„Ich verehre sie!“

Sohn soll Mutter im Pflegeheim missbraucht haben

Kärnten
05.04.2024 18:45

Das schwere Schicksal einer 59-jährigen Frau beschäftigt die Justiz in Kärnten: Denn sie ist demenzkrank, muss im Heim versorgt werden – und ist jetzt alleine. Denn der Ehemann hat ein Besuchsverbot wegen häuslicher Gewalt und gegen den Sohn läuft ein Strafverfahren. Der Akademiker soll sich an seiner eigenen Mama sexuell vergriffen haben.

„Wenn der Sohn zu Besuch war, hat sie hinterher nicht glücklich gewirkt“, schildert eine Mitarbeiterin eines Pflegeheims in Kärnten. Immer wieder sei es mit dem 39-Jährigen, einem Akademiker, zu Konflikten gekommen – vor allem auch wegen des sehr innigen Kontakts zwischen der 59-jährigen Demenzkranken und dem gebürtigen Bosnier. „Er lag bei ihr im Bett, kuschelte, küsste und koste sie, spielte ihr Liebeslieder vor, sie konnte sich ja nicht viel wehren – ich finde, das gehört sich einfach nicht!“

„Begrapschen der Brüste und der Genitalien“
Auch andere Kollegen in dem Heim beobachteten die Zärtlichkeiten, deren Intensität schließlich in dem gegipfelt sein soll, was Staatsanwältin Ines Küttler als sexuellen Missbrauch einer wehrlosen Person anklagt: „Zungenküsse, das Begrapschen der Brüste und der Genitalien. Da gibt es aufgrund der Zeugen keinen Zweifel!“ Der Angeklagte selbst schildert naturgemäß alles anders: „Ich verehre meine Mutter, habe sie acht Jahre zu Hause gepflegt, ehe es nicht mehr ging und sie ins Heim musste. Ich habe ihr alte Lieder zum Erinnern vorgespielt, aber niemals würde ich sie unsittlich berühren, das wäre ja Inzest!“

In einem Kärntner Pflegeheim soll es zu den unfassbaren Taten gekommen sein: Ein „liebender“ Sohn soll sich laut Anklage an seiner Mutter vergangen haben. (Bild: saelim - stock.adobe.com)
In einem Kärntner Pflegeheim soll es zu den unfassbaren Taten gekommen sein: Ein „liebender“ Sohn soll sich laut Anklage an seiner Mutter vergangen haben.

Mutter ist nicht vernehmungsfähig
Er sieht sich völlig zu Unrecht beschuldigt, weil er in dem Heim ständig Pflegemängel angeprangert hätte. Und sich auch dagegen gewehrt hatte, dass Helfer die Mutter in die Kapelle mitnahmen. „Sie ist serbisch-orthodox, das ist nicht ihr Glaube.“ Woran die Frau heute noch glaubt, kann niemand mehr fragen – sie leidet an einer schweren Form von Alzheimerdemenz, ist nicht vernehmungsfähig, muss nun ohne ihre Familie im Heim leben. Denn der Sohn steht unter Missbrauchsverdacht, gegen den Ehegatten besteht ein Besuchsverbot wegen häuslicher Gewalt. Nicht zuletzt deswegen macht sich Richter Gernot Kugi penibel auf die Suche nach der Wahrheit. Dafür braucht es demnächst noch weitere Zeugen. Der Prozess wurde vorerst vertagt.

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