Epilepsie

Wenn Gehirnzellen zu viele Signale abgeben

Gesund
08.04.2024 06:30

Das löst epileptische Anfälle aus. Epilepsie gilt als eine der häufigsten chronischen, neurologischen Erkrankungen, 90.000 Österreicher leiden daran. Auch prominente Persönlichkeiten wie Napoleon, Charles Dickens oder Vincent van Gogh waren betroffen. Mehr über Diagnostik und Behandlung bei Kindern und Erwachsenen.

Bei epileptischen Anfällen handelt es sich um eine vorübergehende Fehlfunktion des Gehirns. Bei einem Anfall geben Nervenzellen zu viele Signale auf einmal ab.

Grundsätzlich kann Epilepsie in jedem Lebensabschnitt auftreten, die Häufigkeit ist jedoch altersabhängig unterschiedlich: „Etwa ein Drittel der Fälle kommen erstmalig bei Säuglingen und Kleinkindern vor sowie 40% vor dem 14. Geburtstag. Bei Erwachsenen nimmt die Häufigkeit bis 60 ab, danach wieder zu“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia, MBA, Univ.-Klinik für Neurologie, Epilepsieambulanz, MedUni Wien, in der Ärzte Krone.

Wie erfolgt die Diagnose?
„Neben der Anamnese und klinisch-neurologischen Untersuchung werden ein EEG zur Erfassung der epilepsietypischen Veränderungen sowie eine strukturelle Bildgebung mittels MRT eingesetzt.“

Laboruntersuchungen nach dem ersten Anfall dienen der Diagnostik der anfallsauslösenden Grunderkrankung. „Weiters ist zu diesem Zeitpunkt auch eine neuropsychologische Testung inklusive Screening bezüglich neuropsychiatrischer Störungen – dazu zählen etwa die Angst/Panik- und die affektive Störung – durchzuführen, um Kontraindikationen für bestimmte anfallunterdrückende Medikamente aufzudecken und frühzeitige Maßnahmen anbieten zu können“, so die Fachärztin.

MRT und EEG werden zur Diagnosestellung herangezogen. (Bild: Siniehina/stock.adobe.com)
MRT und EEG werden zur Diagnosestellung herangezogen.

Therapiemöglichkeiten
„Ziel der Behandlung ist die dauerhafte Anfallsfreiheit bei bestmöglicher Verträglichkeit. Zudem gilt die Schulung der Patienten und/oder ihrer Angehörigen bezüglich Adaptierung des Lebensstils als essenziell“, erklärt Prof. Dr. Pataraia.

„Dies inkludiert Informationen über Compliance [Anmerkung: Bereitschaft eines Patienten zur aktiven Mitwirkung an der Therapie], Schlafhygiene, mögliche Unfall- und Verletzungsrisiken z. B. beim Sport, Fahrtauglichkeit und Sterberisiko.“

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Ziel der Behandlung ist die dauerhafte Anfallsfreiheit bei bestmöglicher Verträglichkeit.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia, MBA, Univ.-Klinik für Neurologie, Epilepsieambulanz, MedUni Wien

Derzeit stehen viele Substanzen mit unterschiedlichsten Wirkmechanismen zur Verfügung. Bei rund zwei Drittel der Betroffenen erreicht man damit anhaltende Anfallsfreiheit, das Fortschreiten der Erkrankung beeinflussen sie jedoch nur wenig oder überhaupt nicht.

„Zunehmend wird daher im Kindesalter die vorbeugende Gabe von anfallunterdrückende Medikamenten – bereits vor Auftreten klinischer Anfälle – empfohlen“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Martha Feucht, Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Ambulanz für erweiterte Epilepsiediagnostik, MedUni Wien, in der Ärzte Krone.

Wenn Medikamente nicht helfen
Bei Nichtansprechen auf die Arzneien sollten nach einer Abklärung in einem spezialisierten Zentrum die Möglichkeiten eines epilepsiechirurgischen Eingriffs geprüft und besprochen werden. „Das gilt besonders für Säuglinge und Kleinkinder, da bei fortlaufender Erkrankung sehr rasch signifikante und irreversible Beeinträchtigungen der Entwicklung zu erwarten sind“, warnt Prof. Dr. Feucht.

Seit Kurzem steht hierzulande auch die sogenannte Laserablation (krankhaftes Hirngewebe wird mithilfe einer Lasersonde durch Hitzeeinwirkung entfernt) zur Verfügung. Weitere mögliche Maßnahmen wären bestimmte Neurostimulationsverfahren, wie etwa die Vagusnervstimulation, die eine Reduktion der Anfälle durch Stromimpulse bewirkt.

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