Jugendkriminalität

Kinder vor Gericht: So verschieden ist die EU

Politik
29.03.2024 20:00

In Österreich diskutiert man eine Herabsetzung der Strafmündigkeit von 14 Jahren. In anderen europäischen Ländern liegt die Grenze zwischen 8 und 18 Jahren.

Eine 12-Jährige wird monatelang von einer 17-köpfigen Jugendbande in Wien missbraucht. Der erschütternde Fall offenbarte eine große Problemzone und sorgte für hitzige Politdebatten. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) forderte via „Krone“ drastische Änderungen zum Bekämpfen beziehungsweise Verhindern der steigenden Jugendkriminalität. Im Zentrum steht dabei die Strafmündigkeitsgrenze. In Österreich 14 Jahre. Jüngere Teenager könnten dadurch bei Delikten wie Vergewaltigungen oder schweren Körperverletzungen nicht ausreichend bestraft werden. Heftige Debatten waren die Folge. Doch wie wird das in anderen EU-Ländern praktiziert? Es gibt eine klare Tendenz, und doch einige Ausreißer. Italien hat wie Österreich, Deutschland, Spanien und andere Länder mit 14 die Grenze angesetzt, die nordischen Länder Dänemark, Schweden, Island, Norwegen und Finnland mit 15.

In Großbritannien können Kinder bereits ab zehn Jahren strafrechtlich verfolgt werden (Symbolbild). (Bild: APA/Helmut Fohringer (Symbolbild))
In Großbritannien können Kinder bereits ab zehn Jahren strafrechtlich verfolgt werden (Symbolbild).

15 Jahre Haft für 10-Jährige
Dieser Bereich ist am stärksten innerhalb der EU vertreten. Es gibt aber auch andere Modelle. In Belgien oder in Bulgarien etwa ist man erst mit 18 strafmündig – in Ausnahmefällen auch schon früher. Etwa, wenn ein Jüngerer (ab 14) Bedeutung und Qualität seines Handelns realisieren könne.

Ganz anders die Tendenz in Großbritannien. In England, Wales und Nordirland können auch 10-Jährige schon strafrechtlich verfolgt werden. In Schottland gibt es ab 8 Sanktionen. Bei 8- bis 11-Jährigen nennt man es „Children's Hearing“. Besonderes Aufsehen erlangte ein Mord von zwei 10-Jährigen 1993 in Liverpool an einem Zweijährigen. Die beiden bekamen letztlich 15 Jahre Gefängnis. 2001 wurden sie entlassen und erhielten neue Identitäten. In den Niederlanden und Irland ist die Grenze mit 12 definiert.

In Österreich sind die meisten Experten gegen eine Herabsetzung des Alters für Strafmündigkeit. Tenor: „Kinder einsperren bringt nichts.“  FPÖ-Chef Herbert Kickl indes fordert schon länger eine Herabsetzung der Grenze auf 12, in einem großen „Krone“-Interview dachte er auch über Bootcamps für Jugendliche nach Vorbild der USA nach. Dort würden sie wissen, was Angst heiße und Disziplin lernen.

Karl Nehammer hat jedenfalls Gerhard Karner (Innenminister) und Karoline Edtstadler (Verfassungsministerin) beauftragt, ein Reformpaket zu erarbeiten. Einen Zwischenbericht soll es Ende April geben.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt