Nikotin-Verdampfer sind längst keine „Ersatzprodukte“ für herkömmlichen Tabak mehr. Die vorerst letzte Generation der Geräte bringe eine besonders hohe Suchtgefahr, sagte Psychiater Tobias Rüther. „Bei E-Zigaretten wird länger gezogen, sie werden öfter und in kürzeren Clustern verwendet.“
Vor allem die ersten fünf Minuten seien entscheidend, damit Abhängigkeit entstehe. Tobias Rüther leitet die Tabakambulanz an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Er und sein Team haben unter anderem die Inhalationsrituale der Benutzerinnen und Benutzer analysiert. Sie kamen zu dem Schluss, dass E-Zigaretten völlig anders konsumiert werden als Zigaretten.
Die neuen Nikotinprodukte werden mehr und mehr auf eine hohe Nikotinabgabe getrimmt.
Psychiater Tobias Rüther
Mehr Nikotinabgabe
Während die ersten Generationen noch keinen Kick verursacht hätten, weil die Substanz noch deutlich langsamer anflutete als das Suchtmittel aus herkömmlichen Tabakprodukten und weniger ins Blut gelangte, sei das jetzt anders. „Die neuen Nikotinprodukte werden mehr und mehr auf eine hohe Nikotinabgabe getrimmt.“ Raucherinnen und Raucher würden wegen des Nikotins rauchen. Das sei der Suchtstoff „mit dem stärksten Abhängigkeitspotenzial, das wir kennen“, sagte Rüther.
Schon 20 Sekunden nach dem Inhalieren erreicht Nikotin das Gehirn, dort werde das Dopamin-abhängige Belohnungssystem aktiviert. Nach spätestens eineinhalb Stunden entsteht dem Psychiater nach erneut der Drang zum Nikotin – bedingt durch die kurze Halbwertszeit des Suchtmittels.
Nikotinbeutel „Problem bei Jugendlichen“
Rüther warnte beim Jahreskongress der deutschen Lungenspezialistinnen und Lungenspezialisten auch vor Nikotinbeuteln, die ein „Riesenproblem“ bei Jugendlichen seien. Ein 30-Milligramm-Beutel gebe sogar deutlich mehr Nikotin ab als eine Zigarette und flute schneller an. Die Nikotinbeutel, die keinen Tabak haben, werden derzeit nicht vom österreichischen Tabak- und Nichtraucherschutzgesetz erfasst.
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