05.04.2024 06:30

Geheimdienst-Experte:

„Wohnungen sind konspirative Treffpunkte“

Der Historiker und Ludwig-Boltzmann-Wissenschaftler Dieter Bacher analysiert im krone.tv-Interview rund um die Spionagefälle Egisto Ott und Jan Marsalek gängige Geheimdienst-Praktiken: „Es besteht der Verdacht, dass Ott über seine BVT-Tätigkeit Informationen aus technischen Geräten oder auch über Datenbanken gewonnen und an Jan Marsalek weitergegeben hat. Über Marsalek sind diese Informationen dann nach Russland gewandert.“ 

Die Beteiligung Marsaleks sei aufgrund von Informationen der investigativen Quelle „The Insider“ offenbar evident. Bacher: „Der Insider geht davon aus, dass Marsalek sich nach Russland abgesetzt hat. Er hatte aber schon in seiner Zeit in Österreich und während seiner Tätigkeit bei Wirecard Verbindungen zur russischen GRU, dem militärischen Nachrichtendienst. Hier ist es offensichtlich nicht nur zu einem Informationsabfluss gekommen, sondern es wurde auch gezielt nach gewissen Informationen zu Journalisten oder zu Leuten im Exil gesucht.“

Wohnungen konspirative Treffpunkte
Der Insider gehe in einer Schlussfolgerung davon aus, dass Marsalek schließlich vom GRU angeworben wurde. Zur Frage, wie üblich es sei, Geheimdienstinfos in normalen Wohnungen wie etwa dem Gemeindebau „Heinz-Nittel-Hof“ in Wien-Floridsdorf weiterzugeben, meint Bachler: „Wohnungen sind zu verschiedensten Zwecken für nachrichtendienstliche Themen interessant. Einerseits als konspirativer Treffpunkt, das hatten wir im Kalten Krieg auch in Wien immer wieder. Wohnungen können aber auch als Depot dienen, wo ich etwas verstecke und lagere, bis ich es übergeben kann. Etwa Aktenkopien oder Datenaufzeichnungen, wie das ja auch im Fall Ott kolportiert wird. Oder es sind Wohnorte in gewissen Lagen, wenn sie zum Beispiel gegenüber interessanten Behörden liegen. Die werden dann von Geheimdiensten angemietet, um von dort Abhöraktionen zu organisieren.“

Historiker und Ludwig-Boltzmann-Wissenschaftler Dieter Bacher (Bild: krone.tv)
Historiker und Ludwig-Boltzmann-Wissenschaftler Dieter Bacher

Die technischen Möglichkeiten zu alledem hätten seit dem Kalten Krieg drastisch zugenommen. Es gäbe aber auch Örtlichkeiten und Räume, die derart so gesichert seien, dass man sie faktisch nicht abhören könne.

Das ganze Interview sehen Sie im Video oben!

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