Kreml rekrutiert:

„Ihr dürft Goldzähne & Schmuck der Leichen haben“

Ausland
05.04.2024 18:41

Ein durch seinen Kriegseinsatz begnadigter Ex-Wagner-Söldner und Tierarzt aus Sankt Petersburg zieht durch russische Strafkolonien und macht mit haarsträubenden Aussagen „Werbung“ für einen Einsatz an der Front. „Ihr könnt den Leichen die Goldzähne rausreißen, ihre Goldketten mitnehmen. Ihr könnt klauen und alles mit nach Hause bringen. Das russische Verteidigungsministerium wird Sie vor Fragen durch das Innenministerium schützen“, gibt er abgebrüht von sich.

Russische Journalisten fühlen sich bei Dmitri Karawajtschik an den Drogen kochenden Highschool-Lehrer Walter White aus der beliebten Fernsehserie „Breaking Bad“ erinnert. Es war ein „Hobby“ und Nebenverdienst – nämlich Amphetamine herstellen – die den Tierarzt Dmitri in den Gulag beförderten. Im finsteren Gefängnis wurde er für den Einsatz an der Front rekrutiert und war nach einem halben Jahr Morden und Blutvergießen in der Ukraine wieder ein freier Mann. Und in Russland ein Held.

Heute läuft Dmitri erhobenen Hauptes und mit Orden auf der Brust durch Straflager – er sucht Prigoschin-like „Nachschub“ für die Front, wie ein Häftling gegenüber dem US-Sender „Radio Free Europe / Radio Liberty“ verriet.

„Drecksäcke können Ruhm erlangen“
Im Gefängnis sei eine richtige Rekrutierung veranstaltet worden, bei der alle erscheinen mussten, erzählt der Insasse. Dmitri Karawajtschik sei stolz auf einem Podest gestanden, daneben sei ein Offizier gewesen, der stets mit dem Kopf nickte.

Sie (die Gefangenen, Anm.) brauche doch niemand mehr und auf etwas Gutes dürften sie wohl nicht mehr hoffen, holte Dmitri aus. Aber im Krieg könnten richtige Drecksäcke und komplette Loser Ruhm erlangen, meinte er demnach geradeheraus und prahlte, dass Kiew ein Kopfgeld in Höhe von 250 Millionen Rubel auf ihn ausgesetzt habe. Praktischerweise habe er sogar ein Maschinengewehr mit nach Hause nehmen dürfen, so Dmitri.

Hier ist Dmitri Karawajtschik zu sehen:

Krieg als „große Chance“ verkauft
„Geht an die Front und lasst es krachen. Reißt den Leichen ihre Goldzähne heraus, ihr könnt auch ihre Goldketten mitnehmen. Ihr könnt klauen und alles mit nach Hause nehmen, versuchte er die verzweifelten Männer zu überzeugen. „Der Krieg ist eure große Chance“, fuhr er wie ein Motivationstrainer fort. „Ihr könnt stehlen, töten, machen was ihr wollt und werdet reich. Vielleicht kehrt ihr nie wieder nach Hause zurück. Aber ihr werdet auf alle Fälle jede Menge Spaß haben“, schockierte Dmitri mit seiner skrupellosen Art. Auch bei den Insassen sei das nicht gut angekommen, gab der Häftling zu. Nur ein einziger habe sich für den Einsatz an der Front verpflichtet.

Keine Begnadigungen mehr
Im Februar vergangenen Jahres war dem mittlerweile verstorbenen Söldnerchef Jewgeni Prigoschin die Möglichkeit genommen worden, im Gefängnis Soldaten für die Front zu rekrutieren. Seitdem ist das russische Verteidigungsministerium am Ruder. Für die Gefangenen hat sich dadurch alles nur zum Schlechteren verändert. Statt einer Begnadigung nach sechs Monaten in der Ukraine sind die Verträge mittlerweile unbefristet – offiziell muss gedient werden, bis die Kampfhandlungen vorbei sind. Auch wird ihnen seither die Haftstrafe nicht mehr erlassen, sondern die verbleibende Zeit lediglich zur Bewährung ausgeschrieben. Von einem freiwilligen Einsatz kann ebenfalls nicht mehr die Rede sein – vielmehr werden die Insassen heute mit Druck und Zwang ins Verderben geschickt.

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