Ein steirisches Polit-Urgestein will frischen Wind in die größte Hilfsorganisation des Landes bringen: Der einstige Vize-Landeshauptmann Siegfried Schrittwieser stellt sich mit einer prominent besetzten „Reformgruppe“ der Wahl zum neuen steirischen Rot-Kreuz-Präsidenten.
Es ist zumindest in der jüngeren Geschichte des steirischen Rot-Kreuz-Landesverbands ein aufsehenerregendes Novum: Erstmalig hat sich eine zweite Liste zur Wahl des neuen Präsidiums formiert. Siegfried Schrittwieser, langgedienter SPÖ-Landespolitiker und zuletzt bis 2015 zweiter Vize-Landeshauptmann, hat am Mittwoch offiziell verkündet, worüber die „Krone“ schon Anfang März berichtet hat: Er will mit der Liste „Siegi Schrittwieser Reformgruppe“ die neue Führung des Roten Kreuz stellen und den amtierenden Präsidenten Werner Weinhofer ablösen.
Rot-Kreuz-Altgediente vermissen Wertschätzung
Der Obersteirer Schrittwieser ist seit vier Jahrzehnten für das Rote Kreuz tätig, 33 Jahre lang als Ortsstellenleiter und aktuell im achten Jahr als Leiter der Bezirksstelle Bruck-Mürzzuschlag. „Ich habe in den letzten Jahren beobachtet, dass es Transparenz, Vertrauen und Wertschätzung nicht so gibt, wie wir uns das wünschen“, erklärt der Obersteirer die Ursprünge der von ihm initiierten „Reformgruppe“.
Aus Schrittwiesers Ausführungen ist herauszuhören, dass sich Bezirksstellenleiter aktuell von der Landes-Führungsebene zu wenig eingebunden und bevormundet fühlen. „Wir wollen alle Leiter in Entscheidungen des Landespräsidiums stärker einbinden und mit der Geheimniskrämerei Schluss machen.“ Im Fokus von Schrittwiesers Programm stehen Wertschätzung und Transparenz für alle Mitarbeiter.
„Wir wollen Bezirksstellenleiter in Entscheidungen des Landespräsidiums stärker einbinden und mit der Geheimniskrämerei Schluss machen.“
Siegfried Schrittwieser
Mehr Druck auf Politik ausüben
„Wertschätzung mündet in Zufriedenheit und die war bei der letzten Wahl 2019 offenbar schon nicht mehr gegeben“, erklärt Otto Marl, Bezirksstellenleiter in Liezen und langjähriger SPÖ-Bürgermeister in Bad Aussee, warum es zur „Reformgruppe“ gekommen ist. Präsident Werner Weinhofer erhielt damals als amtierender Präsident mit der einzigen angetretenen Liste 59 Prozent der Stimmen.
„Wir wollen aber nicht gegen jemanden oder etwas sein, sondern für Erneuerung“, betont Schrittwieser, der sich vor allem auf politischer Ebene viel stärker einbringen will. Hier käme dem 71-Jährigen sicher seine politische Vergangenheit zugute, er kennt die Akteure und weiß, wie Verhandlungen zu führen sind.
Als Beispiel nennt Schrittwieser den großen Brocken Finanzierung: „Es kann nicht sein, dass wir Rettungsfahrten mit Spendengeldern querfinanzieren müssen. Wir müssen kostendeckende Tarife sicherstellen!“ Dazu zähle unter anderem auch die Anhebung des „Rettungseuros“ der Gemeinden. Dieser Beitrag der Kommunen wurde seit 2016 nicht mehr erhöht. Apropos Geld: Auch die langjährige Forderung nach besserer Entlohnung für hauptamtliche Mitarbeiter findet sich im Programm der Liste Siegi Schrittwieser.
Damoklesschwert der Zentralisierung
Großes Augenmerk will man auch auf den Erhalt der Regionalität legen. „Das Damoklesschwert der Zentralisierung schwebt über uns. Das lehnen wir entschieden ab. Das Rote Kreuz wurde bewusst sehr dezentral aufgebaut“, so Schrittwieser. Emotionale Bindung der freiwilligen Mitarbeiter entstehe nur vor Ort.
Die „Reformgruppe“ hinter Schrittwieser setzt sich durchwegs aus Rot-Kreuz-„Schwergewichten“ quer durch das Land zusammen. Als Mitglieder des Präsidiums etwa stellen sich zur Wahl: Roland Antal (Bezirkstellenleiter Leibnitz), Michael Gruber (Bezirksstellenleiter Fürstenfeld), Otto Marl (Bürgermeister a.D. Bad Aussee und Bezirksstellenleiter Liezen) und Christian Rath (Bezirksstellenleiter Feldbach). Chefarzt soll der renommierte Mediziner und Notarzt Berthold Petuschnigg werden. Im Verbandsausschuss der Liste unter anderem zu finden: Harald Bergmann (Bgm. Knittelfeld), Tatjana Prattes (Geschäftsführerin Wiki Steiermark) oder Christian Sulzbacher (Bezirkshauptmann a.D. Liezen).
Ob es tatsächlich zu einem Führungswechsel an der Spitze des steirischen Roten Kreuz kommt, wird sich bei der Neuwahl des Präsidiums im Zuge der Generalversammlung am 4. Juni zeigen. 170 Delegierte werden ihre Stimme abgeben.
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