Jahrelang soll ein 18-Jähriger seine Mutter beschimpft, bedroht und geschlagen haben. Sogar seinen Hund habe er auf die 64-Jährige gehetzt. Und auch seine Großmutter sei nicht verschont geblieben - davon wurde der junge Wiener allerdings freigesprochen ...
Es ist eine wüste Anklage, die der Staatsanwalt im Wiener Landesgericht vorträgt: fortgesetzte Gewalt, gefährliche Drohung, versuchter Raub. „Dem ganzen liegt ein sehr gewaltsamer innerfamiliärer Streit zugrunde“, erklärt der Ankläger. Denn ein 18-Jähriger soll jahrelang seine eigene Mutter beschimpft, bedroht und geschlagen haben.
Angeklagte wäre immer ein Problemkind gewesen
„Er war nie ein guter Mensch“, sagt die 64-Jährige über ihren eigenen Sohn im Zeugenstand. „Mit 15 oder 16 Jahren hat das schon angefangen. Umso größer er geworden ist, desto ärger war es.“ Schon in der Schule soll der jetzt 18-Jährige Probleme gemacht haben, sie hätte ständig Nachhilfestunden bezahlen müssen. Um einen Job habe er sich auch nie bemüht.
Auch Gewalt gegen die Großmutter
„Wie oft hat er sie denn geschlagen?“, möchte Herr Rat von der Pensionistin wissen. „Genug“, die knappe Antwort. Beispielsweise habe der junge Wiener seiner Mutter auch gedroht: „Ich werde dich umbringen, du alte H... Du hast eh schon lange genug gelebt.“ Fast täglich soll die 64-Jährige Gewalt durch ihren Sohn erfahren haben – bis es ihr reicht: Sie setzte den Angeklagten vor die Tür, er kam bei der Großmutter unter.
Er kommt in der Nacht und klopft an die Tür und schreit: Gib mir Geld! Gib mir Geld!
Mutter (64) und Opfer des Angeklagten
Und auch bei der 86-Jährigen soll er den gleichen Umgangston an den Tag gelegt, sie ebenfalls geschlagen haben. Auch seinen Hund – einen jungen Husky – habe er auf seine Oma gehetzt. Zitternd sitzt die alte Dame nun im Zeugenstand vor dem Richter, tut sich schwer, ihn zu verstehen. Ihre Einvernahme dauert aber auch nicht lange: Unter Tränen gibt sie bekannt, dass sie gegen ihren Enkel nicht aussagen möchte.
Einblick in das wohl mehr als zerrüttete Familienleben liefert die Mutter des 18-Jährigen aber umso detaillierter. Ein großes Thema wäre auch Geld gewesen: „Er kommt in der Nacht und klopft an die Tür und schreit: Gib mir Geld! Gib mir Geld!“ Mehrmals wäre auch die Polizei schon angerückt, auch die Hausverwaltung beschwerte sich bereits.
„Sie schlägt mich und dann wehre ich mich“
Die Aussage seiner Mutter kommentiert der Angeklagte zwischendurch bloß mit Kopfschütteln und verächtlichem Lachen. Er will sich nämlich gegen die 64-Jährige stets nur verteidigt haben: „Normal muss sie Tabletten nehmen, die nimmt sie aber nicht. Sie schubst mich, sie schlägt mich und dann wehre ich mich. Ein Problem ist auch mein Hund. Den mag sie nicht.“ Die Vielzahl an gewalttätigen Vorfällen hätte sie erfunden.
Bewährungsstrafe für 18-Jährigen
„Mehr als unglaubwürdig“, findet nicht nur der Staatsanwalt, sondern auch der Schöffensenat. Der junge Wiener fasst 18 Monate bedingte Haft wegen der Gewalt gegen seine Mutter aus. Sein Verteidiger meldet sofort Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Von den Vorwürfen, die seine Großmutter betreffen, wird er rechtskräftig freigesprochen – schließlich wollte sie ihren Enkel nicht belasten ...
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