Der Mann bringt das Geld heim, die Frau das Essen auf den Tisch und die Kinder ins Bett: Unser Weltbild von anno dazumal hat ja längst ausgedient. Wie aber schaut es mittlerweile bei Österreichs Paaren aus – einige Generationen später, bei Boomern, Millennials und Co.? Wer hat da in welchen Bereichen die Hosen an? Wir haben uns für Sie schlaugemacht!
„Früher fanden sich mehr Paare bereits in jüngeren Jahren, als das heute der Fall ist“, weiß Demograf Bernhard Riederer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaft (ÖAW). Auch die Art des Kennenlernens hat sich verändert: Bei der Generation der Millennials spielt im Gegensatz zu den Boomern Online-Dating eine große Rolle. Und: Die Stellung der Frau verändert sich gerade bei den Jungen immer mehr.
Konkret haben sich „in den 1960er-Jahren geborene Männer und Frauen noch häufiger bei der Ausbildung oder in der Arbeit kennengelernt“, berichtet Riederer von der aktuellen „Generations and Gender“-Studie von Forschern der ÖAW, der Uni Wien und der Universität Salzburg.
Bei den jüngeren Generationen gewinnt hingegen das World Wide Web an Bedeutung: „So haben zwei von zehn in den 1990er-Jahren geborenen Personen ihren ersten Partner oder ihre erste Partnerin über das Internet kennengelernt.“
Außerdem sind nicht eheliche Partnerschaften häufiger geworden, nach Scheidungen kommt es zu neuen Eheschließungen. „In Summe ist aber auch festzuhalten, dass der Anteil jener, die nie in einer Beziehung waren, bei den Menschen in Österreich ab einem gewissen Alter nur noch sehr gering ist“, so Riederer.
Es gibt zwar nach wie vor mehr Paare, bei denen der Mann eine höhere berufliche Position einnimmt als die Frau. Jedoch ist es bei den Jüngeren bereits häufiger anders herum.
Dr. Bernhard Riederer, ÖAW/Uni Wien
Bild: Simunics/ÖAW
Außerdem setzen Österreicher heutzutage auf Ebenbürtigkeit: „In vielen Aspekten sind sich die Partner sehr ähnlich“, führt der Experte aus. „Bei sieben von zehn Paaren beträgt der Altersunterschied weniger als fünf Jahre. Bei mehr als 80 Prozent der Befragten wurden beide im selben Land geboren.“
Und auch, wenn man die Bildung der Paare betrachtet, „so gilt vielmehr ,Gleich und Gleich gesellt sich gern‘ als ,Gegensätze ziehen sich an‘“, weiß der Forscher.
Frauen im Beruf auf dem Vormarsch
Es gibt aber auch Ausnahmen, bei den Berufen etwa: Zwar arbeiten Frauen und Männer nach wie vor häufig in unterschiedlichen Branchen und in Führungspositionen sind Frauen noch immer unterrepräsentiert. „Daher gibt es insgesamt mehr Paare, bei denen der Mann eine höhere berufliche Position einnimmt als die Frau“, sagt Riederer.
„Auffallend ist jedoch, dass es bei den Jüngeren (18 bis 29 Jahre) bereits häufiger andersherum ist“, hebt der Demograf hervor: „Hier macht sich also bemerkbar, dass die Frauen zunehmend höhere Bildungsabschlüsse aufweisen als die Männer.“
Paare mit unterschiedlichem Geburtsland höher gebildet
Was die Herkunft betrifft, zeigt die Umfrage der Forscher aus Wien und Salzburg, dass bei 70 Prozent der Paare beide Partner in Österreich geboren sind. Außerdem ist bei heterosexuellen Paaren die Bildung beider besonders hoch bei jenen Paaren, bei denen nur ein Teil des Paares hier geboren wurde.
Und der Altersunterschied ist größer bei jenen Paaren, bei denen nur der Mann in Österreich auf die Welt gekommen ist.
Gesprochene Sprache überrascht
Interessant ist, dass „bei neun von zehn Paaren zu Hause überwiegend Deutsch gesprochen wird“, sagt Riederer. Und das liege nicht nur daran, dass Deutsche die größte Gruppe an Zuwanderern in Österreich sind oder an den Paaren, bei denen zumindest ein Partner hier geboren ist.
Denn, so der Forscher, „auch ein guter Teil der Paare, in denen beide nicht in Österreich geboren wurden, spricht zu Hause Deutsch – vor allem, wenn beide aus unterschiedlichen Ländern kommen“.
Was die Zukunft bringen dürfte
Die Forscher der ÖAW, Uni Wien und Universität Salzburg gehen davon aus, dass sich das steigende Bildungsniveau der Frauen auch in Zukunft weiter bemerkbar machen wird.
„Ebenso könnte der Anteil an Paaren, in denen zumindest eine Person Migrationshintergrund aufweist, ansteigen“, meint Riederer. „Und der Trend, dass sich die Menschen erst später binden und eine Familie gründen, dürfte sich fortsetzen. Diese Entwicklungen könnten die Vielfalt bei den Paaren weiter erhöhen.“
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