Der österreichische Künstler Oliver Ressler zeigt in einer nachdenklich machenden Ausstellung, wie Klimaaktivismus im Museum funktionieren kann – klug, aufrüttelnd und ganz ohne Schüttattacken.
Von Klimakrise redet er längst nicht mehr. Oliver Ressler nennt den Zustand unserer Erde beim Namen: Klimazusammenbruch. „Und der findet bereits statt“, betont der Künstler, Aktivist und Filmemacher beim Rundgang durch seine Ausstellung. Sie trägt wie eine Fotomontage Resslers den Titel „Dog Days Bite Back“. Entlehnt einem Zitat des UNO-Generalsekretärs António Guterres, der im Sommer 2023, dem heißesten seit Messbeginn, meinte: „Die Hundstage des Sommers bellen nicht nur, sie beißen auch.“
„Ich beschäftige mich seit 30 Jahren mit ökologischen und politischen Fragen“, erzählt Ressler. Und so stammt auch das älteste Werk der Schau aus dem Jahr 1994: „Green House“ – seine malerische Reaktion auf den Treibhauseffekt. Ein trauriges Zeugnis dafür, wie viel Zeit trotz allen Wissens ungenützt verstrichen ist . . .
„Ich habe lange versucht, eine Form zu entwickeln, um die Thematik künstlerisch umzusetzen und auch Inhalte zu transportieren“, so Ressler. Von der Malerei fand er so vor allem zu Videoinstallationen und fotografischen Arbeiten.
Eine Insel, die bald verschwindet
In Videoarbeiten reflektiert er die Klimaauswirkungen z. B. in dem gemeinsam mit der Australierin Zanny Begg realisierten Film „Anubumin“ über die Insel Nauru, die nicht nur durch Rohstoffausbeutung ökologisch zerstört und als Flüchtlingslager missbraucht wurde, sondern auch bald durch das Ansteigen der Meeresspiegel verschwinden wird. Klimakleber und -Schütter sind für Ressler kein ThemaDie Störung des Ökosystems durch den Temperaturanstieg in der Arktis fing er in einer eindringlichen Videoinstallation ein. „Im Juli 2022 habe ich mich an eine wissenschaftliche Expedition angehängt“, erzählt er. „Eigentlich hätte da alles weiß sein sollen, aber es gab gar kein Sommereis mehr.“
Von Klimaklebern hält er nicht viel
Auch den Klimaprotesten widmet er sich mit Einblicken in geheime Versammlungen in Spanien, die aufgrund der dort so strengen Gesetze verpixelt bleiben müssen. Wobei ihm wichtig ist, dass Protest immer einen strukturellen Wandel im Auge hat – und nicht auf den „ohnehin schon geplagten Arbeiter auf der Straße, der dann auch noch im Stau stehen muss“, abzielt. „Die Klimakleber sind für mich keine Aktionsform, die ich thematisieren würde.“
Auch Schüttaktionen in Museen lehnt er ab. „Für mich, der sich seit Jahrzehnten mit Kunst und Aktionismus auseinandersetzt, nimmt man hier die Kunst in Geiselhaft.“
Utopie für eine klimagerechte Zukunft
Zum Schluss der aufrüttelnden Schau entlässt einen Ressler mit einer hoffnungsvollen Utopie: In einer fotografischen Arbeit imaginiert er ein Österreich, in dem Autos, Flughäfen und Fabriken eine neue, klimagerechte Funktion bekommen. „Aber eigentlich würde ich mir wünschen, dass ich mich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen muss, weil es seine dringliche Bedeutung verloren hat.“
Die Ausstellung ist noch bis 2. Juni im Belvedere 21 zu sehen. Ab 20. 4. ist Oliver Ressler auch mit einem Videoprojekt über „Global Citizenship“ im Hauptpavillon der Biennale in Venedig vertreten.
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