Die Zugentgleisung vom September des Vorjahres bereitet immer mehr Welsern Sorgen. 40.000 Liter giftiger Kohlenwasserstoff gelang ins Erdreich. Pro Tag breitet sich das Gift 15 Meter aus uns zieht weiter Richtung Osten, wo viele Häuser eigene Brunnen haben. Eine Spezialfirma hat bis dato erst 20 Prozent des Gifftes gefiltert.
Exakt 179 Tage nach der Entgleisung eines Güterzuges mit gesundheitsgefährdendem Gift ging in Wels gestern, Dienstag, die erste Anrainer-Info über die Bühne. „Viel zu spät“, lautete der Tenor der sichtlich verunsicherten Bewohner des Stadtteils Pernau. Sie hätten sich schon viel eher klare Worte von ÖBB und Magistrat erwartet. Was sie zu hören bekamen, lässt sie nicht viel ruhiger schlafen.
40.000 Liter giftiges Styrol waren bei dem Unfall am 29. September ausgetreten. Erst ein Fünftel konnte bis dato wieder beseitigt werden, weil offenbar nicht nur die Anrainer recht spät informiert wurden. Vertreter von ÖBB und Wasserrechtsbehörde trafen sich vier Tage nach dem Unfall (dazwischen war ein Wochenende) zur ersten Besprechung.
Dabei ist offenkundig, dass sich der toxische Kohlenwasserstoff schnell verbreitet und der Untergrund in der Pernau sehr wasserdurchlässig ist. Die mit der Schadenssanierung beauftragte Firma Intergeo verlor wertvolle Tage. Für Alfred Fritsch (Intergeo) ist es nun ein Wettlauf gegen die Zeit: „Das Gift, das vor allem beim Einatmen gefährlich ist, verbreitet sich pro Tag um 15 Meter. Das Styrol ist leider nicht nur ins Grundwasser geraten, sondern auch in den Boden.“
Die Ungewissheit ist groß. Womöglich ist Marchtrenk auch bald betroffen. Das Gift hat sich zwischen Dezember und März sehr rasant verbreitet, das beunruhigt mich schon.
Alexander Zehetner aus Marchtrenk
Das größte Problem sei, dass sich das süßlich riechende Gift Richtung Osten der Stadt bewegt. Während im Umkreis der Unfallstelle fast alle Häuser an die nicht verunreinigte Ortswasserleitung angeschlossen sind, gibt es dort sehr viele Objekte mit einem eigenen Brunnen. Für sie wurde eine Art Schutzschild errichtet.
Es ärgert mich, dass uns nach dem Zugunfall im September lange Zeit gar nichts mitgeteilt wurde. Jetzt heißt es plötzlich, dass ich kein Wasser fürs Pool-Befüllen verwenden darf.
Brigitte Ornetzeder, Anrainerin aus Wels
Notwasserversorgung errichtet
Elf Pumpen arbeiten auf Hochtouren, um die Ausbreitung des Giftes einzudämmen. Präventiv wurde in der Pernau eine Notwassserversorgung errichtet. „Wir messen ständig, erhalten auch laufend neue Erkenntnisse und setzen stets neue Maßnahmen“, betont Fritsch.
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