Das Erscheinen der ersten Blüten ist jedes Jahr aufs Neue ein faszinierendes Naturschauspiel. Die „Krone Vorarlberg“ stellt die wichtigsten heimischen Frühstarter vor:
Die ersten beiden Vorboten des Frühlings sind heuer in Vorarlberg bereits im Februar aufgetaucht: Schneeglöckchen aus der Familie der Amaryllisgewächse und Krokusse, welche zur Familie der Schwertliliengewächse zählen, sind vielerorts die ersten Blumen im Jahreszyklus. Ende März ist ihre kurze Blütezeit bereits vorüber. Dann treten in Gärten, auf Wiesen und an Waldrändern verschiedenste andere Wildblumen ihre Nachfolge an.
Bei vielen Frühblühern handelt es sich um sogenannte Frühlings-Geophyten mit einer oft kurzen Vegetationsperiode. Sie kommen mit ungünstigen Bedingungen wie Kälte, Nässe und Schnee zurecht und überdauern nach ihrer Blüte mit unterirdischen Organen (Zwiebeln, Knollen oder Rhizome). In diesen sind Nährstoffe und Energie gespeichert, die den Pflanzen ihr schnelles Wachstum bei niederen Temperaturen ermöglichen.
Für die meisten Frühblüher ist das vermehrte Sonnenlicht, das durch blattlose Bäume und Büsche auf den Boden dringt, der Startschuss für ihre oberirdische Lebensphase. Nur wenige Wochen im Jahr wachsen und blühen sie, bis sie sich sprichwörtlich wieder zurückziehen, um in der Erde neue Energie zu tanken. Für die Menschen sind die ersten Blumen des Jahres indes ein Zeichen für das Wiedererwachen des Lebens. Pflanzen wie die Gelbe Narzisse, die wegen des Zeitpunkts ihrer Blüte auch Osterglocke genannt wird, haben große kulturelle Symbolik und manche Blume ist nachweislich seit der Antike Bestandteil religiöser Zeremonien.
Lebensgrundlage für etliche Tierarten
Auch in der Fauna werden die ersten Blüten sehnsüchtig erwartet – sobald sie aufgehen, werden sie von Bienen, Schmetterlingen und andere Insekten besetzt.
Eine typische Art, die das kühle Wetter liebt und jetzt im Frühling ihre Hochblüte erlebt, ist die Primel, deren kräftige Blütenfarben an bunte Ostereier erinnern. Insgesamt gibt es rund 500 verschiedene Primelarten – und fast alle davon sind auf der Nordhalbkugel verbreitet. Die Farbpalette der Primelblüten reicht von lavendelfarben, magenta, rosa und violett bis zu gelb und weiß.
Auch die Schlüsselblume, deren Namen auf die Ähnlichkeit des Blütenstandes mit einem Schlüsselbund zurückzuführen ist, gehört zu dieser Pflanzenfamilie. Sie ist derzeit auf naturnahen Wiesen, in lichten Laubwäldern oder an Waldrändern anzutreffen und steigt auf eine Höhe von bis zu 1700 Metern auf.
Satte Farben und wohlriechender Duft
Zum Reigen der Frühblüher gesellt sich auch das Märzveilchen, das aufgrund seines blumigen Dufts auch Wohlriechendes Veilchen genannt wird. Das zierliche violett-blaue Blümchen gedeiht ebenfalls an Waldrändern, an schattigen Weghainen oder unter Gebüschen. Die Pflanze wird seit der Antike kultiviert und fand sowohl bei religiösen Ritualen als auch in der Heilkunde Anwendung. Das Märzveilchen breitet sich über Ausläufer aus, sodass es allmählich weite Flächen besiedeln kann – sofern es ungestört bleibt.
Von ähnlicher Farbe wie das Veilchen ist auch das Leberblümchen, welches zwischen März und April auf nährstoffreichen Waldböden gedeiht und in Mitteleuropa daher als Charakterart der Laubwälder gilt. Die Art gehört zur großen Familie der Hahnenfußgewächse und ist wie die meisten Vertreter dieser Pflanzenfamilie aufgrund des Inhaltsstoffes Protoanemonin leicht giftig. Für Insekten ist die Pflanze aber ein wichtiger Pollenlieferant.
Kein Frühling ohne Gänseblümchen
Ebenfalls zum Blumenreigen im Frühjahr gesellt sich das Gewöhnliche Gänseblümchen, auch Tausendschön oder Marienblümchen genannt, dessen Blütezeit sich jedoch oft bis in den Herbst erstreckt. Da es auf beinahe jeder Wiese wächst, gehört das Gänseblümchen zu den bekanntesten Pflanzenarten Europas. Im 13. Jahrhundert gelangte die kleine Blume zu ungeahntem Ruhm, als sie vom französischen König Ludwig IX. zusammen mit der Lilie in dessen Wappen aufgenommen wurde.
Aufgrund ihres Lebenszyklus haben die Menschen Frühblüher schon seit jeher als Symbole für Widerstandskraft, Vitalität und Erneuerung in Verbindung gebracht. In den kommenden Wochen wird sich ihre Hochblüte dem Ende neigen und kaum merklich werden sie sich wieder zurückziehen – unterirdisch arbeiten sie jedoch bereits dem nächsten Frühjahr entgegen.
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