In Österreich werden mehr als 50 Milliarden Euro jährlich für Gesundheit ausgegeben. Das entspricht 5585 Euro pro Einwohner. Leider fließt nur ein verschwindet kleiner Teil in die Information über Lebensstilmaßnahmen, die das Krebsrisiko senken. Aber auch der einzelne muss sich bewusst für einen gesunden Alltag entscheiden.
Experten vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (D) haben insgesamt 440.000 Personen im Alter von 35 bis 84 Jahren mit Krebserkrankungen auf Risikofaktoren, deren ursächlicher Zusammenhang mit der Krebsentstehung als gesichert gilt, analysiert. Ihre Schlussfolgerung lautet: 37,4 Prozent der beobachteten Krebserkrankungen sind zum Großteil auf vermeidbare Lebensstilmaßnahmen zurückzuführen.
Ernährung, Bewegung, Stress
„Zu den wichtigsten Faktoren zählen neben Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und das mit beiden letztgenannten Faktoren verbundene Übergewicht“, erklärt Univ. Prof. Dr. Heinz Ludwig vom Wilheminen Krebsforschungsinstitut in Wien.
Beide Autoren halten ihre Ergebnisse für zu niedrig geschätzt, da es für manche Risikofaktoren keine oder wenig allgemein akzeptierte Daten gibt. Dazu zählen Sonnenstrahlen, chronischer Stress, sowie die Rolle von Krebsvorsorge-Untersuchungen.
Vorsorge wichtiger als gedacht
„Als Beispiel für den letztgenannten Punkt ist die Krebsvorsorge-Untersuchung bzgl. des malignen Melanoms anzuführen. Eine solche kann in Einzelfällen zur frühzeitigen Diagnose des schwarzen Hautkrebs führen“, so der Onkologe. Der für eine wissenschaftlich gesicherte Empfehlung für eine Vorsorgeuntersuchung erforderliche Beweis (Nachweis einer deutlichen Verringerung der Sterbefälle durch Melanom aufgrund regelmäßiger Untersuchungen der Haut) ist bis dato allerdings nicht verfügbar.
Im Gegensatz dazu wurde für die Vorsorge-Koloskopie eine deutliche Reduktion der Sterbefälle an Kolonkarzinom (Darmkrebs) nachgewiesen.
Sowohl Eigenverantwortung als auch umfassende Information über Präventionsmöglichkeiten durch das Gesundheitssystem sind gefragt.
Univ. Prof. Dr. Heinz Ludwig, Onkologe in Wien
Viele Faktoren schwer abzubilden
Andere Faktoren, wie die Integration in ein tragfähiges soziales Netz, sinnstiftende Tätigkeiten, zum Beispiel ein Ehrenamt, oder bewusst gesetzte Maßnahmen wie Fasten oder vegane Ernährung, sind statistisch schwer abzubilden. Deren Dauer und Intensität sind oft großen Schwankungen im Lauf des Lebens unterworfen.
Impfprogramme nutzen
Prof. Ludwig: „Zu den empfohlenen Lebensstilmaßnahmen zählt auch die Bereitschaft, die Vorteile von Impfprogrammen zu nutzen. So sind wir in Österreich noch weit vom Ziel einer 90 Prozent-Durchimpfungsrate mit HPV-Impfstoffen entfernt. Wir würden damit nicht nur das Auftreten von Zervixkarzinom (bösartige Tumoren des Gebärmutterhalses), sondern auch jene von anderen Tumoren des Genitalbereichs (Vulva-, Penis), Anal- und HNO-Karzinome, deutlich reduzieren. Auch sollte die in Österreich angebotene Grundimmunisierung gegen Hepatitis B langfristig Leberkrebs reduzieren.“
Empfehlungen umsetzen, Krankheit verhindern
Eine strenge Umsetzung der erwähnten Empfehlungen würde vielen Menschen die Diagnose Krebs und die damit verbundenen Beschwerden, Belastungen und allfällige Lebenszeitverkürzung ersparen.
Auch Herzkreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wären im Abnehmen begriffen. Damit könnte der Bedarf an Diagnose- und Therapieeinrichtungen massiv reduziert werden.
Gesundheitssystem wird geschont
„All dies lässt sich in einer einfachen Formel ausdrücken: Ein gesundheitsbewusster Lebensstil kann Leben retten und als Nebeneffekt wertvolle Ressourcen für das Gesundheitssystem einsparen“, so Prof. Ludwig.
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