Nicht nur Kinder rufen mit hölzernen Ratschen zur Kirche, seit 40 Jahren erfüllt auch ein Neuhauser diese Aufgabe mit Freuden.
Nach dem fröhlichen Palmsonntag begann die traurige, stille Karwoche. Selbst die Glocken fliegen nach Rom und die Orgeln verstummen – und zwar am heutigen Gründonnerstag.
Weil Jesus nach dem Letzten Abendmahl beim Gebet im Garten Getsemani gefangen genommen wurde, wird es still. So wie in den Kirchen seit Aschermittwoch durch die Hungertücher die Augen fasten, weil sie die prunkvollen Altäre nicht sehen, fasten die Ohren am Karfreitag, dem Sterbetag Jesu, und am Karsamstag, dem Tag der Grabesruhe.
Wenn es auch in der Kirche ohne Orgel und Glocken leise ist, ist es außerhalb umso lauter: Mit hölzernen Ratsch’n wird zum Gottesdienst gerufen.
„Hölzerner Schatz“ in Wellersdorf
Eine vermutlich über 100 Jahre alte, große, aus Fichtenholz hergestellte Ratsche ist in Wellersdorf in der Gemeinde Ludmannsdorf alljährlich in Betrieb: Mesner Franz Kruschitz: „Sie ist unser hölzerner Schatz und gut in Schuss. Wenn ein Wehwehchen auftritt, repariere ich das.“ Die Ministranten – auch Laura Tumer (10) und Mika Seher (9) – dürfen mit dieser Ratsche lärmen.
Ritual seit der Kindheit für einen Neuhauser
In der Pfarrkirche Neuhaus wartet seit Jahrzehnten eine Ratsche darauf, gedreht zu werden. Pfarrer Michael Golavćnik: „Die Ratsche ist ja weit über 100 Jahre alt.“ Auch sein Vorgänger hat diesen alten Brauch praktiziert. „Die Ratsche klappert bis zur Auferstehung am Karsamstag, bis das Halleluja erklingt.“ Einer, der diesen Brauch seit Jahrzehnten kennt, ist der Neuhauser Peter Primoschitz (58). „Ich bin bereits als Kind hinauf zur Glockenstube geklettert, das war total aufregend.“ Auch heute klettert er die vielen Stufen hoch: „Es ist wie ein Ritual.“
Auf der Flugroute nach Rom dürfte es trotz des AUA-Streiks ein hohes Verkehrsaufkommen geben, gibt es doch allein in Kärnten rund 4000 Glocken in katholischen Kirchen. Die etwa 100 Glocken in evangelischen Gotteshäusern fliegen nicht nach Rom...
Größte Glocke
Die größte Kirchenglocke des Bundeslandes hängt seit 1687 im Nordturm der Wallfahrtskirche in Maria Saal: Die Maria Saalerin hat einen Durchmesser von 222 Zentimetern und ist 6600 Kilo schwer. Bis 1711 war sie sogar die größte Glocke Österreichs, erst dann wurde sie von der Pummerin im Stephansdom in Wien abgelöst.
Obwohl am heutigen Gründonnerstag viele Spinat essen, hat der Tag nichts mit der Farbe zu tun: Sein Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort „greinen“, das für weinen stand, zurück. Was die Tradition noch für heute vorsieht, ist ein intensiver Hausputz, denn zum Osterfest soll alles blitzblank sauber sein. Dann sind auch die Glocken wieder zurück. Was sie in Rom machen, lässt sich übrigens nicht mit Sicherheit beantworten. Mancherorts heißt es, sie holen sich vom Papst den Urbi et Orbi-Ostersegen.
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