Wie gut ist Österreichs Sommersport? Rund vier Monate vor den Olympischen Spielen lautet die erfreuliche Antwort: sehr gut, vor allem in der Breite. Blickt man auf Weltranglisten oder Weltbestenlisten in den Disziplinen, in denen heuer in Paris um Medaillen gekämpft wird, finden sich 20 Österreicher (oder Duos) in 18 Disziplinen unter den Top 10, zwei aktuell sogar an der Spitze.
Freilich sind Weltranglisten immer etwas mit Vorsicht zu genießen. So ist etwa Sylvia Steiner aktuell die Nummer eins der Welt im 10-m-Bewerb mit der Luftpistole, aber noch nicht für die Olympischen Sommerspiele in Paris qualifiziert. Die 41-Jährige hat noch zwei Chancen, das Ticket zu lösen: erstens das Qualifikationsturnier in Rio de Janeiro (11. bis 19. April), zweitens über die Olympiarangliste. In dieser ist Steiner aktuell leider nicht Erste, aber immerhin Drittbeste der Nichtqualifzierten – zwei Tickets werden über dieses Ranking hergegeben.
Im Gegensatz zur Salzburgerin ist Martin Strempfl, der sich als derzeit zweiter Österreicher Nummer eins der Welt nennen darf, den Qualifikationsdruck schon los. „Es ist eine coole Sache Nummer eins zu sein, auch wenn das Ranking bei uns nicht die Bedeutung hat wie im Tennis“, meint er. Er unterstreicht, dass das nicht heißt, dass er in Paris Topfavorit ist. „Die Dichte bei uns ist enorm. Die ersten 20 der Welt sind alle etwa gleich gut, jeder von denen kann eine Medaille holen.“ Das gilt wohl in vielen Sportarten.
Eine Erleichterung ist der Umstand, dass er das Ticket schon hat auf jeden Fall in der Vorbereitung. „Jetzt habe ich zum Beispiel Zeit, meine neue Kleidung einzuschießen“, verrät Strempfl, der in Tokio 13. wurde. Für den Laien klingt das vielleicht verwunderlich, es ist aber einer von vielen wichtigen Faktoren im Schießen. „Das steife Material soll uns dabei unterstützen, möglichst ruhig zu stehen“, erklärt der Steirer. „Es muss genau passen, fast wie eine zweite Haut anliegen. Das ist eine sensible Geschichte.
Bahnrad Omnium Herren 8. Tim Wafler
Judo Damen bis 70 kg 7. Michaela Polleres
Judo Herren bis 81 kg 9. Shamil Borchashvili
Kanu Kajak-Einer Herren 8. Felix Oschmautz
Klettern Kombi Herren 4. Jakob Schubert
Klettern Kombin Damen 4. Jessica Pilz
Leichtathletik Speer Damen 4. Victoria Hudson
Leichtathletik Diskus Herren 7. Lukas Weißhaidinger
Mountainbike Damen 5. Mona Mitterwallner
Mountainbike Damen 7. Laura Stigger
Reiten Springreiten 8. Max Kühner
Schießen 10m Luftgewehr H 1. Martin Strempfl
Schießen 10m Luftpistole D 1. Sylvia Steiner
Schwimmen 400 m Kraul H 4. Felix Auböck
Schwimmen 100 m Delphin H 3. Simon Bucher
Schwimmen 200 m Delphin H 2. Martin Espernberger
Segeln 470er Mixed 5. Vadlau/Mähr
Segeln 49er Herren 6. Bildstein/Hussl
Segeln 49er Herren 8. Prettner/Flachberger
Turnen Ringe Herren 8. Vinzenz Höck
Die Sportart, in der die Österreicher derzeit laut Papierform, die zweitbesten Platzierungen einnehmen, ist Schwimmen. Hier gibt es keine Weltrangliste anhand eines Punkteschlüssels, sondern eine Weltbestenliste, die sich strikt nach der jeweils schnellsten Zeit eines Schwimmers in diesem Jahr richtet. Martin Espernberger ist aktuell Zweiter über 200 Meter Delphin, Simon Bucher Dritter über 100 Meter Delphin, Felix Auböck Vierter über 400 Meter Kraul.
Gerade die Rankings in der zweitgrößten olympischen Sportart sind freilich sehr relatvierend zu betrachten. Viele Topschwimmer waren heuer entweder noch gar nicht im Einsatz oder stimmen ihren Formaufbau genau auf Paris ab. Denn dort will natürlich jeder in Topform sein, da spielte selbst die WM in Doha im Februar, bei der Espernberger und Bucher jeweils Bronze holten, eine untergeordnete Rolle.
„Eine Motivation“
Das bestätigt auch Schwimmverband-Sportdirektor Walter Bär: „Es ist sehr erfreulich und eine tolle Motivation, dass unsere Burschen derzeit so gut dastehen. Es heißt, dass man gut ist, aber nicht, dass man die entsprechende Platzierung auch in Paris holt. Aber umgekehrt heißt es auch nicht, dass dies nicht möglich ist. Dann würden wir uns natürlich sehr freuen.“
Auch die Österreicher werden heuer aber wohl noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt haben. So ist etwa die Zeit, mit der Martin Espernberger derzeit als Zweitschnellster über die 200 Meter Delphin geführt wird, langsamer als seine im Vorjahr geschwommene Bestzeit.
Während unsere Schwimmer in Paris dann wohl nicht die Topfavoriten auf die Medaillen sein werden, ist Kletter-Ass Jakob Schubert mit dem ohnehin schon sehr guten vierten Platz in der Weltrangliste der olympischen Kombination noch unterbewertet. Tatsächlich ist der Rekordweltmeister nach aktuellem Stand wohl einer der beiden absoluten Topfavoriten für die Spiele, mit ihm vielleicht noch der junge Japaner Sorato Anraku. Das liegt auch daran, dass Schubert nicht jeden Weltcup geklettert ist, vor allem, nachdem er das Ticket für Paris schon bei der letzten WM erklomm.
Erfreulich ist auch, dass Österreich in der Leichtathletik und damit der prominentesten olympischen Sportart, ebenfalls zwei Top-10-Asse hat. Für Lukas Weißhaidinger, der in Tokio ja bereits Bronze im Diskus holte, spricht seine Routine, ein noch heißeres Eisen dürfte aber Speerwerferin Victoria Hudson sein, die im Ranking Vierte ist.
Das erste Kräftemessen mit der Elite gibt es für die 27-Jährige am 27. April bei der Diamond League in Suzhou. „Das wird ein absolutes Gipfeltreffen, ein mehr als würdiger Saisonstart und die ideale Standortbestimmung“, freut sich Hudson schon. Die Einladung bestätigt ebenfalls die augenscheinliche Tatsache, dass die WM-Fünfte in der Weltspitze angekommen ist.
Besonders gut ist Österreich im Mountainbike der Damen aufgestellt. Dort sind sowohl Mona Mitterwallner als Fünfte, als auch Laura Stigger als Siebente in den Top 10. Die beiden Tirolerinnen fahren im Weltcup konstant um Topplatzierungen mit. Beide werden sich wohl über die Weltrangliste für die Olympischen Sommerspiele in Paris qualifizieren und könnten dort eine gefährliche Doppelspitze bilden.
Abgesehen von den gelisteten Sportlern verfügt Österreicher übrigens noch über weitere aussichtsreiche Olympiastarter in anderen Sportarten, in denen keine offiziellen Weltranglisten oder Weltbestenlisten geführt werden, etwa im Synchronschwimmen mit den Alexandri-Zwillingen oder im Rudern mit Magdalena Lobnig. Wie gesagt: in der Breite scheint Rot-Weiß-Rot für Paris extrem gut aufgestellt.
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