Fakt oder Fake?

Foren-Mythen: Rund um Coronatests

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29.03.2024 11:00

Wir führen unsere Reihe zu Foren-Mythen rund um Corona fort und nehmen dabei die aktuelle Situation rund um die bisher kostenlosen Coronatests in Arztpraxen zum Anlass, um uns allgemein mit Coronatests auseinanderzusetzen. Denn auch zu diesen kursieren seit deren Einführung 2020 die verschiedensten Verschwörungserzählungen. Die bekanntesten davon werden wir im Folgenden behandeln.

Auch wenn Corona nicht mehr die Nachrichten dominiert: Besonders während der Hochphase der Testungen standen folgende Annahmen im Raum:

Zitat Icon

Behauptung: Die Coronatests sind nicht brauchbar und können Corona gar nicht zuverlässig nachweisen. Darüber hinaus sind sie gefährlich und machen selbst krank!

 

Grundlegendes zu den Coronatests

Zunächst einmal müssen wir zwischen den verschiedenen Coronatest-Arten unterscheiden. In Österreich gibt es folgende Testverfahren, die zur Diagnose einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 verwendet werden können:

  • PCR-Tests (Abkürzung für Polymerase-Chain-Reaction-Test): Diese Tests dienen der Akutdiagnose im Verdachtsfall und weisen das Erbgut des SARS-CoV-2-Erregers nach. Klassische PCR-Tests sind sehr zuverlässig, benötigen jedoch eine Laboranalyse und dauern in der Regel 48 Stunden. Für eine schnellere Diagnose eignen sich PCR-Schnelltests. Diese nutzen die gleiche Methode wie PCR-Tests, jedoch deutlich vereinfacht, was sie etwas ungenauer macht. Der Vorteil ist, dass sie unabhängig von Laboren durchgeführt werden können. Verwendet werden dabei Proben, die mittels Nasen- oder Rachenabstrich entnommen werden. Auch die Möglichkeit einer Gurgellösung gibt es. Letzteres kann als unkomplizierter in der Anwendung und allgemein als angenehmer empfunden werden.
  • Antigen-Schnelltests: Diese Tests werden ebenfalls für Akutdiagnosen verwendet, insbesondere in Fällen, in denen unklar ist, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt. Im Gegensatz zu den PCR-Tests spüren sie lediglich charakteristische Eiweißfragmente des Virus auf. Das macht sie etwas weniger sensitiv als PCR-Tests. Allerdings liefern sie ihre Ergebnisse in nur 15 bis 30 Minuten. Gerade für regelmäßige Testungen, beispielsweise im Gesundheitsbereich, waren sie während der Hochphase von Corona ein wichtiges Mittel, um einen Überblick über das Pandemie-Geschehen zu behalten und sie so gut wie möglich einzudämmen. Sie dienten damals besonders zur Kontrolle von Kontaktpersonen und zur Identifizierung von Infizierten ohne Symptome, die aber hoch ansteckend waren.
  • Antikörper-Tests: Im Gegensatz zu den beiden anderen Testvarianten findet ein Antikörper-Test erst nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion Verwendung. Damit ist er besonders für Personen das Mittel der Wahl, die sich nicht sicher sind, ob sie Corona bereits hatten oder nicht. Er dient also zum Nachweis einer stattgefundenen Infektion, aber auch einer erfolgreichen COVID-19 Impfung.
  (Bild: Huber Patrick)
 
Was steckt hinter der Behauptung?

Coronatests waren genauso wie alles andere rund um das damals komplett neuartige Virus ein Unsicherheitsfaktor für viele Menschen, die nicht genau wussten, wie diese funktionierten und sich ohne Symptome auch nicht krank wähnten. Besonderes Letztere fühlten sich quasi „krankgetestet“, wenn man ihnen dann doch eine Infektion nachweisen konnte. Dies ist auch heute noch häufig der Fall. Daher ist es wichtig, sich auch mit folgenden Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen, wenn es um Coronatests geht:

  • Ct-Wert (cycle threshold, zu Deutsch etwa „Schwellenwert-Zyklus“): Vereinfacht gesagt gibt er an, wie lange eine Probe im Labor untersucht werden muss. Denn das Probenmaterial wird im Zuge des Testverfahrens vervielfältigt, um das Erbgut des Virus nachzuweisen. Wenn dieses Virusmaterial bereits nach einer kurzen Laufzeit nachweisbar ist, bedeutet das eine hohe Viruslast und einen kleinen Ct-Wert. Umgekehrt ist ein hoher Ct-Wert (etwa 30) ein Indikator dafür, dass die Probe viele Runden durchlaufen musste, bis Virusmaterial gefunden wurde. Das steht für eine niedrigere Viruslast, ergo eine geringere Infektiosität. Beachten muss man allerdings dabei, dass dieser Wert auch von weiteren Faktoren, beispielsweise der verwendeten Testvariante oder der Transportzeit abhängt. Daher gilt für sich allein gesehen nicht unbedingt als aussagekräftig.
  • Sensitivität: Sie gibt Auskunft darüber, ob alle Kranken auch als Kranke erkannt werden, oder anders gesagt, wie gut ein Test das Coronavirus bei Menschen, die tatsächlich infiziert sind, erkennen kann. Bei einer Gruppe von 100 Personen, wird ein Test, der eine Sensitivität von 95% hat, bei 95 dieser Leute das Virus korrekt erkennen. Die anderen fünf würden fälschlicherweise als nicht infiziert eingestuft werden („falsch negativ”).
  • Spezifität: Im Zusammenhang damit beschreibt die Spezifität eines Coronatests, wie gut der Test gesunde Menschen, die nicht infiziert sind, auch als solche erkennt. In unserem Beispiel mit den 100 Personen würde ein Test mit einer Spezifität von 98% bei 98 davon erkennen, dass sie gesund sind. Die anderen beiden würden fälschlicherweise als infiziert eingestuft werden („falsch positiv“).
(Bild: Alexander Schwarzl)
Behauptung eins
„Die Coronatests sind nicht brauchbar und können Corona gar nicht zuverlässig nachweisen“

Sehen wir uns jetzt die beiden Behauptungen genauer an und starten mit dieser. 2020 erregte Michael Schnedlitz (FPÖ) mit einem dubiosen „Experiment“ in Bezug auf Coronatests Aufsehen. Indem er Cola mittels eines Schnelltests positiv auf Coronaviren getestet haben wollte, wollte er beweisen, wie nutzlos solche Tests seien. Diese absurde Vorführung im Parlament bewies allerdings nur seine Bildungslücke in Chemie. Denn ein fälschlicherweise positiver Test auf Cola basiert auf dem hohen Säuregehalt des Getränks und steht in keinem Zusammenhang mit dem Coronavirus. Durch die Säure werden nämlich die Eiweißfragmente auf dem Teststreifen zersetzt. Dadurch wird die Pufferschicht zerstört und die Positiv-Markierung wird sichtbar. Dasselbe würde auch mit einem Schwangerschaftstest passieren.

Zu beachten ist jedenfalls: Die Zuverlässigkeit von Coronatests kann nicht pauschal bewertet werden.

  • Testvariante als Faktor

    Die unterschiedlichen Testvarianten haben, wie bereits erwähnt, Auswirkungen darauf. PCR-Tests gelten als sehr zuverlässig, hier sind eben auch geschulte Laborantinnen und Laboranten zuständig. Allgemein sind Selbsttestungen tendenziell weniger zuverlässig, auch, da es hier zu Fehlern von den Anwendenden kommen kann. Bei der Abnahme einer Probe mittels Wattestäbchen besteht zum Beispiel die Gefahr, dass man durch die falsche Stelle zu wenige Viruspartikel bekommt. Zudem konserviert die Flüssigkeit in einer Gurgellösung die Viren besser als das trockene Wattestäbchen. Allerdings kann es beim Gurgeln auch durch eine zu kurze Spüldauer zu einer Verfälschung des Ergebnisses kommen. Daher wurden etwa von den Behörden oder an der Grenze auch keine Selbsttests anerkannt.

  • Testzeitpunkt als Faktor

    Wann eine erkrankte Person getestet wird, hat ebenfalls Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit eines Coronatests. Während PCR-Tests zu jedem Zeitpunkt der Infektion zuverlässig sind, auch dann, wenn die Symptome noch nicht ausgeprägt sind, ist die Situation bei Antigen-Schnelltests eine andere, da sie weniger empfindlich sind und eher größere Mengen an Virusmaterial zuverlässig in einer Probe erkennen können. Häufig entwickelt man erst etwa vier bis fünf Tage nach einer Infektion typische Covid-19-Symptome. Meist sind erst ab diesem Symptombeginn größere Mengen an Virusmaterial in den Sekreten der oberen Atemwege vorhanden. Das führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von falsch negativen Ergebnissen.

  • Weitere Einflüsse
    Wie schon angeschnitten, spielen dann auch noch die korrekte Probenentnahme oder der Transport der Proben eine gewisse Rolle, genauso wie die Corona-Variante. Nicht nur deshalb sollte bei einem begründeten Verdacht auf eine Corona-Infektion (bei Symptomen oder wenn man eine direkte Kontaktperson ist) gegebenenfalls ein zweiter PCR-Test durchgeführt werden. Genauso sollte ein positiver Antigen-Test durch einen PCR-Test überprüft werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass kein Test zu 100 % zuverlässig ist. Das Testergebnis ist immer im Kontext mit Faktoren wie Exposition gegenüber COVID-19, Symptomen oder der aktuelle Corona-Zahlen zu sehen. Bei Zweifeln sollte man daher am besten medizinisches Fachpersonal konsultieren.

(Bild: APA/Hans Punz)
Behauptung zwei
„Darüber hinaus sind die Tests gefährlich und machen selbst krank“
  • Korrekte Durchführung als Faktor

    Besonders in Bezug auf die Stäbchentests hörte man das häufig, da diese mitunter auch schmerzhafter sein konnten. Von einer befürchteten Schädigung der Blut-Hirn-Schranke war da etwa die Rede. Diese Sorge ist allerdings unbegründet. Wenn ein Abstrich durch medizinisches Fachpersonal korrekt durchgeführt wird, kommt es zu keinen groben Verletzungen. Zwar kann das Einführen des Stäbchens schmerzhaft sein; das liegt aber daran, dass die Nasenschleimhaut besonders bei Entzündungen empfindlich ist. Die Blut-Hirn-Schranke befindet sich außerdem nicht in der Nase, sondern im Gehirn. Zwischen der Nase und dem Gehirn sind unter anderem Knochen und Hirnhaut. Barrieren, die mit einem einfachen Teststäbchen nicht zu durchdringen sind. Wenn ausgebildetes Personal den tiefen Nasenabstrich korrekt im richtigen Kanal der Nase durchführt, sind die Risiken für Verletzungen äußerst gering. Bei Covid-Selbsttests nutzt man zudem einen Nasenflügel-Test, bei dem der Tupfer nicht so tief in die Nase geschoben werden sollte.

(Bild: Evelyn Hronek Kamerawerk)
Conclusio zur Behauptung

Ob nun in den eigens dafür eingeführten Teststraßen oder Gurgelboxen, in der Apotheke oder in der Arztpraxis oder auch selbstständig zu Hause: Die verschiedenen Testmöglichkeiten dienten dazu, einen Überblick über die Zahl der Infizierten zu behalten und vulnerable Gruppen zu schützen, indem man nach einem positiven Test zu Hause blieb. Denn auch symptomlos ist eine Corona-Infektion möglich. Während die Testungen aufgrund der damaligen Lage in den Jahren 2020 und 2021 noch flächendeckender waren, wurden die sogenannten Screeningprogramme 2022 dann zielgerichteter. In jedem Fall wurde die österreichische Teststrategie regelmäßig neu evaluiert und angepasst.

Dass Coronatests krank machen, ist eine unhaltbare Aussage. Die Zuverlässigkeit und Sinnhaftigkeit der Testungen hängen von vielen Faktoren ab. Gerade Letzteres kann man in der Retrospektive auch kritisch betrachten. Dennoch sind gerade PCR-Tests ein zuverlässiges Mittel, um eine Corona-Infektion festzustellen und hatten und haben vor allem im Gesundheitsbereich durchaus ihre Berechtigung.

Wieder gilt: Informieren Sie sich bei zuverlässigen Quellen zum aktuellen Stand und bleiben Sie kritisch, wenn Sie mit nicht nachgewiesenen Behauptungen konfrontiert werden. 

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