68.571 Delikte wurden 2023 in OÖ angezeigt – mehr als 2022. Auch Gewalt-, Eigentums- und Betrugsdelikte sowie Verbrechen von Kindern unter 14 Jahren nahmen zu. Internetbetrug stieg um 22 Prozent, Cybercrime nahm um 27 Prozent ab – So stagnierte Internetkriminalität bei uns, während sie anderswo fast explodierte.
Oberösterreich weist in seiner Landeskriminalstatistik 2023 zwar auch einen Anstieg bei den Anzeigen – von 63.753 auf 68.571 verglichen mit dem Vorjahr – auf. Allerdings gab es im Bereich des Cybercrime im engeren Sinn ein Minus von 26,8 Prozent, sprich 2.094 Anzeigen statt noch 2.859 im Jahr davor, betonten Landespolizeidirektor Andreas Pilsl und der Leiter des Landeskriminalamts, Gottfried Mitterlehner, in einer Pressekonferenz am Montag in Linz.
Betriebe besser gewappnet
Auch die Internetkriminalität an sich blieb mit einem geringen Zuwachs von 0,7 Prozent bei 8.571 Anzeigen stabil. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal von Oberösterreich“, erklärte Mitterlehner. Beim Internetbetrug gab es allerdings mit 4941 um 21,6 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr. „Das heißt, die Betriebe sind viel weiter als die Bevölkerung“, schlussfolgerte Pilsl. Diese seien auch zu gewissen Maßnahmen verpflichtet, im privaten Bereich brauche es noch viel Aufklärung.
Erster Platz im Kampf gegen Internetkriminalität
Oberösterreich habe bei der Bekämpfung von Internetkriminalität eine Vorreiterrolle in Österreich durch das Projekt der Cybercrime-Ermittlungen. In Linz liefen alle Fäden zusammen, dadurch hätte man rasch einen Überblick und könne geeignete Ermittlungsempfehlungen an die Teams vor Ort aussprechen, erklärte Mitterlehner. Rund 5000-mal seien solche Anleitungen im Vorjahr bereits an Dienststellen ausgegeben worden.
Bundesweite Ausweitung
Mit Juni werde das Cybercrime-Trainingscenter in Linz seinen Betrieb aufnehmen, diese Maßnahmen müssten „auch in den entlegensten Winkeln Oberösterreichs ankommen“, kündigte Pilsl an. Außerdem seien sieben Kriminalassistenzstellen für Forensik im Bundesland geplant. Jede Dienststelle solle ein zusätzliches Netzwerk bekommen, damit bei der Bearbeitung von Fällen keine unsicheren Daten in das System der Polizei gelangen. Dafür seien in ganz Österreich 28 Millionen Euro veranschlagt.
Viele Verbrecher aus dem Ausland
Als eine weitere Auffälligkeit nannte der Landespolizeidirektor den Anstieg bei nicht-österreichischen Tätern, die 41,6 Prozent der insgesamt 48.782 Tatverdächtigen ausmachten. Das seien mehr als jemals zuvor und doppelt so viele wie 2014, rechnete Pilsl vor. Signifikant sei der Anstieg bei Tatverdächtigen aus Ungarn und Syrien. Ungarn liege an dritter Stelle hinter Rumänien und Deutschland, „das könnte der wirtschaftlichen Situation in Ungarn geschuldet sein“, versuchte Pilsl eine Erklärung. Verübt würden von diesen Tätern vor allem Eigentumsdelikte wie Einbrüche und Trickdiebstähle.
Gewalt- und Eigentumsdelikte
Angezeigte Gewaltdelikte nahmen um 9,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 zu. Bei 62,2 Prozent bestand eine Beziehung zwischen Opfer und Täter. Stichwaffen kamen hier am häufigsten zum Einsatz. Acht Morde wurden begangen, drei der Opfer waren männlich, fünf weiblich. Bei Vergewaltigungen gab es ein leichtes Plus von 3,2 Prozent. Eigentumsdelikte hingegen stiegen von 17.171 auf 19.950 an, während Raubdelikte nur minimal anstiegen. Bei Einbruchsdelikten liegt die Aufklärungsquote bei 18 Prozent, was im bundesweiten Schnitt der Polizei zufolge ein guter Wert ist. Trickbetrug wird hingegen fast immer aufgeklärt.
Mehr Befugnisse zur Überwachung...
Am Rande Europas herrschen Krieg, Spionage, Organisierte Kriminalität, angesichts dessen wünscht sich Pilsl mehr Handhabe wie die Befugnis zur Überwachung von Messenger-Diensten. „Wenn wir da nicht bald in die Gänge kommen, werden wir die Aufklärungsquote nicht halten können, weil das Gegenüber immer professioneller wird“, warnte er. Die Aufklärungsquote sei mit 59,4 Prozent in Oberösterreich weiter hoch, „die höchste der großen Bundesländer“.
... und gegen junge Verbrecher
Angesichts der auch in Oberösterreich zunehmenden Kinder- und Jugendkriminalität „muss auch die Diskussion über die Herabsetzung der Strafmündigkeit erlaubt sein“ wünschte sich Pilsl etwa nächtliche Ausgangsbeschränkungen. 2023 gab es 1610 Anzeigen, die Zehn- bis 14-Jährige betrafen, 5750 waren es bei 14- bis 18-Jährigen.
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