„Besuchen Sie den Gletscher, solange es noch geht“, könnte man den Text der Band Geier Sturzflug von „Besuchen Sie Europa“ umtexten. Mit dem Unterschied, dass Europa länger existieren wird, als die Gletscher in Österreich. Neue Messungen ergaben auch in Oberösterreich ein schlimmes Bild, das schöner wirkt, als es ist.
Statistisch schaut’s am Hallstätter-Gletscher nämlich besser aus, als in Wirklichkeit. Denn der Abriss der Gletscherzunge erfolgte nach dem Mess-Stichtag und die Verkürzung um 84 Meter wird erst im nächsten Gletscherbericht amtlich. Und bis dahin läuft noch viel Schmelzwasser die Berge hinunter. Alle vier Gletscher am Dachstein haben heuer an Masse und Länge verloren, im Durchschnitt rund sieben Meter. Am ärgsten hat es den Großen Gosaugletscher (Bild) erwischt, der sich um 9,1 Meter zurückgezogen hat. Er steht auf dem neunten Platz der Eisriesen, die am meisten Länge verloren haben.
Minus 203,5 Meter in nur einem Jahr
Ganz vorne ist die Pasterze am Großglockner, die um 203,5 Meter kürzer geworden ist. Durchschnittlich verloren Österreichs Gletscher laut Alpenverein 23,9 Meter und das ist der dritthöchste Wert in der 133-jährigen Geschichte der Gletschervermessung des Alpenvereins. Nur ein Jahr zuvor war mit minus 28,7 Meter der negative Rekordwert aufgestellt worden, sechs Jahre zuvor wurde der Längenverlust mit 25,2 Meter angegeben.
Es gibt kein Vorwärts mehr
In den vergangenen zehn Jahren waren die Gletscher immer geschrumpft, im Jahr 2013/14 mit 10,3 Meter am geringsten. „Es gibt keinen Gletscher mehr, dessen Nährgebiet ihn auch nur annähernd erhalten würde“, sagt Gerhard Lieb, der die Messungen leitet. Noch in diesem Jahrhundert werden alle Gletscher weg sein.
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