In den vergangenen Jahren hatte es häufig Differenzen zwischen der Familie Jukic und dem Verband gegeben. Das Fass zum Überlaufen hat offensichtlich Dinkos Verhalten am Rande der EM heuer in Debrecen gebracht.
Nach dem Ausscheiden aller Österreicher am Vormittag des letzten Tages ging es um eine vorzeitige Abreise des Teams. Laut Delegationsleiter Helmut Tröbitsch habe Jukic ihn "vor fast allen Trainern und Schwimmern" angeschrien: "Wenn nur ein einziger Schwimmer Debrecen vorzeitig verlässt, reiße ich dir und dem Verband den Arsch auf!" Auch zwei weitere Funktionäre habe er bei einem "heftigen Wortwechsel" beschimpft. Jukic hätte laut Tröbitsch gesagt, außer in London "nie mehr für Österreich" starten zu wollen. Das Team (auch Jukic) verließ schließlich vorzeitig die EM.
Dieser Vorfall (und nicht etwaige Kritik an Trainingsbedingungen) führte zu dem Disziplinarverfahren gegen Jukic, das nach Vorkommnissen in London laut Präsident Paul Schauer erweitert wurde. Nach Olympia, wo Jukic über 200 Meter Delphin als Vierter bester österreichischer Einzelsportler war, fällte das dreiköpfige Verbandsgericht sein Urteil.
Demnach erhält Jukic von Beginn der Ausstellung des Urteils eine einjährige Sperre, zehn Monate unbedingt, zwei Monate bedingt. Sollte der Verbandstag in Linz am 15. September das Urteil nicht kippen, fällt Jukic heuer für die Kurzbahnsaison (EM, WM) und 2013 vielleicht für die WM aus.
OSV vor Scherbenhaufen
Aber ohnehin will Jukic dann, wie er in London nach seinem letzten Olympia-Einsatz (Platz neun über 100 Meter Delphin) der "Krone" gesagt hat, aufhören. An einen Start für Kroatien, woher die Familie Jukic einst aus den Wirren des Bürgerkriegs nach Wien geflüchtet war, denke er nicht.
Nach dem Rücktritt von Markus Rogan, der in seiner Karriere 34 internationale Medaillen gewonnen hat, und der Jukic-Sperre steht der österreichische Verband zumindest sportlich derzeit vor einem Scherbenhaufen. Die nachrückende Generation ist noch nicht reif für internationale Medaillen.
Abrechnung mit Schauer
Jukic rechnet in einem "News"-Interview mit dem Verband und vor allem mit Schauer ab: "Der Präsident kämpft eben um jeden Posten und schlägt dabei um sich. Im Moment beruhen viele Entscheidungen im Verband auf der Willkür eines einzelnen Menschen." Und: "Für manche Funktionäre ist Sightseeing wichtiger als Sport."
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