Wassersparend

Bill Gates prämierte die besten Toiletten der Zukunft

Wissenschaft
16.08.2012 11:11
Weltweit haben bis heute rund 2,6 Milliarden Menschen immer noch keinen Zugang zu einer Toilette. Microsoft-Gründer Bill Gates ist daher auf der Suche nach dem Klo der Zukunft. WCs seien "extrem wichtig für die öffentliche Gesundheit und die Menschenwürde", erklärte der Milliardär. Seine Stiftung kürte nun auf einer großen Messe zu diesem Thema in Seattle die vielversprechendsten Erfindungen.

Am Wettbewerb der Bill and Melinda Gates Foundation hatten sich 22 Universitäten und Forschungsanstalten beteiligt. Aufgabe war, ein Klo der Zukunft zu entwickeln. Dieses sollte ohne Kanalisation und Fremdenergie auskommen, in Stoffkreisläufe eingebaut sein und nicht mehr als vier Cent pro Tag und Person kosten.

Der erste Preis wurde im Zuge der Prämierung an eine vom California Institute of Technology entwickelte Toilette verliehen, die mit Solarenergie betrieben wird und zusätzlich Strom und Wasserstoffgas produziert (Bild 2). Die englische Universität von Loughborough belegte den zweiten Platz mit ihrem Recycling-Klo, das Abwasser in Kohle, Minerale und sauberes Wasser zerlegt. 

Die WCs der reichen westlichen Länder seien für 40 Prozent der Weltbevölkerung unvorstellbar, da es oft an der nötigen Wasser- und Stromversorgung sowie an der Kanalisation fehle, kritisierte Gates im Internet. Der Unternehmer ist davon überzeugt, dass auch wohlhabendere Länder von der Erfindung neuer Klos profitieren könnten, indem sie "ihr sauberes Wasser für eine andere Verwendung als die Toilettenspülung" sparten.

Schweizer Projekt mit Wiener Beteiligung prämiert
Ein weiterer Beitrag zur Behebung dieses Problems könnte in ein paar Jahren eine an der Eawag in Dübendorf nahe Zürich entwickelte Toilette leisten, die ohne Kanalisation und Fremdenergie auskommt. Das von einem Team der Wasserforschungsanstalt des ETH-Bereichs Eawag und des Designbüros EOOS aus Wien entwickelte Modell "diversion" wurde von Bill Gates mit einem Anerkennungspreis und 40.000 US-Dollar ausgezeichnet. 

Die Projektleitung für den Schweizer Beitrag lag in den Händen der Verfahrensingenieurin Tove Larsen, die sich seit Jahren am Wasserforschungsinstitut Eawag mit der Separierung von Urin und Fäkalien befasst. Laut Larsen erlaubt nur eine Trenntechnologie eine effiziente Rückgewinnung der wertvollen Rohstoffe aus Urin und Fäkalien und eine einfache Wiedergewinnung von Wasser. Die Ingenieurin und ihr Team setzten sich zum Ziel, eine Toilette zu entwickeln und zu designen, die in allen Kulturkreisen und von allen Benutzerinnen und Benutzern akzeptiert wird. Herausgekommen sei ein modernes Steh-Klo, teilte die Eawag mit.

Nur ein Liter Wasser für Spülen und Händewaschen
Das Besondere daran seien nicht nur die separate Ableitung des Urins und ein raffinierter Geruchsverschluss. Das Modell "diversion" brauche nur ein bis eineinhalb Liter Wasser pro Toilettenbenutzung. Diese Menge sei "absolut entscheidend" für die Reinigung des Klos und die Hygiene.

Einen Wasseranschluss braucht die Toilette trotzdem nicht: Wird mit einem Fußpedal Wasser in das kleine Wasserreservoir gepumpt, wird gleichzeitig verbrauchtes Wasser hochgepumpt, das über einen Membranfilter gereinigt wird. Eine solarbetriebene Elektrode sorgt zudem via Elektrolyse dafür, dass das Brauchwasser frei von Krankheitskeimen ist. Für Larsen ist nicht nur die neue Technologie entscheidend. Wichtig sei auch, dass die Toilette der Zukunft eingebettet sei in ein ganzes Sanitärsystem. Deshalb sei auch eine Transportlogistik entwickelt worden, die an die Verhältnisse in Hüttensiedlungen der Entwicklungsländer angepasst ist.

Fäkalien werden Dünger oder Biogas
Ein modulares System von selbstschließenden Fäkaliencontainern und Urinfässern mit Fahrzeugen soll die Sammeltour effizient und hygienisch machen. In zentralen Behandlungsanlagen sollen dann Urin und Fäkalien kontrolliert und zu verkäuflichen Produkten wie etwa Dünger oder Biogas verarbeitet werden können.

Bis jetzt wurde allerdings nur nachgewiesen, dass das System funktionieren kann. Bis Ende 2013 sollen echte Prototypen der Toilette gebaut und getestet werden. Die Finanzierung ist allerdings noch nicht gesichert. Noch dürfte es Jahre dauern, bis die "diversion"-Toilette, die Sammelfahrzeuge und die Verarbeitungsanlagen in großen Stückzahlen im Einsatz stehen.

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