Wir führen unsere Reihe zu Foren-Mythen rund um Corona fort und nehmen dabei die aktuelle Situation rund um die bisher kostenlosen Coronatests in Arztpraxen zum Anlass, um uns allgemein mit Coronatests auseinanderzusetzen. Denn auch zu diesen kursieren seit deren Einführung 2020 die verschiedensten Verschwörungserzählungen. Die bekanntesten davon werden wir im Folgenden behandeln.
Auch wenn Corona nicht mehr die Nachrichten dominiert: Besonders während der Hochphase der Testungen standen folgende Annahmen im Raum:
Behauptung: Die Coronatests sind nicht brauchbar und können Corona gar nicht zuverlässig nachweisen. Darüber hinaus sind sie gefährlich und machen selbst krank!
Zunächst einmal müssen wir zwischen den verschiedenen Coronatest-Arten unterscheiden. In Österreich gibt es folgende Testverfahren, die zur Diagnose einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 verwendet werden können:
Coronatests waren genauso wie alles andere rund um das damals komplett neuartige Virus ein Unsicherheitsfaktor für viele Menschen, die nicht genau wussten, wie diese funktionierten und sich ohne Symptome auch nicht krank wähnten. Besonderes Letztere fühlten sich quasi „krankgetestet“, wenn man ihnen dann doch eine Infektion nachweisen konnte. Dies ist auch heute noch häufig der Fall. Daher ist es wichtig, sich auch mit folgenden Begrifflichkeiten auseinanderzusetzen, wenn es um Coronatests geht:
Sehen wir uns jetzt die beiden Behauptungen genauer an und starten mit dieser. 2020 erregte Michael Schnedlitz (FPÖ) mit einem dubiosen „Experiment“ in Bezug auf Coronatests Aufsehen. Indem er Cola mittels eines Schnelltests positiv auf Coronaviren getestet haben wollte, wollte er beweisen, wie nutzlos solche Tests seien. Diese absurde Vorführung im Parlament bewies allerdings nur seine Bildungslücke in Chemie. Denn ein fälschlicherweise positiver Test auf Cola basiert auf dem hohen Säuregehalt des Getränks und steht in keinem Zusammenhang mit dem Coronavirus. Durch die Säure werden nämlich die Eiweißfragmente auf dem Teststreifen zersetzt. Dadurch wird die Pufferschicht zerstört und die Positiv-Markierung wird sichtbar. Dasselbe würde auch mit einem Schwangerschaftstest passieren.
Zu beachten ist jedenfalls: Die Zuverlässigkeit von Coronatests kann nicht pauschal bewertet werden.
Die unterschiedlichen Testvarianten haben, wie bereits erwähnt, Auswirkungen darauf. PCR-Tests gelten als sehr zuverlässig, hier sind eben auch geschulte Laborantinnen und Laboranten zuständig. Allgemein sind Selbsttestungen tendenziell weniger zuverlässig, auch, da es hier zu Fehlern von den Anwendenden kommen kann. Bei der Abnahme einer Probe mittels Wattestäbchen besteht zum Beispiel die Gefahr, dass man durch die falsche Stelle zu wenige Viruspartikel bekommt. Zudem konserviert die Flüssigkeit in einer Gurgellösung die Viren besser als das trockene Wattestäbchen. Allerdings kann es beim Gurgeln auch durch eine zu kurze Spüldauer zu einer Verfälschung des Ergebnisses kommen. Daher wurden etwa von den Behörden oder an der Grenze auch keine Selbsttests anerkannt.
Wann eine erkrankte Person getestet wird, hat ebenfalls Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit eines Coronatests. Während PCR-Tests zu jedem Zeitpunkt der Infektion zuverlässig sind, auch dann, wenn die Symptome noch nicht ausgeprägt sind, ist die Situation bei Antigen-Schnelltests eine andere, da sie weniger empfindlich sind und eher größere Mengen an Virusmaterial zuverlässig in einer Probe erkennen können. Häufig entwickelt man erst etwa vier bis fünf Tage nach einer Infektion typische Covid-19-Symptome. Meist sind erst ab diesem Symptombeginn größere Mengen an Virusmaterial in den Sekreten der oberen Atemwege vorhanden. Das führt zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von falsch negativen Ergebnissen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass kein Test zu 100 % zuverlässig ist. Das Testergebnis ist immer im Kontext mit Faktoren wie Exposition gegenüber COVID-19, Symptomen oder der aktuelle Corona-Zahlen zu sehen. Bei Zweifeln sollte man daher am besten medizinisches Fachpersonal konsultieren.
Besonders in Bezug auf die Stäbchentests hörte man das häufig, da diese mitunter auch schmerzhafter sein konnten. Von einer befürchteten Schädigung der Blut-Hirn-Schranke war da etwa die Rede. Diese Sorge ist allerdings unbegründet. Wenn ein Abstrich durch medizinisches Fachpersonal korrekt durchgeführt wird, kommt es zu keinen groben Verletzungen. Zwar kann das Einführen des Stäbchens schmerzhaft sein; das liegt aber daran, dass die Nasenschleimhaut besonders bei Entzündungen empfindlich ist. Die Blut-Hirn-Schranke befindet sich außerdem nicht in der Nase, sondern im Gehirn. Zwischen der Nase und dem Gehirn sind unter anderem Knochen und Hirnhaut. Barrieren, die mit einem einfachen Teststäbchen nicht zu durchdringen sind. Wenn ausgebildetes Personal den tiefen Nasenabstrich korrekt im richtigen Kanal der Nase durchführt, sind die Risiken für Verletzungen äußerst gering. Bei Covid-Selbsttests nutzt man zudem einen Nasenflügel-Test, bei dem der Tupfer nicht so tief in die Nase geschoben werden sollte.
Ob nun in den eigens dafür eingeführten Teststraßen oder Gurgelboxen, in der Apotheke oder in der Arztpraxis oder auch selbstständig zu Hause: Die verschiedenen Testmöglichkeiten dienten dazu, einen Überblick über die Zahl der Infizierten zu behalten und vulnerable Gruppen zu schützen, indem man nach einem positiven Test zu Hause blieb. Denn auch symptomlos ist eine Corona-Infektion möglich. Während die Testungen aufgrund der damaligen Lage in den Jahren 2020 und 2021 noch flächendeckender waren, wurden die sogenannten Screeningprogramme 2022 dann zielgerichteter. In jedem Fall wurde die österreichische Teststrategie regelmäßig neu evaluiert und angepasst.
Dass Coronatests krank machen, ist eine unhaltbare Aussage. Die Zuverlässigkeit und Sinnhaftigkeit der Testungen hängen von vielen Faktoren ab. Gerade Letzteres kann man in der Retrospektive auch kritisch betrachten. Dennoch sind gerade PCR-Tests ein zuverlässiges Mittel, um eine Corona-Infektion festzustellen und hatten und haben vor allem im Gesundheitsbereich durchaus ihre Berechtigung.
Wieder gilt: Informieren Sie sich bei zuverlässigen Quellen zum aktuellen Stand und bleiben Sie kritisch, wenn Sie mit nicht nachgewiesenen Behauptungen konfrontiert werden.
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