Dolce Vita bei den Salzburger Osterfestpielen: Netrebko, Bach und DJs. Intendant Nikolaus Bachler zieht Bilanz und gibt einen Ausblick auf nächstes Jahr.
Maria Callas tat es 1947 in Verona, nun war es Anna Netrebko in Salzburg. Beide Operndiven debütierten als Straßensängerin Gioconda in der gleichnamigen Oper von Amilcare Ponchielli. Sie gilt als eine der schwierigst aufzuführenden und zu besetzenden Opern der Klassikwelt. Vor 77 Jahren sang Callas in der Arena von Verona erstmals in die Gioconda und erlangte Weltruhm. Netrebko, die bereits eine vergleichbare Art der Berühmtheit hat, feierte in dieser Rolle zu Ostern ihr Salzburg-Comeback.
Möglich gemacht hat dies Nikolaus Bachler (73). Als Intendant verantwortet er die Osterfestspiele und brachte neben Netrebko die besten Sänger der Welt ins Große Festspielhaus. „Für mich war immer klar, dass wir La Gioconda in Salzburg nur inszenieren, wenn wir Netrebko und Jonas Kaufmann bekommen“, sagt Bachler. Beide sagten zu. Auch Luca Salsi oder etwa Eve-Maud Hubeaux gehören zur Sänger-Riege, die sich an La Gioconda abarbeiteten. Das Publikum bedachte die Aufführung am Ende mit Emotionen und Ovationen.
Neues zu Elektro und Tanz im Herbst
Zur Eröffnung ließ Bachler Bachs Johannes Passion mitsamt Tänzern aufführen. „Mir geht es ums Entstauben“, sagt der Intendant. „Die Entstehung von Werken liegt Hunderte Jahre zurück. Mann kann gar nicht anders als zeitgenössisch zu inszenieren“. Auch Dirigent Antonio Pappano und das diesjährige Residenzorchester Dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia aus Rom begeisterten. Etwa mit Giuseppe Verdis Requiem. „Mit dieser Version des Requiems ließe es sich schön sterben“, so der Ex-Burgtheater-Chef.
Die Entstehung von Werken liegt Hunderte Jahre zurück. Mann kann gar nicht anders als zeitgenössisch zu inszenieren.
Bachler über das Entstauben von Klassik-Werken
Mit dem Engagement des deutschen DJ Westbam „entstaubte“ Bachler bereits vergangenes Jahr. Heuer legte er mit dem britischen Elektro-DJ Max Cooper nach. „Wenn 1400 junge Leute, die sich nicht primär für Klassik interessieren, in die Felsenreitschule kommen, dann ist das schon etwas“, erklärt der Intendant den modernen Ausritt. Der soll auch 2025 weitergehen. „Im Herbst werden wir zu Elektro und Tanz Neuigkeiten präsentieren.“
Wunden und Wunder im kommenden Jahr
Standen in der heurigen Osterwoche vorrangig Inszenierungen aus Italien, dem Sehnsuchtsland der Österreicher an, wird es kommendes Jahr um Wunden und Wunder gehen. Mit Esa-Pekka Salonen und dem Finnish Radio Symphony Orchestra starten neue Residenzen. Schon bei Mussorgskis „Chowantschina“ wird sich deren Rolle und auch eine gewisse Schwere im Programm zeigen. Daneben, nicht weniger schwer, sind Mahler, Schostakowitsch und Tschaikowski in Konzertform eingeplant. „Mit Wunden und Wunder geht neben Schmerzen aber auch Hoffnung einher“, blickt der Intendant in die Zukunft.
Mit Ende der kommenden Ausgabe endet Bachlers Vertrag in Salzburg. Für 2026 hat er mit der Rückkehr der Berliner Philharmoniker und mit Wegbegleiter Kirill Petrenko bereits Weichen gestellt. Ob auch er bleibt? „Darüber hat man mit mir noch nicht gesprochen“, sagt er. „Ich bin ja schon durchaus älter, ich genieße bereits ein gewisses Maß an Freiheit.“
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