Bisher galt David Garrett als „der“ Teufelsgeiger. Der 13-jährige Philip Schuszter aus dem burgenländischen Loretto könnte ihm bald den Rang ablaufen. Der Knirps ist nämlich hochbegabt, spielt Violine wie ein Großer und sorgt auch im Ausland bereits für Furore. Die „Krone“ besuchte ihn Zuhause.
Bach, Vivaldi, Mozart oder Paganini: So wie einst diese Ausnahme-Violinisten will auch Philip Schuszter Geschichte schreiben. Tatsächlich hat der 13-jährige Schüler, der das Theresianum in Eisenstadt besucht und passionierter Geigenspieler ist, die besten Chancen. Schließlich studiert er seit sieben Jahren im Hochbegabtenlehrgang an der Kunstuniversität Graz bei der renommierten Professorin Regina Brandstätter aus Oberschützen Violine. Als er damit begann, war er ihr jüngster Schüler und Burgenlands jüngster Student.
Das Wunderkind weiß ganz genau, was es will
„Alles begann, als ich fünf Jahre alt war. Mein Papa fiedelte mir damals den Elfentanz vor. Auch ich durfte einen Ton streichen. Das hat mich so begeistert, dass er mich sofort in den Unterricht seines früheren Violinlehrers Georg Rauchbauer schickte. Nach drei Monaten hatte ich meinen ersten Auftritt vor Publikum. Das war super! Seither liebe ich das Rampenlicht. Da laufe ich zur Hochform auf“, erzählt der junge Klassik-Liebhaber, der auch in Mathematik und Englisch Top-Leistungen erbringt.
Seine Mutter Elke – sie ist Rechtspflegerin und Geschäftsstellenleiterin am Bezirksgericht Mattersburg - nickt bestätigend: „Philipp ist sehr musikalisch. Er hat schon gesungen, bevor er reden konnte. Als ich ihm zum ersten Mal das Sommerthema aus ‘Die vier Jahreszeiten’ vorspielte, lief er wie verrückt um den Tisch. Hätte er nicht die Liebe zu diesem Instrument entdeckt, wäre er wahrscheinlich hyperaktiv geworden, weil er schon im Kindergarten geistig unterfordert war.“
Schicksalhafte Begegnung
Mit sechs Jahren nahm Philip zum ersten Mal beim Musikwettbewerb „Prima la musica“ teil und heimste gleich den ersten Platz ein. Als er nach seinem Auftritt den Wunsch äußerte, sofort weiter zu üben, wurde besagte Regina Brandstätter, die zufällig auch vor Ort war, auf das Potenzial und den Vorwärtsdrang des jungen Maestro aufmerksam und nahm ihn vom Fleck weg unter ihre Fittiche. Seither pendelt Philip jede Woche einmal zum Einzelunterricht nach Oberschützen.
Dieser zahlt sich offenbar aus. Bereits im zarten Alter von neun Jahren brillierte er bei seiner ersten großen Performance bei einer Gala im ausverkauften Haydnsaal des Schlosses Esterházy – als Solist mit Quartettbegleitung. Auch international erregt das Wunderkind inzwischen Aufsehen. So zum Beispiel holte Philip im Vorjahr bei der American International Music Competition den ersten Preis, detto heuer bei der Beethoven Music Competition in Wien und dem Euterpe Music Award in München.
Die Basis für eine Top-Karriere ist gelegt
„Seit der Corona-Pandemie finden viele internationale Bewerbe leider nur noch online statt, aber das hat auch Vorteile. Man schickt einfach ein Video ein, das danach nach einem Punktesystem bewertet wird. Aufgenommen werden diese Videos live bei Konzerten, Klassenabenden oder in Kirchen. Die Konkurrenz ist groß. Neben den USA sind auch zahlreiche begnadete Virtuosen aus China, Japan, Indonesien, Polen, der Ukraine und Türkei“, erklärt Papa Michael, der neben Anwaltstätigkeiten auch das Zeit-Management des Filius übernommen hat.
Seit zwei Jahren ist Philip nämlich auch Teil der Camerata Prima, einem Orchesterprojekt zur Talentförderung unter der Patronanz der Wiener Philharmoniker. Dabei werden mit den Kindern Orchesterstücke auf gewohnt hohem Niveau einstudiert. Auch Mozart im Original-Tempo! Philip hält da locker mit.
Biografien über große Komponisten liest er keine. Bei einem Besuch im Geburtshaus von Mozart in Salzburg hat er aber jeden Brief gelesen, jede Partitur studiert und nach drei Stunden völlig hingerissen gemeint: Ich bin stolz, an diesem Ort sein zu dürfen.
Vater Michael Schuszter über seinen Sohn Philip
Kann David Garrett bald einpacken?
„Im Rahmen dieses Projekts ergaben sich schon Auftritte mit namhaften Streichern wie Harald Krumpöck und Jewgenij Andrusenko“, schwärmt er und erzählt vom Wimmer-Gymnasium in Oberschützen, in das er wechseln will, um noch mehr Geigenstunden nehmen zu können. „Nach der Matura will ich unbedingt Violine studieren und nebenbei schon Teil der Philharmoniker sein. Auch ein eigenes Quartett möchte ich gründen.“
Ob er sich auch vorstellen kann, ein Popstar und Frauenschwarm wie David Garrett zu werden? „Hmmmm... Früher war er mein Idol. Aber er braucht sich nicht vor mir zu fürchten, denn seine Musik ist nicht mehr so meins“, meint der Teenager selbstbewusst.
Das ist sein Plan B
Und was, wenn sein Traum platzt oder die Liebe zur Violine aus unerfindlichen Gründen erlischt, zum Beispiel dann, wenn er vielleicht in ferner Zukunft wegen einer jungen Frau der Himmel voller Geigen hängt und er nur noch ihr etwas fiedeln will? „Für diesen Fall habe ich schon einen Pan B geschmiedet. Dann werde ich Jurist – wie alle anderen in unserer Familie.“
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