Riesenaufregung um Bauvorhaben im Zentrum der steirischen Landeshauptstadt: Just am Hauptplatz, im Herzen des Unesco-Welterbes, ist die Renovierung eines Jahrhunderte alten Hauses geplant, Veränderung des Daches inklusive.
Als gelernter Grazer weiß man, der Welterbe-Titel ist quasi sakrosankt, und die Altstadtschützer der ASVK wachen über das UNESCO-Prädikat wie die sprichwörtlichen Haftlmacher. Nun, zumindest sollte man das meinen. Denn immer wieder sorgen Ausnahmen für Aufregungen oder es werden Auflagen erlassen, die nie umgesetzt werden.
„Wie lässt sich das vereinbaren?“
Nun machen wieder Gerüchte um ein Projekt die Runde, wo sich viele die Frage stellen, wie sich das mit den strengen ASVK-Bestimmungen vereinbaren lässt. Just am Hauptplatz, in dem laut Altstadterhaltungsgesetz als Schutzzone 1 deklarierten Gebiet, wo eben als Teil des UNESCO-Welterbes die strengsten „Spielregeln“ gelten, soll ein Haus umgebaut werden. Es handelt sich dabei um das sogenannte Bürgerhaus „Zum großen Christoph“ (das Fassadenfresko zeigt eben den heiligen Christophorus) aus dem 17. Jahrhundert.
Wie es heißt, sollen die altehrwürdigen Gemäuer von Grund auf renoviert werden – und ganz oben ein Gastronomiebetrieb samt spektakulärer Dachterrasse einziehen. „Ja, zumindest ist das unser erstes Ansuchen gewesen – allerdings wurde dieses Konzept von der ASVK nicht genehmigt“, erklärt Eigentümer Albin Schwarz.
„Haus wird quasi historisch rückgebaut“
Nun sollen Wohnungen errichtet werden, Veränderungen der für den UNESCO-Titel maßgeblichen Dachlandschaft inklusive. „Wir werden Gauben bauen, so wie sie früher auch vorhanden waren. Das Haus wird quasi historisch zurückgebaut – wir bringen auch die Fenster in ihren ursprünglichen Zustand. Das Haus wird eine richtige Perle“, ist Schwarz überzeugt.
Die Grazer-Altstadtsachverständigenkommission (ASVK) ist ein Kollegialorgan, das aus 8 Mitgliedern, 8 Ersatzmitgliedern und 2 beratenden Juristen besteht, die von der Landesregierung für die Dauer von 5 Jahren bestellt werden. Aktueller Vorsitzender ist Architekt Alfred Bramberger.
Seit vier Jahren (!) liegt das Vorhaben beim Bauamt. „Eigentlich wollte ich schon alles hinschmeißen, aber es ist ein Herzensprojekt. Mittlerweile sind vom Denkmalamt bis zur ASVK alle positive Stellungnahmen da – wir warten jetzt auf den Baubescheid.“ Dem Vernehmen nach soll es in der Kommission aber zu heißen Diskussionen gekommen sein, letztlich haben sich eben jene Kräfte durchgesetzt, die dem Umbau grünes Licht gegeben haben.
UNESCO beobachtet Situation
Mit Argusaugen verfolgt man die Ereignisse in der steirischen Landeshauptstadt natürlich auch bei der UNESCO. „Wichtig ist vor allem die visuelle Integrität in die historische Dachlandschaft. Wir stehen diesbezüglich im Austausch mit der Baubehörde“, erklärt Florian Meixner von der österreichischen Kommission.
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