Längst vergessen und kaum angebaut, erlebt die Archesorte Lungauer Tauernroggen auch dank Peter Löcker eine Rückkehr auf den Feldern.
Peter Löckers Getreidefelder in St. Margarethen sind schon grün, während der Schnee zumindest die Spitze des Katschbergs noch im Griff hat. Dort hat sich der Tauernroggen trotz kühler Temperaturen bereits zehn Zentimeter aus dem Boden gekämpft. Er wächst nur hier im Lungau und ist an die rauen Bedingungen auf 1000 Höhenmetern bestens angepasst.
Dem 62-jährigen Bio-Landwirt und seinem Verein „Lungauer Arche“ ist es zu verdanken, dass diese alte Getreidesorte überhaupt noch existiert. Anfang der Neunziger Jahre holte Löcker einen 50-Kilo-Sack mit Roggenkörnern bei einem Landwirt und säte ihn aus. War er damals der einzige im Bezirk, bauen mittlerweile 15 andere das Getreide wieder an.
Zu den Hochzeiten Anfang der Fünfziger waren es allerdings über 200 und der Tauernroggen eine gewöhnliche Getreidesorte. Als es die ersten Mähdrescher gab, kamen die nicht mit den zwei Meter langen Halmen klar. „Und in der Landwirtschaft wurde es wichtiger, einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen“, erklärt Löcker. Der Lungauer Tauernroggen verschwand von den Feldern und geriet immer mehr in Vergessenheit.
Die Vorteile alter Sorten werden wiederentdeckt
Nun entdecken Landwirte wie Löcker die Vorteile wieder: „Der Tauernroggen ist für diese Gegend gezüchtet, er ist die widerstandsfähigste Getreidesorte Europas“, meint der stolze Bio-Landwirt. Wetterumschwünge machen dem Roggen wenig aus, nur Hagel oder Starkregen verträgt er nicht. Erst nach fünf Jahren braucht es auf dem Feld einen Fruchtwechsel. Ende September werden die Roggenkörner auf fünf Hektar ausgesät.
Über Herbst und Winter wächst das Getreide einige Zentimeter, schießt nach den Eisheiligen im Mai regelrecht und wächst den Löckers mit zwei Metern über den Kopf: „Im Frühling sind es fünf Zentimeter am Tag. Ende Juli können wir schon mähen“, erklärt Löcker. Die Körner werden in der Mühle auf dem Biohof Sauschneider zu Mehl, Elisabeth Löcker (60) bäckt Brot und macht Nudeln, die es im Hofladen zu kaufen gibt.
Alles Bio, versteht sich. Für Löcker war der 50-Kilo-Körner-Sack der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Er hofft, dass es ihm andere Lungauer Landwirte gleichtun und das Bewusstsein für Altbewährtes wieder steigt.
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