Immer wieder Liechtenstein: Im verschwiegenen Fürstentum existiert eine weitere Stiftung, mit der sich Finanzjongleur Benko frühzeitig gegen eine mögliche Pleitewelle absichern wollte. Dieser Stiftung gehört über Zwischengesellschaften die mondäne Villa Ansaldi am Gardasee.
Es ist kein leichtes Unterfangen, im finanzmaroden Firmenreich der Finsternis den Überblick zu bewahren: Ende November meldete die Signa Holding als oberste Konzerngesellschaften Insolvenz an. Ende Dezember schlitterten mit der Signa Prime und der Signa Development die beiden wesentlichen Kerngesellschaften in die Pleite. Mitte März trat Signa-Gründer René Benko als privater Unternehmer in Innsbruck den Weg zum Konkursgericht an, Ende März die ebenfalls in Tirol sitzende Familie Benko Privatstiftung, in der die mittlerweile wertlosen Signa-Anteile geparkt sind. Auf ihr lastet eine erstaunliche Schuldensumme: 1,14 Milliarden Euro.
Konkurs-Tsunami
Wer der Spur des Geldes folgt, kommt rasch zu dem Schluss: Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis mit der Laura Privatstiftung die zweite in Innsbruck ansässige Stiftung der Benkos vom Konkurs-Tsunami erfasst werden könnte. Denn laut Recherchen von „Krone“ und „News“ wurden vor dem großen Crash noch mehr als 50 Millionen Euro von der Signa Holding in ebendiese Laura Privatstiftung verschoben. Diese Millionenüberweisung wird die Ermittler der Soko Signa in den nächsten Monaten wohl noch intensiver beschäftigen.
Doch René Benko hat versucht, eine Absicherung gegen diese Pleitewelle einzubauen. Am diskreten Finanzplatz Liechtenstein. Dort steht – wie letzte Woche berichtete – nicht nur der Geld- und Goldbunker seiner Ingbe-Stiftung. Dort sitzt auch eine zweite, sehr diskrete Privatstiftung. Und bei dieser wurde pikanterweise ein juristischer Schutzwall gegen einen Konkurs-Tsunami eingebaut, wie Recherchen von „Krone“ und „News“ ergeben.
Ihr Name: Arual.
Ihr Name, von hinten nach vorne gelesen: Laura.
Die Laura gründet die Arual-Stiftung
Aus öffentlichen Quellen wie dem Liechtensteinischen Firmenbuch sind über dieses Benko-Vehikel keine nennenswerten Daten zu beziehen. Vertrauliche Unterlagen belegen jedoch, dass die Arual 2008 bereits gegründet wurde. Stifterin: Benkos österreichische Laura Privatstiftung. Zwischenzeitig saßen zwei schillernde Personen im Beirat der Stiftung: Benkos enger Vertrauter Heinz Peter Hager, seit vielen Jahren der Südtirol-Statthalter der Signa. Und Eduardo Leemann, einst Chef der Schweizer Falcon Bank, die mit Benkos Signa Geschäfte machte und nach einem Geldwäscheskandal behördlich geschlossen wurde.
Wie ist nun dieser Benko-Schutzwall aufgebaut? Das geht aus einem Gutachten der Steuerberatungskanzlei TPA hervor, das von Benkos langjähriger Weggefährtin Karin Fuhrmann erstellt wurde. Darin heißt es unter anderem: „Die wirtschaftliche Stifterin ist laut den Unterlagen die Laura Privatstiftung.“ Besonders bemerkenswert: „Das Beistatut sieht vor, dass die österreichische Laura Privatstiftung alleinige und ausschließliche Erstbegünstigte ist. Für den Fall, dass die Laura Privatstiftung nicht mehr existiert oder dass Exekution auf das Vermögen der Laura Privatstiftung geführt wird, sind natürliche Personen als Anwartschaftsberechtigte auf die Begünstigung der Stiftung vorgesehen.“
Das bedeutet: Sollte nach der Familie Benko Privatstiftung auch die zweite Österreich-Stiftung namens Laura in den Konkurs schlittern, kommen aus der Arual keine Zuwendungen mehr an die Laura Privatstiftung. Dann würden natürliche Personen bedacht werden. Ein juristischer Schutzwall gegen den Signa-Konkurs-Tsunami. Für den Fall, dass die Pleitewelle auch Benkos Laura Privatstiftung mitreißen sollte.
Prunkstück Villa Ansaldi
Das Immobilien-Glanzstück der Arual Stiftung ist übrigens die bekannte Villa Ansaldi am Gardasee, die über Gesellschaften in der Schweiz bzw. Luxemburg gehalten wird und der Signa Holding bis zur Insolvenz als Italien-Repräsentanz diente. Jachthafen, Hubschrauberlandeplatz und barocker Park inklusive. Die Arual hielt diese Liegenschaft über eine Schweizer bzw. eine Luxemburger Gesellschaft, die für die Villa Ansaldi eine Jahresmiete von 420.000 Euro verlangte; der effektive Mietzins sollte sich jedoch aufgrund hoher Investitionen der Signa Holding auf 240.000 Euro pro Jahr reduzieren.
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