Wo der Rubel rollte

Fall Egisto Ott: Ein Spionage-Nest im Gemeindebau

Österreich
04.04.2024 05:55

Der Arm Moskaus reicht bis in den Heinz-Nittel-Hof in Wien-Floridsdorf. Hier klickten am Karfreitag für den Schwiegersohn von Ex-Verfassungsschützer Egisto Ott die Handschellen.

Die „Krone“ hat ausführlich über den Fall Ott berichtet: Am vergangenen Freitag wurde der ehemalige Verfassungsschützer unter Spionageverdacht in seiner Kärntner Villa festgenommen und sitzt seitdem in U-Haft. Beinahe zeitgleich fand auch im Nittel-Hof ein spektakulärer Polizeieinsatz statt, der in der riesigen Gemeindebau-Siedlung für Gesprächsstoff sorgt. 

Die „Krone“ auf Lokalaugenschein in einem Wiener Gemeindebau – in einer Wohnung dort rollte der Rubel mit russischen Spionen.

Wo der Rubel rollte: Im mächtigen Nittel-Hof im Norden Wiens dürften mehrmals Informationen gegen Bargeld getauscht worden sein. Aus der Wohnung sollen Beamte Akten und Datenträger im großen Stil weggeschafft haben. (Bild: Klemens Groh)
Wo der Rubel rollte: Im mächtigen Nittel-Hof im Norden Wiens dürften mehrmals Informationen gegen Bargeld getauscht worden sein. Aus der Wohnung sollen Beamte Akten und Datenträger im großen Stil weggeschafft haben.

Was die Bewohner nicht ahnen konnten: Einer ihrer Nachbarn ist in dem Agententhriller mittendrin statt nur dabei, eine Wohnung Schauplatz mehrfacher Spionage-Aktivitäten „zum Nachteil Österreichs“, wie es offiziell heißt.

Hinter dieser Wohnungstür, die mit stattlichen drei Schlössern abgesichert ist, dürfte sich ein richtiger Agententhriller abgespielt haben. (Bild: Klemens Groh)
Hinter dieser Wohnungstür, die mit stattlichen drei Schlössern abgesichert ist, dürfte sich ein richtiger Agententhriller abgespielt haben.

Abgeführt wurde am Karfreitag der Schwiegersohn Otts, der in seiner Wohnung die Übergaben – Informationen gegen Bargeld – abgewickelt haben soll. Mittlerweile ist der 51-Jährige wieder auf freiem Fuß.

Ob er nur ein ahnungsloser Laufbursche war, oder doch tiefer im Spionage-Sumpf steckt, werden weitere Ermittlungen zeigen. Auftraggeber war Phantom Jan Marsalek, der in Moskau untergetauchte „Most Wanted“.

Historiker Dieter Bacher erforscht am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz die Welt der Nachrichtendienste. (Bild: Dieter Bacher, BIK Graz)
Historiker Dieter Bacher erforscht am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Graz die Welt der Nachrichtendienste.

Privatwohnungen erfüllten schon im Kalten Krieg für Geheim- und Nachrichtendienste verschiedene Funktionen, weiß Dieter Bacher, Geheimdienst-Experte am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung.

Diese werden im Normalfall aber von Strohmännern oder Tarnorganisationen angemietet. Nicht so im Fall Ott, wo die Gemeindebauwohnung eines Verwandten zweckentfremdet wurde: „So etwas ist riskant und operativ gesehen eigentlich ein unnötiges Risiko“, erklärt Bacher. Sich beim Spaziergang in den Donauauen zu treffen wäre vermutlich ungefährlicher gewesen – so machten es jedenfalls die „Profis“ im Kalten Krieg.

Dieter Bacher ist heute um 9.30 Uhr live bei krone.tv zu Gast – schalten Sie ein!

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