Historische Schätze

Maria Theresia und das Festmahl-Dilemma von Rust

Burgenland
02.04.2024 14:00

Köstlich! Tiefe Einblicke in die Geschichte von Rust gibt der Bürgermeister. Höchst persönlich führt Gerold Stagl am Donnerstag durch das aufgearbeitete Stadtarchiv. Der reiche Fundus an historischen Schätzen und hochinteressanten Begebenheiten versetzt ins Staunen.

1681 war Rust zur königlichen Freistadt erhoben worden. Stöße von Aufzeichnungen voller spannender Fakten sammelten sich im Laufe der Jahrzehnte an. Im Zuge der aufwendigen Digitalisierung der Ratsprotokolle und Urkunden mithilfe des Historikers Martin Krenn kamen allerlei verborgene Schätze ans Tageslicht.

Stadtkassa im See versenkt
Zu gut versteckt hatten 1704 die Stadtväter die damals mit Gold- und Silbertalern prall gefüllte Haushaltskassa, um sie vor den Heerscharen ungarischer Rebellen, die gegen die Habsburger aufmarschiert sind, zu schützen. Die eiserne Truhe wurde im Neusiedler See versenkt. Als die Gefahr gebannt war, sollte sie geborgen werden. Trotz Markierung gelang es nicht, die geheime Stelle wiederzufinden. „O weh, die Kassa ruhte weit draußen im See, wo sie angeblich heute noch ihrer Erlösung entgegenharrt“, ist in den Berichten vermerkt.

Ihre Majestät und „Hechtenstutzer“
Köstlich ist die Geschichte über den Spitznamen der Bewohner aus Rust. Die Bezeichnung „Hechtenstutzer“ ist auf Maria Theresia zurückzuführen. Als die Kaiserin ihren Besuch angekündigt hatte, sollte ein silberglänzender Riesenhecht als Delikatesse die Festtafel zieren. Kopfzerbrechen bereitete den Gastgebern, dass Ihre Majestät den Empfang verschieben musste.

Ein Mitglied des Stadtsenats stellte den Antrag, den edlen Leckerbissen des kaiserlichen Mahles in den See zu werfen und zum offiziellen Termin erneut einzufangen. Um ihn wiederzuerkennen, sollten dem Hecht die Schwanzflossen „gestutzt“ werden. Der weise Rat wurde einstimmig angenommen. Maria Theresia kam dennoch nie vorbei.

Auf zum Rundgang
„Unser Stadtarchiv ist einzigartig. Nach intensiver Ordnungsarbeit öffnen wir die Pforten“, sagt Bürgermeister Gerold Stagl. Nach einer Einführung im Festsaal des Seehofes am Donnerstag ab 17 Uhr führt er Interessenten durch die Aktengänge. Internationale Gäste aus Ungarn und der Slowakei sind angesagt.

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