43 Kunstkämpferinnen steigen in den Ring – für einen feministischen Rundumschlag mit existenzieller Note.
Wenn man als Frau zu denken beginnt, kommt man am Feminismus nicht vorbei, weiß Maria Lassnig. Wenn man sich als Frau für ein Leben als Künstlerin entscheidet, kommt man an der titelgebenden Frage nicht vorbei: „Kann man davon leben?“.
Sehenswert Antwort darauf geben 43 Kunstkämpferinnen der Vereine GEDOKmünchen und intakt Wien, die Raum und Geist füllend zum feministischen Rundumschlag ausholen und sich dabei weder ein Blatt vor den Mund noch ein Feigenblatt vor ihre Emotionen hängen, die angesichts der Ungleichbehandlung von Frauen im nach wie vor männerdominierten Kunstbetrieb herrlich tabubefreit hochkochen.
Entsprechend bissig, kritisch, ironisch, direkt und/oder subtil sind ihre Statements, die Initiatorinnen wie Kuratorinnen Ina Loitzl und das Kunstkollektiv „Die 4 Grazien“ aussagekräftig und sendungsbewusst in (Video)Wort, Bild und Installation nebeneinander und manchmal auch zueinander in Beziehung gesetzt haben: „Zu oft verdienen alle anderen daran, aber nicht die Künstlerin selbst. Natürlich gibt es auch einige wenige, weibliche Shootingstars, die in Sammlungen und Ausstellungshäusern vertreten sind und nach ihrem Tod mit den Galerien durchstarten, aber der Prozentsatz erfolgreicher Künstlerinnen ist im Verhältnis zur gesamten kreativen Szene verschwindend klein, die Auswahl oft sehr willkürlich und wie in allen anderen Berufen wird Frauen besonders genau auf die Finger geschaut. Kunstkämpferinnen kennen die Diskrepanz des sich Aufteilens zwischen oft mehreren Brotberufen oder künstlerischen Nebenjobs“, betont die in Wien lebende, aus Klagenfurt stammende Textil- und Videokünstlerin Loitzl, die werkimmanent für Gleichbehandlung und Fair Pay in den Ring steigt.
Noch bis 12. April ist die Gemeinschaftsschau von 43 Künstlerinnen der Vereine GEDOKmünchen und IntAKT beim Kunstverein Kärnten im Klagenfurter Künstlerhaus zu sehen. Zur Finissage (12. April, 18 Uhr) bitten Kuratorinnen Ina Loitzl und „Die 4 Grazien“ zur Verkaufs-Performance „Alles muss raus“, wofür alle kreativen Register gezogen werden. Beim Kunsttalk fragt Tanja Prušnik Künstlerinnen Inge Vavra, Barbara Ambrusch-Rapp und Schauspielerin Magda Kropiunig „Kann man davon leben?“.
Kampf gegen Rollenklischees und Stereotype
Beim Kunstkampf im Künstlerhaus gehen nicht Besucher, sondern viele Rollenklischees und Stereotype k. o., die Frauen auf den (tunlichst sexy) Leib geschrieben werden. Der ewige Spagat zwischen Karriere und Kind – Mutterschaft und Künstlerinnentum – ist dabei ebenso inhaltstragender Dauerbrenner wie „Sex sells“ oder die Zuschreibung „typisch weiblich“, vom Spielverhalten in der märchenhaften Puppenstube bis zum duften Wischmob in (und mit) Händen.
Und wer sich die Zeit nimmt, nicht nur vielgesichtigen Werken sein Auge, sondern aussagekräftigen Video-Statements sein Ohr zu leihen, wird hoffentlich auch zum Schluss kommen, dass man vielleicht nicht immer von, aber niemals ohne Kunst leben kann!
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