Die Montforter Zwischentöne gehen ins zehnte Jahr Ihres Bestehens. Der Wettbewerb um den „Hugo“ ist besonders begehrt – und war auch bei der heurigen Ausgabe wieder ein Highlight.
Mit dem mittelalterlichen Sänger Hugo von Montfort fing alles an. Denn er ist der Namensgeber des „Hugo“, ein Wettbewerb für innovative Konzertformate, den die Montforter Zwischentöne (MZT) ausrichten und der inzwischen der wichtigste seiner Art im deutschsprachigen Raum ist. In diesem Jahr haben sich 42 Teams aus sieben Ländern beworben. Ihr Thema, von den MZT vorgegeben, war „Ich/Wir“.
Zum Pitch am Freitag im Alten Hallenbad in Feldkirch wurden schließlich vier Teams zur Endausscheidung geladen. Sie präsentierten jeweils einen zehnminütigen Teaser dessen, was, im Falle des Gewinnes, am 29. November im Pförtnerhaus Feldkirch im Verlauf einer ganzen Stunde gezeigt werden würde. Nach jeder der Kurzvorführungen diskutierten – unter der stets sympathischen Moderation von Andrea Thilo – drei Experten des Konzertmanagements. In diesem Jahr waren es Anja Christine Loosli von den Schlossfestspielen Thun (Schweiz), Marie-Sünje Schade vom Konzerthaus Dortmund und Mathis Huber von der styriarte Graz.
Als erstes der vier Teams erlebte man vier Herren aus Freiburg (D), die sich „Konglomerat“ nennen. Sie brachten einen großen Ball mit, der, von dreien von ihnen bearbeitet, auf Mannshöhe anwuchs und wieder zusammenschrumpfte. Dazu liefen ein abstrakter Film und Musik bzw. Geräusche vom Band. Die unvorstellbar vielen Sinneseindrücke, denen jeder Mensch ausgesetzt ist, wurden hier elektronisch verarbeitet. Mit Wahrnehmung hat auch das geplante Konzert zu tun, das das Publikum mit Vorhängen von den Musikern abschirmen will, um sich erst zum Ende hin zu zeigen.
Ganz anders präsentierten sich „Die Pflastersteine“ aus Linz, vier Studentinnen und Studenten der musikalischen Elementarerziehung. Ein Pflasterstein für sich ist sinnlos, erst viele zusammen nützen etwas, so ihre Antwort auf das Motto „Ich/Wir“. Es war eine sehr sympathische Performance mit Live-Musik, Bewegung und Body-Percussion, wo im Falle der kompletten Aufführung auch das Publikum zum Mitmachen gebracht werden soll. „Könige der Herzen“, nannte sie Mathis Huber ein wenig ironisch in seinem Statement, nicht die einzige originelle Wortmeldung des steirischen Biobauern und Festivalleiters.
Es folgte die Gruppe „FL!K“, eine Gruppe aus Erlangen, Nürnberg und Leipzig. Ihr Motto war „der rote Faden“, und ihre Idee die Einbeziehung von Alltagsgegenständen zur Klangfindung, dazu Musik aus verschiedenen Epochen von Telemann über Jazz bis zu Peter Eötvös. Ein großer Rahmen mit einer Membran stand auf der Bühne, wo sich davor und dahinter jemand bewegte. Schließlich stieß einer die Membran durch – und die Menschen reichten sich die Hände. Ein berührender Moment!
Das vierte Ensemble „cryptic“ kam aus Hamburg. Es verschmolz Freejazz mit englischer Lyrik und wies in beklemmender Steigerung – und schließlich einem besänftigenden Ende – auf unsere Umweltprobleme hin.
Spannend war die Auswertung: Gewonnen hat „FL!K“, doch in der Publikumswertung konnten „Die Pflastersteine“ noch etwas aufholen. Das Gewinnerteam erhält 1000 Euro Preisgeld und 5000 Euro Produktionsbudget. Ob das nicht ein bisschen mager ist, ist nur eine der Fragen, die bei diesem Format offen sind. Zum Schluss sei nochmals Mathis Huber zitiert: „Bei aller Kritik, die wir hier üben: Es ist ein großes Geschenk, dass junge Menschen uns hier in ihre Persönlichkeit blicken lassen und ihr Herz öffnen.“
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