Tag der Trauer der Opfer. Flaggen wehten am Sonntag landesweit auf halbmast. Zahlreiche Menschen legten Blumen am Anschlagsort, der ausgebrannten Crocus City Hall, am Rande von Moskau nieder, wo vier Attentäter am Freitagabend bei einem Konzert der noch aus der Sowjet-Zeit stammenden Rockgruppe Picnic um sich schossen.
Dabei starben mindestens 137 Menschen, die Zahl der Verletzten stieg inzwischen nach neuesten Angaben der Gesundheitsbehörden auf 182. Insgesamt wurden nach der Tat elf Verdächtige festgenommen.
„Werden jeden Getöteten rächen“
Die Drahtzieher des Anschlags sollen ins Visier genommen werden: „Wir werden jeden einzelnen (der Getöteten und Verletzten) rächen. Und diejenigen, die daran beteiligt sind, unabhängig von ihrem Herkunftsland und ihrem Status, sind jetzt unser wichtigstes und legitimes Ziel“, gab der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, bekannt.
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