6000 Zuschauer verfolgten Freitagabend mit Einbruch der Dämmerung die atemberaubende Schlacht am Rettenbachferner in Sölden. Eine kulturelle Show, die jedes Mal aufs Neue fasziniert.
Von frühester Zeit an scheinen das Römische Reich und die Metropole Karthago durch ein feindseliges Verhältnis belastet, das in seiner sagenhaften Dimension auf die Geschichte von Dido und Aeneas zurückgeht. Doch da passierte etwas Dummes: Aeneas glaubt, Karthago sei Rom, dies sei damit gemeint gewesen – und dankt es der Venus hundertmal: So prächtig wie dieses Karthago war, so hätte er Rom niemals hingekriegt. Und dann noch diese Königin! Venus rast vor Eifersucht: Ich sagte: „Finde das bessere Troja“, nicht, „Heirate diese Kuh“. „Gründe Rom – das ist der Plan!“
Tatkräftige Unterstützung aus der Luft für das Heer
Hannibal hat es nicht verlernt. Auch im Jahr 2024 nach Christus zieht er wie einst 218 vor Christus mit seinem Heer über die Alpen. In den Zweiten Punischen Krieg. Die 60.000 Soldaten von damals sind heute Skifahrer, Tänzer, Skidoo- und Motocrossfahrer, die Elefanten Pistenbullys; und Unterstützung bekommt der karthagische Feldherr 2024 auch aus der Luft: von Paragleitern, Flugzeugen der Red-Bull-Flotte und einem Bundesheer-Hubschrauber.
Gespickt ist das – mit der tollen Stimme von Harald Krassnitzer erzählte – Werk mit bekannten Sagern wie „Harry, fahr doch mal den Wagen vor“ (aus der Krimireihe Derrick, Anm.). Pokémon-Karten werden zur Motivation unter den Soldaten verteilt, auch die zwei italienischen Fußballlegenden Maldini und Simeone müssen im Kampf um Rom einlaufen. Und „Breaking News“ sowie TV-Duelle inklusive nacktem Hintern, übertragen von Karthago TV, dürfen in Zeiten wie diesen selbstverständlich ebenfalls nicht fehlen.
Idee von Ernst Lorenzi und Didi Mateschitz & Lepka
Das Werk von Regisseur Hubert Lepka und Initiator Ernst Lorenzi (der Sölder hatte in den späten 1990er-Jahren zusammen mit seinem Freund Didi Mateschitz die Idee dazu) hat die Besucher einmal mehr in seinen Bann gerissen. Die 6000 Besucher, darunter auch 100 „Krone“-Leser, kamen am Rettenbachferner aus dem Staunen nicht heraus. Kein Wunder: Explosionen, spektakuläre Hubschrauber-Einlagen unmittelbar über den Köpfen der Zuseher, atemberaubende Manöver der Pistenbullyfahrer, ein (kontrollierter) Lawinenabgang, „brennende“ Paragleiter – das bekommt man in keinem Kino dieser Welt zu hören, sehen und spüren. Und das alles mitten in der wunderbaren Natur auf 3000 Metern. Insgesamt 70 Minuten Gänsehaut-Feeling pur.
Hannibal muss man einmal gesehen haben
Was da in Sölden wieder geboten wurde, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Man muss es einfach gesehen haben. Alle, die zum ersten Mal dabei waren, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein großes Lob den Initiatoren: Sölden und Red Bull haben die Alpenquerung Hannibals gemeinsam mit dem Künstlernetzwerk Lawine Torrèn erneut gewaltig in Szene gesetzt. Das Wetter – ein wichtiger Akteur – hat ebenfalls alles gegeben. Man darf sich schon auf 2026 freuen. Denn auch wenn die Geschichte dieselbe bleibt – jede Aufführung ist einzigartig. Aber Achtung: Das Schauspiel hat wahrlich Suchtpotenzial.
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