Seit 100 Tagen steht die Baustelle für das Protz-Kaufhaus auf der Wiener Mariahilfer Straße still. Für die Anrainer und fleißigen Unternehmer in der Nachbarschaft eine Zumutung. Ein baldiges Ende ist aber nicht in Sicht.
Ein Baugerippe direkt vor den Fenstern. Die Baustelleneinrichtung als Kundenabschreckung. Klocontainer nahe der Haustüre und schließlich die Angst vor nächtlichen Vandalenakten. Die Anrainer und Unternehmer rund um den Signa-Betonklotz in der Mariahilfer Straße leiden tagtäglich unter den Machenschaften des Finanzjongleurs René Benko. Seit 100 Tagen steht die Baustelle mittlerweile still. Ein Ende ist aber nicht absehbar. Schließlich befindet sich die Gesellschaft – wie viele andere Unternehmungen aus dem Signa-Reich – in Insolvenz.
Baustelle auf Minimum zusammengestutzt
Einen kleinen Etappensieg konnten die Anrainer zumindest schon feiern. Denn die riesigen Kräne und auch die Klocontainer in der Karl-Schweighofer-Gasse sind Geschichte. Und auch die Baustelle selbst wurde auf das Minimum zusammengestutzt. Das waren Wünsche der Anrainer, denen Masseverwalter Clemens Richter jetzt nachkam. Richter: „Eine Prüfung hat ergeben, dass die Kosten für die stillgelegten Riesenkräne höher sind, als sie abzubauen und gegebenenfalls später in kleinerer Form wieder aufzubauen.“ Scheint fast so, als würde hier erstmals jemand aufs Geld schauen.
Im April gibt es wieder einen runden Tisch mit allen Beteiligten. Wir fordern hier eine rasche Lösung für die Anrainer.
Neubau-Bezirksvorsteher Markus Reiter
Sicherheitsfirma rund um die Uhr im Einsatz
Zudem haben die Anrainer einen Sicherheitsdienst gefordert. 24 Stunden am Tag wird die Signa-Hinterlassenschaft ab sofort von Securitys bewacht. Die Nachbarn befürchteten, dass der Klotz zum Anziehungspunkt für Jugendbanden oder Obdachlose wird. Bezahlt wird das alles übrigens aus der Konkursmasse.
soll das Baugerippe in der MaHü noch wert sein. Von den ursprünglich kolportierten 250 Millionen Euro ist das weit entfernt. Eine Fehleinschätzung.
Kein schnelles Ende in Sicht
Die Baustelle selbst ist noch bis Ende Mai bewilligt. Eine Lösung in den kommenden Wochen ist aber unwahrscheinlich. Richter: „Wir haben ein Verkaufsverfahren eingeleitet. Aktuell erreichen uns aus der ganzen Welt Angebote. Wann dieser Prozess abgeschlossen ist, kann ich jetzt noch nicht sagen.“ Klingt nicht nach einem schnellen Ende.
Klotz, Fehler, Unglück: Kritik jahrelang ignoriert
Seit 2021 warnt die „Krone“ vor dem Glasmonster auf der Mahü – aber zu viele haben Blender Benko vertraut. Vom großen Luxus-Kaufhaus zur fensterlosen Ruine. Hat ja niemand kommen sehen. Ganz so kann man es nicht formulieren, denn die „Krone“ warnt bereits seit dem Jahr 2021 vor dem Klotz auf der Mariahilfer Straße, der nach der Signa-Pleite als Schandfleck und Mahnmal von René Benkos Scheitern vor sich hin gammelt.
Nun ist es freilich nicht so, dass die Redaktion in die Zukunft schauen kann, aber wer der Bevölkerung in der Causa zugehört hat, wusste rasch: Dieses Unding aus Glas für Luxus-Kundschaft passt nicht auf die Mariahilfer Straße.
Stimmen aus der Bevölkerung
So titelte die „Krone“ am 5. Mai 2021: „Anrainer gegen Mahü-Klotz“. „Natürlich ist die Baustelle lästig. Was ich absolut nicht in Ordnung finde, ist, dass das Gebäude auf der Mariahilfer Straße höher werden soll als in der Zone üblich ist“, erklärte Nachbar Herwig Schreiter (57).
„Bin mit Entwicklung todunglücklich“
Aber nicht alle Politiker haben sich von Benko blenden lassen. Es gab durchaus kritische Stimmen zum Klotz. Von der FPÖ-Bezirksrätin Monika Mühlwerth („Ich bin mit dieser Entwicklung todunglücklich“ über Gallus Vögel (SPÖ, „Die bisherigen Pläne sprengen die Vorgaben für die Schutzzone deutlich“) bis hin zum roten Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky („Es ist schade, dass der alte Leiner größtenteils abgerissen wird und architektonische Highlights wie das wunderbare Stiegenhaus verloren gehen“).
Kasperl der Woche
Und als wir im Oktober 2022 Benko zum Kasperl der Woche ernannt haben, titelten wir: „Hat er schon mehr Probleme als Millionen?“ Heute kann man sagen: Da lag die „Krone“ goldrichtig.
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