Bei Mäusen reduzierte das Molekül die Zahl der Spermien und schränkte deren Bewegungsfähigkeit ein. Die Tiere wurden unfruchtbar. Sexualtrieb und Hormonwerte seien aber nicht beeinträchtigt gewesen, und nach Absetzen der Substanz hätten sich die Spermien wieder ganz normal entwickelt. Auch beim Nachwuchs der Mäuse entdeckten die Forscher keine ungewollten Auswirkungen, heißt es in einer Aussendung des Insituts.
Das Molekül JQ1 stammt eigentlich aus der Krebsforschung. Co-Autor James Bradner vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston wollte die Wirkung des Stoffes bei Krebs testen. Das Molekül hemmt eine Familie von Eiweißen, die die Aktivität von Genen beeinflussen. Zu dieser Proteinfamilie gehört auch BRDT, das wichtig für die Spermienentwicklung ist. JQ1 blockiert die Wirkung von BRDT.
Molekül kann nicht Verhütungsmittel werden
Da das Molekül JQ1 somit an mehreren Stellen des Körpers stark eingreife, könne es selbst nicht zu einem Verhütungsmittel werden, betonen die Mediziner. Mit den Erkenntnissen lasse sich aber möglicherweise eines entwickeln.
Forscher weltweit sind auf der Suche nach Verhütungsmitteln für Männer, meistens konzentrieren sie sich auf die Gabe von Hormonen. "Die Studie ist nun ein fundamental neuer Ansatz, der unser Feld voranbringen wird", sagte Stefan Schlatt, Forschungsbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Andrologie. Schlatt schilderte die Probleme bei der Suche nach der Pille für den Mann: Im Hoden gibt es eine sogenannte Blut-Hoden-Schranke. Spermien entwickeln sich in speziellen Nischen, wo sie durch Gewebeschichten geschützt sind. Das mache es so schwierig, Medikamente zu finden, die diese Schranke überwinden.
Noch viele Nebenwirkungen
Hormone beeinflussen die Spermienentstehung. Klinische Studien mit Testosteron und Gestagen bewiesen nach Angaben von Schlatt, dass die Spermienbildung zwar unterbrochen wird. Allerdings traten häufiger als erwartet Nebenwirkungen auf - und die Tests endeten erst einmal. Der hormonelle Ansatz einer männlichen Empfängnisverhütung sei also "leider nicht so erfolgreich wie bei der Frau".
"Matzuk und Kollegen haben das kleine Molekül nun in den Bauchraum der Mäuse gespritzt, und von dort konnte es an den Ort der Spermienentwicklung gelangen", sagte Schlatt. "Es hat sich also seinen Weg in die entscheidenden Nischen gebahnt und dort die Reifung der Keimzellen unterdrückt." Wie lange es nun dauern wird, bis eine Verhütungstablette für den Mann auf den Markt kommt, bleibe jedoch offen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.