Für ihr angeblich allerletztes Studioalbum ist die US-amerikanische Rockband Blue Öyster Cult, die vor kurzem ihr 50-jähriges Bestehen feierte, tief in die eigene Vergangenheit eingetaucht. Die Gruppe, die, abgesehen von einigen Kulthits wie „(Don‘t Fear) The Reaper“ oder „Godzilla“, nie wirklich im Mainstream angekommen ist, hat für „Ghost Stories“ Jahrzehnte alte, verschollen geglaubte Tonbänder aus dem Archiv geholt.
Ähnlich wie zuletzt bei den Beatles wurden die Aufnahmen mit den Möglichkeiten künstlicher Intelligenz nun entstaubt und die Songs fertiggestellt. Fast alle Tracks auf „Ghost Stories“ wurden ursprünglich in der goldenen Ära der Gruppe zwischen 1978 und 1983 aufgenommen.
Auftrieb der Bandlegenden
Die Sänger und Gitarristen Eric Bloom und Donald Roeser alias Buck Dharma sind die letzten verbleibenden Mitglieder von Blue Öyster Cult aus dieser Zeit. Aber auf dem neuen Album sind auch ihre Ex-Kollegen, Schlagzeuger Albert Bouchard, sein Bruder und Multiinstrumentalist Joe Bouchard sowie der schon gestorbene Rhythmusgitarrist und Keyboarder Allen Lanier zu hören.
Der frühere BÖC-Produzent George Geranios, der bei einigen ihrer wichtigsten Alben die Regler bedient hatte, grub die antiken Bänder aus, an deren Aufnahme er selbst beteiligt war. Von einigen der zuvor unveröffentlichten Songs existierten sogar mehrere Takes. Andere waren stark mitgenommen, manche gar nicht mehr brauchbar. Der langjährige Manager und Co-Produzent Steve Schenck und Multiinstrumentalist Richie Castellano, der seit 2004 zur Band gehört, zeichneten für „Ghost Stories“ hauptverantwortlich. Sie digitalisierten die alten Bänder, sezierten die Tonspuren und füllten die Lücken.
Bewusste Ergänzungen
„Es gab fantastische Klavierpassagen, wo Allen einfach typisches Allen-Lanier-Honky-Tonk-Piano spielt“, erzählt Castellano in einem Video auf dem Youtube-Kanal der Band. „Die Hälfte fehlte, aber ich konnte in etwa hören, wie die Passagen waren.“ Die fehlenden Noten ergänzte Castellano selbst am Klavier – originalgetreu, wie er betont. „Ich habe nichts eingebaut, was er nicht gespielt hat.“ Hier und da griff Castellano auch in die Saiten, wenn die Tonqualität nicht ausreichte. Ein paar Schlagzeug-Klänge wurden ebenfalls ergänzt.
Im Ergebnis klingen Songs wie „Late Night Street Fight“, „Soul Jive“ oder „The Only Thing“ tatsächlich so, als stammten sie von einem Blue-Öyster-Cult-Album vergangener Zeiten. „Ghost Stories“ hat damit einen angenehm nostalgischen Sound. Gelungen sind auch die Coverversionen von „Kick Out The James“ (im Original von MC5) und „We Gotta Get Out of This Place“ (Eric Burdon And The Animals). Der letzte Track „If I Fell“ fällt klanglich etwas aus dem Rahmen. Kein Wunder, denn er wurde als einziger 2016 aufgenommen. Auch wenn „Ghost Stories“ nach Angaben der Band das letzte Studioalbum ist, wollen Blue Öyster Cult auch in Zukunft weiter auf Tournee gehen.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.