Neue Details zu Benkos diskreter INGBE-Stiftung in Liechtenstein: In den Safes lagert Gold im Wert von 45 Millionen Euro. Dazu kommt jede Menge Bargeld. Und seit dem 18. August 2023 sind sechs ehemalige Signa-Luxusvillen am Gardasee in ihrem Besitz.
René Benko hat mit seiner Signa-Gruppe einen völlig undurchsichtigen internationalen Konzern erschaffen. Er hat dabei auf vorsätzliche Verschleierung gesetzt. Hat über Jahre systematisch und rechtswidrig keine Jahresabschlüsse veröffentlichen lassen. Hat mit seinen Helfern somit einen Gesetzesbruch organisiert, um sich nur ja nicht in die Karten blicken lassen zu müssen. Langsam wird immer deutlicher, warum der Signa-Konzern ein von außen praktisch undurchdringbares Gestrüpp aus mehr als 1000 verschiedenen internationalen Gesellschaften gewesen sein dürfte: Um Vermögensverschiebungen zwischen diesen Gesellschaften von außen möglichst wenig nachvollziehbar zu machen, wie gemeinsame Recherchen von „Krone“ und „News“ nahelegen.
Wir schreiben den 17. August 2023. Der finanzmaroden Signa mit deren Konzernspitze Signa Holding steht das Wasser bis zum Hals. Benko hat über viele Wochen versucht, eine bitter benötigte Geldspritze zu erhalten. Er musste seine Co-Investoren bereits seit Wochen vertrösten und beruhigen. Benkos letzte Hoffnung: Von einem Fonds aus Korea sollen 400 Millionen Euro kommen.
Das Signa-Ende naht
Am 17. August erhält Benko eine endgültige Absage aus Korea. Die 400 Millionen kommen nicht. Dem 46-jährigen Tiroler muss spätestens jetzt klar sein, dass seinem Signa-Kartenhaus der baldige Einsturz drohen könnte. Bereits vor diesem 17. August wurden immer wieder Millionen innerhalb des Signa Konzerns verschoben. Aber unmittelbar nach dem Untergang der Hoffnung auf die koreanischen Millionen geht es in Benkos Signa-Gruppe noch einmal so richtig zur Sache in puncto Verschieben: Der Signa-Gründer setzt sich gleichsam die Kappe eines Fahrdienstleiters auf und weist – als wäre er der Herrscher über einen großen Verschub-Bahnhof – sein engstes Umfeld an, noch einmal Millionenverschiebungen durchzuführen. Benkos innerster Zirkel ist offensichtlich darin geübt, schwer nachvollziehbare Transaktionen durchzuführen. Denn diesmal geht alles sehr rasch, obwohl mit Liechtenstein, Luxemburg, Italien und Österreich immerhin vier verschiedene Länder in den Millionenverschub involviert sind.
Ein dubioser Tausch
Bereits am 18. August 2023, einen Tag nach der Absage der Koreaner, wird in der Signa-Gruppe laut Informationen von „Krone“ und „News“ ein höchst dubioser Deal schriftlich umgesetzt und abgewickelt. Im Zentrum steht eine Benko-Stiftung, die offenbar als letzter sicherer Bunker für Benkos Millionen gedacht ist: Die INGBE aus dem diskreten Liechtenstein, 2014 von Benko und seiner Mutter Ingeborg errichtet.
An diesem 18. August 2023 überträgt diese INGBE-Stiftung mit Sitz in Vaduz ihre 578.905 Aktien an der Signa Prime AG an die Signa Holding. Der Wert dieser Aktien wird mit 46 Millionen Euro angesetzt. Wenige Zeit später sollte der Preis der Aktien allerdings gegen Null tendieren, nachdem die Signa Prime Selection AG wenige Monate nach der Übertragung Insolvenz anmelden musste.
Ein schöner Schnitt für die Stiftung
Benkos liechtensteinische INGBE-Stiftung aber macht mit ihrem mittlerweile wertlosen Aktienpaket im August 2023 noch einen richtig schönen Schnitt: Sie tauscht ihr Aktienpaket gegen sechs Traumvillen am Gardasee, die der ebenfalls bereits der Insolvenz entgegen taumelnden Signa Holding gehören. Das Verschub-Objekt ist Benkos heiß geliebtes Anwesen „Villa Eden“, eine Luxusresidenz, die von Stararchitekt David Chipperfield entworfen wurde. Die Signa-Holding-Gläubiger werden wenig später wenig Freude mit dem wertlosen Aktienpaket (578.905 Stück) haben, das Benko anstelle der Luxusliegenschaft am Gardasee in die Signa-Holding transferieren hat lassen.
Die sechs Traumvillen am Gardasee, so behaupten böse Zungen, wären überdies ohnehin viel mehr wert gewesen als 46 Millionen Euro. Aber das ist Benkos Verschubmitarbeitern an diesem 18. August 2023 offenbar ziemlich egal. Der Vermögenstransfer muss stattfinden. Um solche Kleinigkeiten kann man sich in der Hitze des Millionengefechtes nicht kümmern. Im Zentrum der vorliegenden Verträge steht übrigens Benkos langjähriger Signa-Holding-Geschäftsführer: Christoph Stadlhuber.
Die Schließfächer im Fürstentum
„Krone“ und „News“ sind in den letzten Monaten der Spur des Geldes gefolgt. Benkos letzter Tresor steht demnach im diskreten Fürstentum Liechtenstein. Während die Familie Benko Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck mittlerweile bankrott ist, sind in der INGBE-Stiftung noch beträchtliche finanzielle Mittel gebunkert. Stand Sommer 2022 lagert in den Tresoren der Stiftung Gold im Wert von 45 Millionen Euro. Dazu kommen drei Millionen Schweizer Franken und zwei Millionen US-Dollar an Bargeld in diversen Schließfächern, verteilt auf drei Banken. Und seit kurzem gehören der Stiftung die sechs Traumvillen am Gardasee.
Es ist davon auszugehen, dass sich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in absehbarer Zukunft für die Vermögensverschiebungen kurz vor dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe interessieren könnte. Immerhin geht es um Verschiebungen zwischen der Signa-Sphäre und der Benko-Sphäre. Ein Experte für Wirtschaftsstrafrecht jedenfalls gibt nach einer ersten Prüfung der Unterlagen zu dem seltsamen Tauschgeschäft Aktien gegen Traumvillen am 18. August 2023 eine Einschätzung ab: „Das alles könnte ein Lehrbuchbeispiel für betrügerische Krida sein.“
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