Ein Phänomen, das viele bereits vermutet haben, wird nun von einer aktuellen Studie untermauert: Eine Schwangerschaft beschleunigt das biologische Altern. Nach der Geburt kommt es aber zu einem überraschenden Effekt.
In nur zwanzig Wochen altern schwangere Frauen um bis zu zwei Jahre, schreiben Experten der US-amerikanischen Yale School of Medicine in ihrer Studie im Fachblatt „Cell Metabolism“. Ganz generell verändert sich der Körper von Frauen dabei umfassend: Durch den wachsenden Fötus werden Organe verschoben, Beckengelenke werden lockerer und Schwangerschaftshormone verändern Appetit und Energielevel. Darüber hinaus verdrahten sich Neuronen im Gehirn zum Teil dauerhaft neu.
Effekt wie sonst nur von Alkohol, Nikotin und Stress bekannt
Das biologische Alter kann sich vom chronologischen deutlich unterscheiden, wird es doch durch Gene sowie durch äußere Einflüsse, zu denen auch der Lebensstil gehört, bestimmt. Die bekanntesten Faktoren für eine vorzeitige Alterung sind vor allem ungesunde Ernährung, Alkohol, Nikotin oder Stress.
Das Team um den Perinatalforscher Kieran O‘Donnell und den Biostatistiker Hung Pham hat nun Blutproben von 119 Frauen zu verschiedenen Zeitpunkten während und nach der Schwangerschaft analysiert. Dabei bestätigten sie das Ergebnis einer Studie aus dem Vorjahr: Sie stellten dabei fest, dass die Belastung einer Schwangerschaft die Alterung beschleunige.
Große Überraschung dann nach der Geburt
Dabei konzentrierten sie sich auf sogenannte DNA-Methylierungen. Das sind winzige chemische Modifikationen des Erbguts, die sich – anders als die DNA selbst – im Laufe eines Lebens verändern können. Diese Methylierungen bilden bestimmte Muster, anhand derer Forschende das biologische Alter eines Menschen abschätzen können – das Austragen eines Babys erzeugt dabei einige ähnliche Muster, die auch bei älteren Menschen zu beobachten sind.
Die große Überraschung lieferten jedoch die Werte nach der Geburt: „Drei Monate danach stellten wir einen bemerkenswerten Rückgang des biologischen Alters fest, bei einigen Personen sogar um acht Jahre“, erklärt O’Donnell. Nach der Schwangerschaft erholt sich der Körper demnach quasi in Rekordzeit.
Gesunder Lebenswandel auch hier förderlich
Dennoch geschieht dies nicht bei allen Frauen gleich schnell – hier spielt auch auf die Lebensweise vor der Schwangerschaft eine große Rolle, konkret durch den Body-Mass-Index. Bei Frauen, die vor der Geburt übergewichtig waren, erholte sich das biologische Alter nicht so rasch. Im Gegensatz dazu führte das Stillen zu einem stärkeren Rückgang des mütterlichen biologischen Alters innerhalb von drei Monaten nach der Geburt.
Noch zwei große Unbekannte
Diese Beobachtungen bieten laut O‘Donnell interessante neue Impulse für die Altersforschung – wobei allerdings einiges zu beachten sei: So sei nicht klar, ob der Erholungseffekt nach der Geburt für die kurz- oder langfristigen Gesundheitsergebnisse von Müttern relevant sei, und ob sich diese Effekte über mehrere aufeinanderfolgende Schwangerschaften hinweg akkumulierten.
Und O‘Donnell nennt noch eine zweite Unbekannte: „Ebenso wissen wir nicht, ob die Verringerung des biologischen Alters nach der Geburt einfach darauf zurückzuführen ist, dass sich das System auf das biologische Alter vor der Schwangerschaft erholt, oder, was noch provokanter ist, ob eine Schwangerschaft einen Verjüngungseffekt hat.“
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